Boss Level

B-Film muss keine abfällige Bezeichnung sein. Es gibt durchaus unterhaltsame B-Filme, die zwar in puncto Budget, Besetzung oder Special-Effects nicht mit den Top-Produktionen aus Hollywood konkurrieren können, aber wunderbar unterhalten.

Wie ich auf diesen Zeitschleifen-Actionfilm gekommen bin, kann ich gar nicht mehr sagen, aber der Trailer sah ordentlich aus, und auch wenn dieses Storyelement gerade inflationär benutzt wird, bietet es doch viele Möglichkeiten. Den Film findet man bei Prime Video. Und hätte es Blood Red Sky nicht gegeben, hätte dies sogar die Joe Carnahan-Woche werden können …

Boss Level

Roy (Frank Grillo), ein ehemaliger Elitesoldat, erwacht jeden Morgen mit einer Blondine im Arm – und mit einem Attentäter, der ihn mit einer Machete angreift. Kaum hat er diesen abgewehrt, wird er von einem Hubschrauber aus beschossen, muss fliehen, liefert sich eine wilde Verfolgungsjagd mit schießwütigen Auftragsmörderinnen und wird über kurz oder lang von ihnen oder ihren diversen schrägen Kollegen zur Strecke gebracht – um wieder in seinem Bett aufzuwachen. Doch eines Tages erinnert er sich, dass seine Ex-Frau Jemma (Naomi Watts), die an einem geheimen Projekt für ihren machtgierigen Boss (Mel Gibson) arbeitet, ihm ein Buch mit einem Hinweis hinterlassen hat, wie er sich aus der Zeitschleife befreien kann …

Filme dieser Art sind, ähnlich wie Romantische Komödien, leider sehr vorhersehbar und erfordern fast immer eine gewisse Form der Erlösung von ihrem Protagonisten. Fast immer geht es auch um bestimmte Versäumnisse oder charakterliche Defizite, denen er oder sie sich stellen muss, und Boss Level bildet da keine Ausnahme. Roy ist ein gerissener Typ, draufgängerisch und taff, aber auch ziemlich egoistisch. Lieber ist er in irgendeinen Krieg gezogen, als daheim mit Frau und Kind Familie zu spielen, weshalb sein Sohn nicht einmal weiß, dass er sein Vater ist. Ganz klar, dass sich dies ändern muss.

Leider bleibt Roy als Figur recht unzugänglich, und Frank Grillo ist kein so begnadeter Darsteller, dass er die Defizite des Drehbuchs von Chris Borey, Eddie Borey und Regisseur Joe Carnahan wettmachen könnte. Grillo legt Roy als einen Buster Keaton des Gemetzels an, der stoisch jeden Gewaltakt erträgt, selbst vor keiner Brutalität zurückschreckt, vor allem aber immer wieder selbst den Tod findet. Auch das ein typisches Merkmal der Zeitschleifengeschichte: Jede Figur rutscht dabei in eine depressive Phase ab, in der ihr alles egal ist, selbst das Ende der Welt.

Die Geschichte beginnt recht unterhaltsam mit einer Actionsequenz, die in immer neuen Variationen zu sehen ist. Carnahan inszeniert sie souverän und temporeich, stößt aber wie gewohnt rasch an seine Grenzen. Fast alles hätte noch ein bisschen schräger, witziger und einfallsreicher sein können, und hier erkennt man deutlich, dass es sich bei der Produktion „nur“ um einen B-Film handelt. Was aber dem Spaß keinen sonderlichen Abbruch tut. Vor allem wenn Roy beginnt, nach einem Ausweg aus seinem Dilemma zu suchen, und wie ein Detektiv versucht, die Ursachen für seine Situation auszumachen, gewinnt die Story deutlich an Spannung und nimmt sogar ein, zwei unerwartete Wendungen.

Alles in allem kein Meisterwerk, aber ein solides, unterhaltsames und stellenweise spannendes Genrestück mit reichlich Action. Perfekt für einen lauen Sommerabend.

Note: 3

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.