Manchmal ist Timing alles. Dass Uncharted so erfolgreich läuft, verdankt der Film vermutlich in erster Linie, dass Tom Holland als Spiderman gerade ungeheuer beliebt ist und der Trailer vor seinem letzten Abenteuer als Spinnenmann lief. Aber darüber hinaus muss der Film auch eigene Qualitäten haben, sonst hätte er sich trotz allem nicht so gut gehalten, und ich habe ihn mir angesehen, um herauszufinden, wo diese liegen.
Uncharted
Nate Drake (Tom Holland) ist zusammen mit seinem Bruder im Waisenhaus aufgewachsen. Doch schon seit frühester Jugend sind die beiden, die behaupten, Nachfahren des Seefahrers Sir Francis Drake zu sein, von Schatzsuchen fasziniert. Angetan hat es ihnen vor allem der legendäre Schatz von Magellan. Jahre später lebt Nate als Barkeeper und Gelegenheitsdieb in New York, als er Sully (Mark Wahlberg) kennenlernt, einen Freund seines Bruders, der seit Jahren verschollen ist. Sully sucht ebenfalls nach Magellans Schatz und bittet Nate um Hilfe, doch mit Santiago Moncada (Antonio Banderas) haben sie dabei einen gefährlichen Gegenspieler …
Der Film basiert auf einer überaus erfolgreichen Videospielreihe und besitzt somit eine breite Fanbasis, die sich vermutlich auch für eine Geschichte über Nate Drake faszinieren lässt, wenn sie dabei selbst passiv bleiben muss. Die Idee, nicht die Spiele selbst zu verfilmen, sondern mit einer Art Prequel eine Origin-Story zu erzählen, ist ausgesprochen clever. Das Narrativ der Spiele wie des Films wird jedoch beibehalten und folgt der klassischen Schnitzeljagd, bei der die Protagonisten von einem Hinweis zum nächsten geführt werden, bis sie nach vielen Abenteuern und Hindernissen endlich ihr Ziel erreichen.
So weit, so simpel. Eine solche Story wird immer durch zwei Elemente belebt: sympathische Figuren und unvorhergesehene Wendungen. Dank Tom Holland, der wieder einmal seine übliche Performance als kecker, vorlauter und quirliger Kumpel von nebenan ablegt, ist der erste Punkt bereits erfüllt. Nate ist so cool und witzig, dass Mark Wahlbergs Sully dagegen hüftsteif und schwerfällig wirkt. Interessanterweise sollte Wahlberg ursprünglich selbst Nate Drake spielen, als das Projekt 2008 in die Entwicklung ging.
Ein Ermittlerteam funktioniert am besten, wenn es zwischen den beiden Figuren zu Spannungen inklusiver witziger Wortgefechte kommt. Die Autoren Art Marcum, Matt Holloway und Rafe Judkins bemühen sich redlich, und gelegentlich gelingen ihnen auch einige humorvolle Szenen, aber alles in allem will der komödiantische Funke nicht richtig zünden. Mit Chloe Frazer (Sophia Ali) wird das Duo schließlich zum Trio aufgestockt, wobei sich einige amouröse Verwicklungen andeuten, die aber so oberflächlich bleiben, dass man sie ignorieren kann.
Das gilt auch für die Schnitzeljagd, die über weite Strecken etwas einfallslos ist. Spannende Momente gibt es auch hier, aber so richtig funktioniert die Auflösung mancher Rätsel nur dank moderner High Tech-Ausstattung, so dass man sich fragt, wie die Seeleute vor einigen Jahrhunderten das Problem wohl gelöst hätten. Überraschungen gibt es ebenfalls keine, was den Film stellenweise etwas langatmig erscheinen lässt.
Es ist erstaunlich, wie viel Potential der Film hat – und bedenkenlos verschenkt. Das Duo Nate und Sully hätte witziger sein können, man hätte auch Chloe an Sullys Stelle setzen und erotische Spannungen einführen können. Und auch die Gegenspieler Banderas, der etwas lieblos abgeräumt wird, und Jo Braddock (Tati Gabrielle) bleiben viel zu blass und klischeebelastet.
Belohnt wird man immerhin mit einem einfallsreichen Showdown, der vermutlich als einziger in Erinnerung bleiben wird. Alles in allem ist Uncharted ein vergnüglicher Film, der witziger und unterhaltsamer hätte sein können, aber mit einer sympathischen Hauptfigur und einem tollen Finale punkten kann.
Note: 3-