Nächste Woche startet die neue Pixar-Produktion Lightyear, den ich mir höchstwahrscheinlich auch im Kino ansehen werde – im Gegensatz zu den letzten drei Filmen, bei denen ich keine Gelegenheit dazu hatte, weil sie auf Disney+ gestreamt wurden. Ich habe bereits anlässlich meiner Kritik zu Rot darüber geschrieben, dass deshalb der Haussegen bei Disney/Pixar schiefhängt, und man darf gespannt sein, ob sich die Wogen nun wieder glätten werden.
Es gibt immer noch einige Animationsfilme auf meiner endlosen Watchlist, und vergangenes Wochenende konnte ich endlich einen davon nachholen, der bereits vor einem Jahr bei Disney+ erscheinen ist.
Luca
Luca ist ein Meerjunge, der vor der Küste Italiens aufwächst und für seine Familie Fische hütet. Immer wieder findet er auf dem Meeresgrund Dinge, die die Menschen verloren haben, und so wächst in ihm die Neugier auf dieses unbekannte Land und seine Bewohner, vor denen ihn seine Eltern jedoch warnen. Als er eines Tages auf den unangepassten Alberto trifft, entdeckt er, dass die Meeresbewohner sich an Land in normale Menschen verwandeln können, und er schließt sich ihm an. Alberto wünscht sich nichts sehnlicher als eine Vespa, Inbegriff grenzenloser Freiheit, und Luca übernimmt diesen Traum. Um an eine solche zu gelangen, brauchen sie jedoch Geld und müssen an einem Wettkampf teilnehmen, der aus Schwimmen, Radfahren und Pasta essen besteht. Dumm nur, dass die beiden sich bei der Berührung mit Wasser wieder in Meerwesen verwandeln …
Bella Italia! Gäbe es dieses Land nicht, müsste man es erfinden: seine tiefblauen Wasser, die pittoresken Dörfer und Städte, das Essen … Wer einmal dort war, den zieht es immer wieder hin, und daher kann man die Faszination der Meermenschen gut nachvollziehen. Regisseur Enrico Casarosa hat hier seine eigenen Kindheitserinnerungen verarbeitet, oder vielleicht auch eher die seiner Eltern, denn der Film lässt stark die Welt der Fünfziger und Sechziger aufleben, als Vespas stark das italienische Lebensgefühl prägten.
Es ist unmöglich, sich dem Zauber dieses Films zu entziehen, der auf sommerlich leichte Art vom Erwachsenwerden erzählt. Wir alle haben Erinnerungen daran, wie endlos sich die Sommer der Kindheit angefühlt haben, wie grenzenlos die Freiheit war, wie schnell man Freundschaften schloss und gemeinsam seine Umwelt erkundete, wie man immer mehr, den Warnungen der Eltern zum Trotz, seine Grenzen auslotete und dabei von den Gefährten und gemeinsamen Erlebnissen für ein ganzes Leben geprägt wurde.
Luca vermittelt all das und stellt dabei drei wunderbare Figuren vor: Neben dem neugierigen und wissbegierigen Luca und seinem draufgängerischen Freund Alberto spielt noch Giulia eine große Rolle, die den beiden Jungs hilft, sich auf den Wettkampf vorzubereiten. Als Scheidungskind ist sie wie Luca und Alberto eine Außenseiterin – und eine Intimfeindin des arroganten, gemeinen Ercole, der vor nichts zurückschreckt, um selbst den Wettbewerb zu gewinnen. Über weite Strecken ist der Film daher nicht nur ein typisches Coming-of-Age-Movie, sondern auch ein Cheerie-Film.
Das Motiv der Meermenschen, die von den Landbewohnern für Ungeheuer gehalten werden, passt sehr gut, um das Gefühl der Andersartigkeit zu beschreiben, das diese drei Außenseiter teilen und das auf vielfältige Weise interpretiert werden kann. Diese Andersartigkeit nicht zu verteufeln, sondern zu akzeptieren und zu tolerieren, ist die universelle, wenngleich nicht gerade originelle Botschaft des Films, an dem es nicht viel zu meckern gibt.
Note: 2