An den Trailer des Films aus dem Jahr 2008 kann ich mich noch erinnern, nicht an die Details der Geschichte, sondern vielmehr an den Eindruck, den er hinterlassen hat und der positiv war. Seitdem hatte ich immer wieder Interesse, den Film zu sehen, zumal der IMDb-Wert mit 6,8 gerade noch im akzeptablen Bereich liegt und die Besetzung überdurchschnittlich ist. Aber Interesse allein reicht nicht, man braucht auch Zeit, und jetzt war es endlich so weit …
Auf brennender Erde
Beim Brand eines Wohnmobils in der Wüste Arizonas sterben zwei Menschen: Nick (Joaquim de Almeida) und Gina (Kim Basinger), die eine Affäre miteinander hatten, von der ihre Ehepartner nichts wussten. Nach der Beerdigung kommen sich Nicks Sohn Santiago (J.D. Pardo) und Ginas Tochter Mariana (Jennifer Lawrence) näher und verlieben sich ineinander. Zwölf Jahre später hat Mariana ihren Namen in Sylvia (Charlize Theron) geändert und arbeitet in einem Restaurant in Oregon, als sie unvermittelt von der Vergangenheit wieder eingeholt wird.
Es ist möglich, dass ich mit dieser Inhaltsangabe bereits zu viel von der Geschichte verraten habe. Andererseits kommt man als Zuschauer relativ schnell dahinter, dass Sylvia und Mariana ein- und dieselbe Person sind, und weitere Aspekte der Story sollen hier nicht verraten werden.
Auf brennender Erde ist der Debüt-Langfilm des mexikanischen Drehbuchautors Guillermo Arriaga, aus dessen Feder u.a. Babel oder 21 Gramm stammen. Charakteristisch für seine Werke ist eine verschachtelte Erzählstruktur, die er auch hier anwendet. Die Geschichte springt ständig zwischen drei Zeitebenen hin und her, verknüpft dabei die Beziehungen von Nick und Gina einerseits und Santiago und Mariana andererseits mit den Umständen, die zwölf Jahre später das Leben von Sylvia auf den Kopf stellen. Die größte Herausforderung für den Zuschauer stellt in der ersten Hälfte dar, diese Fäden und Beziehungsgeflechte auseinander zu sortieren und in einen inhaltlichen Zusammenhang zu stellen. Das ist relativ einfach, und ebenso leicht ist es, sich den Teil der Story zusammenzureimen, der zunächst unerzählt bleibt. Denn Sylvia umgibt ein düsteres Geheimnis, das sie als Erwachsene dazu zwingt, sich selbst zu verletzen, sei es durch Ritzen oder erniedrigenden Sex mit wahllosen Partnern. Wenn sich eine Figur so selbstzerstörerisch und depressiv verhält, kann sie nur ein schweres Trauma in ihrer Backstory erlitten haben, und es gehört nicht viel Fantasie dazu, dies herauszufinden.
Kurz gesagt, die Geschichte ist sehr vorhersehbar und schafft es nicht eine Sekunde lang zu überraschen. Was nicht weiter schlimm wäre, würde sie packend oder flott erzählt, was aber nicht der Fall ist. Abgesehen von einem einzigen nennenswerten dramatischen Moment, den man schon nach den ersten Minuten voraussieht und der der Höhepunkt des Films ist, schleppt sich die Handlung so mühsam dahin wie ein verdurstender Esel in der Wüste. Die Schauspieler agieren durchweg solide, doch das Skript verweigert ihnen, dem Zuschauer tiefere Einblicke in ihre Psyche oder in ihre Emotionen zu gewähren.
Alles in allem ein halbgares, arg vorhersehbares Drama mit tollen Schauspielern und sehr vielen Längen. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, kann sich den Film auf Prime Video ansehen.
Note: 4+