Für Fans von Steven Spielberg, seinem Meisterwerk Unheimliche Begegnung der dritten Art oder die Leser von InsideKino ist dieser Beitrag tatsächlich etwas Besonderes: Wir waren nämlich am Devils Tower, dem Schauplatz eines Erstkontakts zwischen Menschen und Außerirdischen, zumindest im besagten Film.
Wyoming ist heutzutage ein erzkonservativer Staat, doch vor über hundert Jahren waren sie in vielen Dingen Vorreiter. 1872 wurde Yellowstone zum ersten Nationalpark der Welt ernannt, und 1906 wurde der Devils Tower das erste National Monument der USA. Als Wyoming noch ein Territorium war, führte es bereits 1869 als erstes Gebiet Amerikas das Frauenwahlrecht ein, später war es der erste Staat, der eine Friedensrichterin und 1925 sogar eine Gouverneurin hatte.
Weil es nur eine begrenzte Anzahl von Parkplätzen am Devils Tower gibt, wollten wir möglichst früh dort sein, doch das hat leider nicht geklappt. Aus Gründen. Wir tragen erst gegen zehn Uhr ein, was sich aber als Vorteil erweisen sollte, war es bis gegen elf nämlich noch ziemlich bedeckt. Den markanten Felsen konnte man bereits aus 25 Kilometern Entfernung entdecken, aus der Nähe ist er jedoch noch um einiges beeindruckender.
Es gibt zwei Wanderwege, die jeweils um den Teufelsturm herumführen, der eine ist asphaltiert und wird von den meisten Besuchern in rund zwanzig Minuten begangen, der andere führt in einem weiten Bogen um den Felsen herum, bringt den Wanderer bis hinunter ins Tal, dann wieder hinauf, durch eine knallrote, zerklüftete Felsenlandschaft, bis man unter Schnaufen und Stöhnen endlich wieder den Fuß des Devils Towers erreicht. Eine anstrengende Wanderung, die sich aber auf jeden Fall lohnt, wird man doch mit einigen spektakulären Ausblicken auf den Turm und das sich vor ihm ausbreitende Tal belohnt. Leider wagen sich nur wenige Besucher an diese Wanderung heran, uns sind lediglich sechs weitere Leute begegnet.
Spielbergs Film wird übrigens nirgends erwähnt, zumindest konnte ich keinerlei Hinweise entdecken. Den Rangern dürfte der Bezug vermutlich egal sein, ihnen geht es nur darum, den Besuchern etwas über die Besonderheit der Stätte, die von vielen Ureinwohnern als heiliger Berg betrachtet wird, zu vermitteln. Entstanden ist der Turm übrigens durch Lava, die sich keinen Weg an die Erdoberfläche bahnen konnte und daher unterirdisch erkaltete. Als die umliegenden Gesteinsschichten im Laufe der Zeit erodierten, blieb die Lava zurück.
Aber zurück zum Film: Im Souvenirladen gibt es nur einige allgemeine Alien-Artikel, wie man sie auch in der Nähe der Area 51 findet. Wahrscheinlich ist es eine Rechte-Frage. UFOs haben wir auch nicht gesehen, aber dafür einige niedliche Präriehunde, die unterhalb des Turms residieren. Leider waren die putzigen Pelztiere etwas kamerascheu (meine Bilder sind so unscharf wie die Fotobeweise von Aliens), aber ein Schnappschuss ist mir dann doch gelungen …
Nachdem wir zweieinhalb Stunden lang gewandert waren, machten wir uns wieder auf den Weg. Zwei Wasserfälle standen noch auf unserem Programm, die am Rande des Spearfish Canyon National Scenic Byways zu finden sind. Der Bride Veil Falls schien jedoch etwas wenig Wasser zu führen, war aber problemlos zu erreichen, während man zum Spearfish Falls einige Minuten laufen musste. Dafür war er der hübschere von den beiden.
Ursprünglich hatten wir vorgehabt, noch eine aufgelassene Goldmine zu besuchen, stießen dabei jedoch auf einige Schwierigkeiten. Schon seit Tagen zickt unsere Navigations-App herum, zuerst hat sie ihre Stimme verloren, bzw. flüstert inzwischen ihre Anweisungen, so dass man sie nicht mehr verstehen kann, dann löschte sie immer wieder einige Zwischenstopps oder weigerte sich, sie anzusteuern. Wie diese Mine beispielsweise. Als wir darauf beharrten, dorthin fahren zu wollen, schickte sie uns mitten in ein Wohngebiet und behauptete, wir hätten unser Ziel erreicht. Vermutlich hätten wir es auch auf eigene Faust gefunden, aber inzwischen hatte das Visitor Center geschlossen. So blieb uns leider der Blick auf die 2438 Meter tiefe Mine verwehrt. Na ja, am Ende ist es auch nur ein gewaltiges, rundes Loch im Boden.
Stattdessen fuhren wir weiter nach Deadwood, dem Ort einer gleichnamigen Fernsehserie, die frei der Historie des Ortes nachempfunden ist. Als 1874 in der Gegend Gold gefunden wurde, setzte ein gewaltiger Run ein, der die Einwohnerzahl des Örtchens rund zwei Jahre später auf angeblich bis zu 25.000 anschwellen ließ. Drei Jahre dauerte der Boom, dann zerstörte ein Feuer weite Teile der Stadt, die sofort wieder aufgebaut wurde, diesmal mit vielen Zielsteingebäuden, von denen viele noch heute stehen.
Deadwood war bekannt für seine Gesetzlosigkeit, und der berühmteste Mord war jener an Wild Bill Hickcok, der am 2. August 1876 hinterrücks während einer Pokerpartie erschossen wurde. Eine Tafel markiert heute das Haus, in dem die Tat geschah, eine weitere, nur wenige Türen weiter, wo der Täter gefasst wurde. Das Blatt, das Hickcok in der Hand hielt, heißt seitdem übrigens Dead Man’s Hand.
Der Mord wird heute als touristisches Spektakel mehrmals am Tag nachgestellt. Auch sonst ist die Stadt voll und ganz auf die Vermarktung ihres historischen Erbes eingestellt, die Hauptstraße ist, dank der Einnahmen aus dem lizensierten Glücksspiel, liebevoll restauriert, und in fast jedem Gebäude befindet sich ein Restaurant, eine Bar, ein Kasino oder ein Souvenirshop. Man kann diese Kommerzialisierung verdammen oder gutheißen, die Stadt hat es auf jeden Fall geschafft, ihren Charme zu behalten. So gesehen ist das Geld aus dem Glücksspiel gut angelegt.
Von Deadwood aus ging es weiter nach South Dakota, genauer gesagt nach Rapid City, wo wir die nächsten vier Tage verbringen werden. Unterwegs fielen uns die zahlreichen Werbetafeln am Highway auf, die die üblichen Restaurants und Hotels bewarben, darüber hinaus aber auch auffallend oft medizinische Dienste, Krankenhäuser oder ähnliches. Eine Werbung pries die Vorzüge von Brustimplantaten an, direkt daneben hing die Reklame für eine religiöse Einrichtung, die uns empfahl, auf Jesus zu vertrauen. Eine weitere Tafel nannte die Telefonnummer einer vierundzwanzigstündigen Hotline für Gebete. Und dann gab es überdurchschnittlich viele Reklamen fürs Militär. Was sagt das alles wohl über die Menschen in diesem Staat?
Damit endete unser Tag, wir bezogen unser Hotel am Stadtrand, von dem aus wir in den nächsten Tagen einige Ausflüge unternehmen werden, und besorgten uns einen Imbiss aus der Filiale einer gegenüberliegenden Fast-Food-Kette, von der wir vor unserer Ankunft in Wyoming noch nie gehört hatten. Viel Auswahl gibt es fußläufig leider nicht, und wir waren zu müde, noch einmal in die Stadt zu fahren.