Baden-Baden war für mich bislang eher ein beschaulicher Kurort mit wunderschöner Architektur und vielen Russen, also quasi das deutsche Pendant zu Karlsbad. Das einzige Mal, das ich für ein Wochenende hier war, liegt rund fünfundzwanzig Jahre zurück, als ich zusammen mit meinem damaligen besten Freund das Haus seiner Eltern gehütet habe. Da sie außerhalb wohnten, habe ich leider nicht viel von der Stadt zu Gesicht bekommen.

Aber Baden-Baden steht auch für Kino, genauer gesagt für die KINO 2022, und da die Münchener Filmwoche heuer ausfallen musste und wir im August zur Filmmesse Köln in den USA weilen werden, bot sich ein Besuch an. Am späten Montagnachmittag ging es los, und nach den Eröffnungsreden wurden die ersten Tradeshows abgehalten. Wie üblich konzentriere ich mich darauf, die vorgestellten Produktionen aufzulisten und ein paar Worte dazu zu verlieren.

Warner Bros. Discovery

Das Traditionshaus, das im nächsten Jahr sagenhafte hundert Jahre alt wird, hat seinen Namen geändert und ein neues Kapitel aufgeschlagen, es ist aber nach wie vor die Warner Bros., die wir alle kennen. Sehr schön war, dass das Hauptaugenmerk auf den lokalen Produktionen lag.

Die Geschichte der Menschheit – leicht gekürzt ist ein Episodenfilm, der sich an der Serie Sketch History orientiert und damit in die Fußstapfen von Mel Brooks‘ verrückte Geschichte der Welt tritt. Zu sehen waren der bereits bekannte Trailer sowie eine Szene.

Auch vom spannenden Weltkrieg II-Drama Die Täuschung wurde der bekannte Trailer präsentiert.

Elvis gehört zu den Produktionen, die bereits jetzt sehnsüchtig erwartet werden, und wenn einer ein außergewöhnliches Bio Pic aus dem Stoff machen kann, dann sicherlich Baz Luhrmann. Neben einem neuen Trailer war ein längeres Promo zu sehen, das phänomenal ankam.

DC League of Superpets ist ein pfiffiger Animationsfilm über die Haustiere von Superhelden, die ihre Kräfte verlieren, und gewöhnliche Tiere, die plötzlich welche erhalten. Gezeigt wurde ein Zusammenschnitt mehrerer Ausschnitte.

Over & Out ist ein deutsches Roadmovie der etwas anderen Art mit viel Frauenpower und einer Leiche, ein bisschen makaber, aber auch gefühlvoll. Zu sehen war ein Promo.

Es wurde viel Wert auf Counterprogramming gelegt, und so ging es mit einem handfesten Horrorfilm weiter: Salems Lot ist eine Neuverfilmung des bekannten Stephen King-Romans Brennen muss Salem. James Wan produziert. Gezeigt wurde ein schaurig-gruseliges Promo.

Don’t Worry Darling hat einen mesmerisierenden Trailer, der neugierig macht auf eine Geschichte, die entfernt an Die Frauen von Stepford erinnert und ebenfalls Ende der Sechzigerjahre spielt. Ein Psycho-Thriller von Olivia Wilde mit Florence Pugh und Harry Styles. Neben dem Trailer wurde ein Ausschnitt präsentiert.

Tausend Zeilen greift die wahre Geschichte von Claas Relotius auf, der einen der größten Skandale der letzten Jahre produzierte, als er Reportagen für den Spiegel fälschte. Michael Bully Herbig, der von der Leinwand grüßte, hat einen großartigen Film mit Elyas M’Barek daraus gemacht, zumindest legen das ein Promo sowie eine Szene nahe.

Mit Black Adam reiht sich Dwayne Johnson in die lange Liste von Hollywoodstars ein, die einen Superhelden spielen. Aus dem Promo war nicht viel über die Story zu erfahren, aber der Look sah gut aus.

Rheingold ist der neue Film von Fatih Akin, der uns in seinem Grußwort ein wenig über die Geschichte verriet: Es geht um den bekannten deutschen Gangsta-Rapper Xatar und seine Lebensgeschichte. Präsentiert wurden ein starker Ausschnitt sowie der Trailer.

Über Hui Buh und das Hexenschloss muss man nicht viel sagen, der Stoff ist bereits seit langem etabliert, und das Promo sah sehr solide aus.

Karoline Herfurth hat gerade erst Wunderschön in die Kinos gebracht (wenngleich mit langer Verspätung durch die Pandemie), da startet Ende des Jahres ihre neue Komödie. Einfach mal was Schönes erzählt die Geschichte einer Frau, die gerne ein Kind, aber nicht notwendigerweise einen Mann möchte. Auch hier wurden mehrere Ausschnitte gezeigt.

Die stillen Trabanten ist ein schön fotografierter Arthaus-Film über unterschiedliche Menschen und ihre Schicksale am Rande einer Großstadt. Regie führt Thomas Stuber, von dem In den Gängen stammt. Zu sehen war der Trailer.

Shazam! Fury of the Gods ist die lang erwartete Fortsetzung des launigen Superheldenfilms, und das Promo verspricht genauso viel Spaß wie Teil 1.

Das Promo und die präsentierte Szene von Oskars Kleid von Florian David Fitz über einen Vater und sein transsexuelles Kind kamen beim Publikum hervorragend an. Das wird der perfekte Film zum Jahresende.

Wann wird es wieder so, wie es nie war ist eine Bestsellerverfilmung nach Joachim Meyerhoff über einen Jungen, der auf dem Gelände einer Psychiatrie aufwächst und erinnert in seiner Skurrilität ein wenig an die Bücher von Augusten Burroughs. Das Promo sah vielversprechend aus.

Als Schmankerl zum Abschluss gab es noch den Trailer von The Flash, der ein Wiedersehen mit einigen Superhelden von DC bietet. Ein Fest für die Fans.

X-Verleih

Wie immer präsentierte der Berliner Verleih seine Produktionen im Rahmen der Warner Bros.-Tradeshow.

Glück auf einer Skala von 1 bis 10 ist ein ungewöhnliches französisches Roadmovie, das von der Freundschaft zwischen einem körperlich Behinderten und einem gestressten Manager erzählt. Der gelungene Trailer richtet sich klar an das Publikum von Ziemlich beste Freunde.

Alfons Zitterbacke – Endlich Klassenfahrt! ist die Fortsetzung des DDR-Kultklassiker-Remakes.

Die Känguru-Verschwörung begann mit einer Grußbotschaft des Bestsellerautors Marc-Uwe Kling und endete mit einem neuen Trailer, der sehr gut beim Publikum ankam. Wer schon immer den Verdacht hatte, dass Kängurus heimlich die Welt regieren, wird hier auf seine Kosten kommen.

DCM

Auch DCM konzentrierte sich auf einige wenige Highlights:

Call Jane ist ein beklemmend aktuelles Drama zum Thema Abtreibung in den USA, spielt aber Ende der Sechzigerjahre. In den Hauptrollen Elizabeth Banks und Sigourney Weaver. Der Trailer sah sehr gut aus.

Die Legende vom Tigernest entführt in eine fremde Welt und handelt von einem Waisenjungen, der ein Tigerjunges rettet. Gezeigt wurde ein Promo.

Ausführlicher vorgestellt wurde Bibi & Tina: Einfach anders, der die Prime-Serie auf der großen Leinwand fortsetzt, wohin die Abenteuer auch gehören. Persönlich zu Gast waren Regisseur Detlev Buck und Hauptdarstellerin Katharina Hirschberg. Zu sehen waren nicht nur der Trailer, sondern zwei Ausschnitte.

Neue Visionen

Der frankophile Verleih präsentierte ebenfalls nur wenige, aber dafür ausgewählte Produktionen:

Schmetterlinge im Ohr ist eine französische Komödie über einen schwerhörigen Lehrer und hat einen sehr charmanten Trailer, der gut ankam.

Wie im echten Leben erinnert etwas an Günther Wallraffs Undercover-Aktionen, denn er handelt von einer bekannten Autorin (Juliette Binoche), die als Putzfrau das Milieu der Lohnsklaven erkundet. Zu sehen war der Trailer.

Monsieur Claude und sein großes Fest vereint einmal mehr das Ensemble des französischen Hitfilms – und feuert bereits im Trailer eine Menge Witze ab.

Unsere Herzen – ein Klang ist eine Doku über Chöre, und der Trailer besticht mit seiner zauberhaften Musik.

Tobis

Auch die Tobis feiert Jubiläum – ihren fünfzigsten Geburtstag – und das gleich mit mehreren Eigen- und Co-Produktionen.

Jagdsaison basiert auf einem dänischen Erfolgsfilm und erzählt die Geschichte dreier unterschiedlicher Frauen auf einem Jagdausflug. Gezeigt wurden der bekannte Trailer sowie der gesamte Film.

In einem Land, das es nicht mehr gibt beleuchtet ein Kapitel der DDR-Geschichte, über das man noch nie etwas gesehen hat: die Modeindustrie. Nach einer wahren Begebenheit wird die Story einer jungen Frau erzählt, die als Mannequin Karriere macht. Ein Trailer, der neugierig macht.

Meinen Hass bekommt ihr nicht basiert ebenfalls auf einer wahren Geschichte: Antoine Leiris verlor seine Frau 2015 bei den Anschlägen von Paris und sprach anschließend mit seinen Beiträgen in den sozialen Medien vielen Opfern und deren Angehörigen aus der Seele. Der Trailer verspricht einen sehr starken, berührenden Film.

The Magic Flute – Das Vermächtnis der Zauberflöte ist ein Fantasy-Abenteuerfilm für die ganze opernaffine Familie. In der märchenhaften Story gerät der Schüler eines Konservatoriums in die Welt von Mozarts Zauberflöte.

Damit endete der erste Tag. Oder zumindest beinahe, denn nach Jagdsaison wurde noch Massive Talent (Leonine) gespielt. Da wir aber eine extrem kurze Nacht hinter uns hatten, völlig übermüdet waren und noch diesen Beitrag verfassen mussten, haben wir auf die Filme verzichtet.