Es gibt fast nichts Besseres als eine gute Tasse grüner Tee und dazu ein Stück Kuchen. Manchmal darf es auch Torte sein. Leider komme ich nicht so häufig zum Backen wie ich gerne Kuchen essen würde, aber zur Not tut es ja auch ein Keks (oder drei), und am Ende muss man all die Kalorien beim Sport wieder abtrainieren. Aber ist ja der Moment des Genusses, der zählt, und nicht das schlechte Gewissen danach.
Deshalb mag ich Filme, in denen es ums Essen geht, denn sie entführen uns auf Angenehmste in eine kulinarische Welt voller appetitlicher Gerichte und vollendeter Genüsse, und das völlig ohne Kalorien, schweißtreibender Küchenarbeit und blankliegender Nerven, weil gerade der Kuchen angebrannt ist. Dabei ist die Geschichte fast schon Nebensache …
Love Sarah
Nach dem Tod von Sarah (Candice Brown), einer renommierten Konditorin, steht deren beste Freundin Isabella (Shelley Conn) plötzlich mit einem gemieteten Ladenlokal und jeder Menge Schulden da. Der Traum vom gemeinsamen Konditorei-Café ist ausgeträumt. Doch Sarahs Tochter Clarissa (Shannon Tarbet), die nach dem Tod der Mutter in einer Krise steckt und ihre Tanzkarriere auf Eis gelegt hat, will den Traum nicht sterben lassen und bittet ihre Großmutter Mimi (Celia Imrie) um Hilfe. Gemeinsam eröffnen die drei Frauen das Café, das sie „Love Sarah“ nennen, und engagieren dafür Sarahs Ex-Freund Matthew (Rupert Penry-Jones), von dem Clarissa annimmt, dass er ihr Vater sein könnte …
Wer nichts wird, wird Wirt, weiß der Volksmund. Konditor wird man jedoch nicht einfach so, denn dafür braucht es eine fundierte Ausbildung oder zumindest großes Naturtalent und jede Menge Erfahrung. Die Rolle der Sarah wurde mit der Gewinnerin einer Staffel der TV-Sendung The Great British Bake Off besetzt, die im Vereinigten Königreich quasi-religiösen Charakter besitzt (die Serie, nicht die Bäckerin). Man fragt sich allerdings, warum gerade sie Sarah spielt, denn sie ist nur im Halbschatten oder als geisterhafte Reflektion am Ende zu sehen, wenn sie dem Unterfangen ihren Segen gibt, und erkennen dürfte sie ohnehin fast niemand.
Nicht einmal gebacken hat sie, da für das Food Design Yotam Ottolenghi verantwortlich zeichnet, der ebenfalls kultisch verehrt wird. Man mag darüber spotten, aber ich finde eine Welt, die Köche verehrt, sympathischer als eine, die Diktatoren oder Supermodels huldigt.
Und es sind dann vor allem auch die köstlichen Torten, Törtchen und anderen Süßigkeiten, die einen begeistern. Und damit ist eigentlich alles über das Drehbuch, die Schauspieler und die Regie gesagt. Das ist nicht abwertend gemeint. Die Schauspieler agieren allesamt solide, sogar gut, wie man es von Imrie und Penry-Jones gewohnt ist, und auch die Regie von Eliza Schröder ist gelungen.
Die meisten Schwächen hat das Drehbuch von Jake Brunger, das das Kunststück vollbringt, jedem brauchbaren Konflikt, der ansatzweise vorhanden ist, aus dem Weg zu gehen. Dabei liegt in der Familie einiges im Argen: Mimi hatte Streit mit Sarah, den sie vor deren Tod nicht aus dem Weg räumen konnte. Clarissa und Matthew rätseln beide, ob sie verwandt sind, was nach vielem Hin und Her aber schnell geklärt ist und dann keine Rolle mehr spielt. Natürlich gibt es auch ein paar amouröse Einlassungen, die so vorhersehbar sind wie die Gewichtszunahme nach dem Genuss zu vieler Törtchen.
Der Film ist durchaus unterhaltsam, er langweilt zumindest nicht, und es gibt sehr viele leckere Kuchen zu bestaunen. Und mal ehrlich: Wer braucht schon feurige Liebesgeschichten oder ernste Familientragödien, wenn er Food Porn haben kann?
Note: 3-
Der Film ist noch begrenzte Zeit bei Prime Video zu sehen.