Es gibt eine gute und schlechte Nachricht. Ich gehöre ja zu den Menschen, die lieber zuerst die schlechte hören wollen, damit die gute dann etwas tröstlicher ist, daher: Pi Jays Corner geht in die Sommerpause – bis Oktober.
Daher gibt es heute eine letzte Filmempfehlung zum Wochenthema „starke Frauen“ von mir für ein klassisches Cheerie-Movie, das bei Prime Video abrufbar ist.
Dream Horse
Jan (Toni Collette) ist eine Supermarktkassiererin in einem kleinen Örtchen in Wales, deren Kinder aus dem Haus sind und deren Ehe mit Brian (Owen Teale) etwas eingeschlafen ist. Als der ortsansässige Steuerberater Howard (Damian Lewis) von seiner Beteiligung an einem Rennpferd-Syndikat vorschwärmt – die ihn allerdings an den Rand des Ruins getrieben hat – kommt Jan auf die Idee, selbst ein Rennpferd zu züchten. Immerhin hat sie früher schon sehr erfolgreich Brieftauben und Hunde gezüchtet …
Cheerie-Movies handeln meist von hoffnungslosen Außenseitern, die mit Zuversicht, Ausdauer und der sturen Weigerung, das Offensichtliche zu akzeptieren, zuvor Unvollstellbares erreichen. Oder zumindest an dem Versuch persönlich wachsen und neues Selbstvertrauen gewinnen. Ein besonderes Händchen für dieses Genre haben stets die Briten gehabt, die es schon immer verstanden haben, den sozial Benachteiligten eine Stimme in diesen Filmen zu geben, man denke nur an die strippenden arbeitslosen Stahlarbeiter aus Ganz oder gar nicht.
In diesem Fall geht es um eine Dorfgemeinschaft aus Wales, um die es wirtschaftlich nicht allzu rosig bestellt ist. Der Ort hat an Bedeutung verloren und die Menschen die Hoffnung, der Grund dafür wird jedoch nicht so recht ersichtlich, hat aber nichts mit dem Brexit zu tun, denn die wahre Geschichte, die dem Film zugrunde liegt, hat sich bereits vor über zwanzig Jahren zugetragen.
Der Pferderennsport ist in allen Bevölkerungsschichten beliebt, das Züchten dieser Pferde ist jedoch in erster Linie etwas für Leute mit hohen Einkommen, wie beispielsweise der Queen. Daneben gibt es jedoch auch Syndikate, in denen sich mehrere Menschen zusammentun, um ein Pferd für den Rennsport zu unterhalten. Die Idee von Jan und Howard ist jedoch insofern revolutionär, als sich rund 30 Menschen zusammenschließen, die jeweils zehn Pfund pro Woche in das Pferd investieren, um davon das Training und den Unterhalt zu bezahlen. Jedem war klar, dass dies eher ein Verlustgeschäft werden würde, selbst wenn das Pferd den einen oder anderen Gewinn holen würde, doch sie haben es dennoch versucht, weil sie sich davon etwas mehr Lebensfreude versprochen haben.
Tatsächlich geht es in dem Film nicht ausschließlich um die Karriere des Rennpferds, das den Namen Dream Alliance erhält. Diese spielt zwar eine große Rolle und sorgt auch für etliche spannende und emotionale Momente, aber im Kern geht es um Jan, Howard und die anderen Besitzer. Hier gelingen Regisseur Euros Lyn und seinem Drehbuchautor Neil McKay einige interessante Miniaturen. Manche Figuren wie der kauzige Kerby (Karl Johnson) erscheinen zwar ein wenig wie typisch britische Stereotype, man schließt sie aber dennoch ins Herz. Große charakterliche Wandlungen sucht man zwar vergebens, aber die Geschichten werden warmherzig und liebevoll erzählt.
Das alles ist weder neu noch sonderlich originell, aber gut gemacht und solide umgesetzt. Ein gelungenes Cheerie-Movie.
Note: 3
Und zuletzt noch die gute Nachricht: Die überaus beliebte Kolumne Mark G. und Pi Jay in La-La-Land kehrt zurück. Morgen früh startet unser Flieger nach Kalifornien, und wenn alles glatt läuft und wir nicht in Quarantäne landen, wird am Wochenende der erste Beitrag online gehen. Bis Anfang August werden es allerdings keine Tagesberichte sein, sondern sporadische Meldungen aus La-La-Land, bevor wir dann aufbrechen werden in den Wilden Westen. Bleibt also dran und genießt den Sommer!