Was mich an Top Gun immer ein wenig irritiert hat, war die Tatsache, dass die Flieger zur Marine gehören. Vielleicht gibt es einen triftigen Grund dafür, dass die Figuren keine klassischen Piloten der Air Force sind, sondern Kampfpiloten der Navy, vielleicht dachte man auch einfach nur, dass es besonders cool aussieht, wenn sie von Flugzeugträgern starten.
Passend zum gestrigen Beitrag habe ich mir noch Sully angeschaut, der auch mit Flugzeugen und Wasser zu tun hat, außerdem ist es erneut ein Film von Clint Eastwood, der demnächst bei Prime Video verschwindet, und ich hatte, trotz guter Kritiken, bislang nie Lust, ihn zu sehen. Grundsätzlich bin ich kein Fan davon, reale Ereignisse, die erst vor wenigen Jahren stattgefunden haben, in fiktionalisierter Form noch einmal zu erleben, aber inzwischen ist die spektakuläre Notlandung auf dem Hudson auch schon wieder 13 Jahre her, also warum nicht?
Sully
Im Januar 2009 gerät ein Flugzeug kurz nach dem Start in New York in einen Vogelschwarm und muss auf dem Hudson notlanden. Dank der Erfahrung von Kapitän Chesley „Sully“ Sullenberger (Tom Hanks) können alle Passagiere gerettet werden, doch in der folgenden Untersuchung der Ereignisse werden Fragen laut: Wäre es nicht sinnvoller und weniger gefährlich gewesen, das Flugzeug zu einem nahen Flughafen zu steuern, anstatt auf dem Fluss notzuwassern?
Vermutlich jeder erinnert sich an diese spektakuläre Notlandung und vor allem den Namen des Helden, der damals um die Welt ging. Dass es keine Tote und nur wenige Leichtverletzte gab, obwohl Notlandungen auf dem Wasser immer extrem heikel und gefährlich sind, grenzte an ein Wunder. Umso schwerer mag man glauben, dass Sully von den Behörden so unter Druck gesetzt wird wie im Film.
Tatsächlich wurde er das auch nicht, was in den USA zu einer Kontroverse um den Film geführt hat. Man kann jedoch verstehen, dass Drehbuchautor Todd Komarnicki und Regisseur Clint Eastwood mit den Ermittlern der Flugsicherheitsbehörde einige Antagonisten einführen wollten, die Sullys Fähigkeiten anzweifeln und damit seine Heldentat schmälern. Als hätte er das Flugzeug nicht auf dem Fluss gelandet, weil ihm keine andere Wahl blieb, sondern weil er damit möglichst viel Aufmerksamkeit erregen wollte. Sogar der reale Sully hat sich gegen diese Version der Ereignisse ausgesprochen.
Man kann einiges also als dramaturgische Krücke abtun, die der Film eigentlich gar nicht nötig hätte. Sicher, viel Handlung gibt es nicht, zumal der Ablauf der Ereignisse weitgehend bekannt ist, dennoch gelingt es Eastwood, das Beste aus dem Wenigen herauszuholen. Der Film beginnt mit Sullys Alpträumen, in denen die Notlandung einen ganz anderen Verlauf nimmt, und folgt weitgehend der Sichtweise des Kapitäns, der aufgrund der Untersuchung Angst um seine berufliche Existenz bekommt, aber niemals an seinen Entscheidungen zweifelt, und öffnet sich später auch anderen Perspektiven. So kommt man einigen wenigen Passagieren näher und erlebt den Tag aus ihrer Sicht, was wesentlich emotionaler und unmittelbarer erlebbar ist als der eher technische Ablauf im Cockpit.
Dank dieser unterschiedlichen Perspektiven, darunter auch der eines Fluglotsen, die jedoch nie zu viel Zeit einnehmen, gelingt es Eastwood, sich der Katastrophe auf mehreren Ebenen und stückweise zu nähern, bis man gegen Ende hautnah selbst im Flugzeug dabei ist. Für Menschen mit Flugangst (wie mich) eine beklemmende Sequenz.
Alles in allem ein spannender Film, der sich zwar einige Abweichungen von den realen Ereignissen erlaubt, dafür aber erfreulich nüchtern und ohne falsches Pathos von einem bodenständigen Helden des Alltags berichtet.
Note: 2-