Ursprünglich wollte ich am vergangenen Wochenende den zweiten Teil von Die Tribute von Panem sehen, aber dann ist etwas dazwischen gekommen, und ich musste meinen Kinobesuch verschieben. Dabei ist mir aufgefallen, dass der zweite Film bei uns den amerikanischen Original-Titelzusatz Catching Fire trägt, während der Roman Die Tribute von Panem: Gefährliche Liebe heißt. Den Originaltitel zumindest zur Hälfte beizubehalten, wobei Die Tribute von Panem im Original ja The Hunger Games genannt wird, spielt angesichts des bestens eingeführten Gesamttitels der Trilogie und des Erfolges der Reihe vermutlich keine allzu große Rolle. Außerdem ist der deutsche Buchtitel auch ziemlich beliebig. Dieser Titel-Wirrwarr ist aber keine Ausnahme bei uns.
Grundsätzlich ist es wohl ratsam, den deutschen Romantitel bei einer Verfilmung beizubehalten, auch wenn er mitunter stark vom Original abweicht, da er den größeren Wiedererkennungswert bei den Fans besitzt und die Liebhaber des Films vielleicht ermutigt, sich später das Buch zuzulegen. So ist Vielleicht lieber morgen zwar ein eher langweiliger Titel für einen tollen Film, der im Original The Perks of Being a Wallflower hieß, aber für den hatte sich damals der Verlag entschieden. Die Vorteile, ein Mauerblümchen zu sein, klingt auf Deutsch zugegebenermaßen auch nicht gerade poetisch…
Im Internetzeitalter, in dem sich viele Kinofans die aktuellen Trailer ansehen, sobald sie von den amerikanischen Studios herausgebracht werden und noch keinen deutschen Titel haben (können), spielt es vermutlich eine immer größere Rolle, die Originaltitel beizubehalten, um in einem immer unüberschaubarer werdenden Markt Orientierung zu bieten. Zusätze im Titel sind dabei manchmal nützlich, um den Zuschauern eine gewisse Hilfestellung zu geben, sich an einen Film zu erinnern, über den man vielleicht unter seinem Originaltitel etwas gelesen hat, oder sich überhaupt etwas darunter vorzustellen. Und manchmal lässt sich der deutsche Zusatz-Titel auch viel leichter an der Kasse aussprechen. The Grey – Unter Wölfen fällt mir dabei ein, da erinnert man sich schnell an den Film und weiß, worum es geht.
Manchmal wirkt der deutschen Unter-Titel auch wie eine zusätzliche Erklärung oder eine Marketingunterstützung. Wie bei Chronicle – Wozu bist du fähig? Oder The Watch – Nachbarn der dritten Art. Das kann man gelungen finden oder auch nicht. Mitunter entfernt man sich dabei auch sehr von dem Original, so wird aus dem schlichten Riddick der viel längere Titel Riddick – Überleben ist seine Rache, was schon beinahe wie ein Film aus den Siebzigern klingt.
Die Siebziger Jahre waren ohnehin ein Jahrzehnt der tolldreisten Titel, um sich einmal dem Slang jener Zeit anzunähern. So richtig kann man sich unter einem Film, der Auch die Engel essen Bohnen heißt, nichts vorstellen, erst wenn man weiß, dass Bud Spencer die Hauptrolle in dieser Action-Komödie spielt, ahnt man, woher der (Darm-)Wind weht. Und die Sexfilmwelle spülte dann Titel wie Unterm Dirndl wird gejodelt in die Kinos, die man heute nur in der Videoabteilung eines Erotikshops vermuten würde. Aber das nur nebenbei…
Schließlich gibt es von Zeit zu Zeit das Phänomen, dass ein Film mit einem englischen Titel einen anderen englischen Titel in der deutschen Kinoauswertung bekommt. So wurde aus Taken 96 Hours, obwohl sich auch 96 Stunden angeboten hätte. Teilweise kann man diese Entscheidung sogar nachvollziehen wie bei Heathers, aus dem damals Lethal Attraction wurde (vermutlich weil man eine Assoziation zu dem erfolgreichen Fatal Attraction herstellen wollte), sehr oft aber auch nicht wie zum Beispiel bei Bullet to the Head, der hierzulande zu Shootout mutierte. Warum auch immer.
Lustig finde ich, dass aus Captain America: The Winter Soldier nächstes Jahr The Return of the First Avenger werden soll (man kann sich die Gründe für das Zustandekommen des Titels sogar halbwegs zusammenreimen, was das Ganze natürlich nicht besser macht). Der nächste Teil heißt dann vermutlich The Third Adventure of The First Avenger…
Für sehr merkwürdig halte ich auch die Entscheidung, einem deutschen Film einen englischen Titel zu geben. Dass Friendship nicht Freundschaft hieß, kann man wenigstens noch ein bisschen nachvollziehen, aber Back to Gaya war dagegen ein kapitales Eigentor.
Zu guter Letzt gibt es noch das Phänomen, dass ein Film im Kino einen anderen Titel hat als bei seiner DVD-Premiere, um im Fernsehen später unter einem dritten Titel aufzutauchen. Und manchmal erscheint ein Film sogar unter allen drei Titeln im Fernsehprogramm (natürlich nicht zur selben Zeit), um die Verwirrung bei den Zuschauern noch größer zu machen. So firmierte die bizarre Science Fiction-Musical-Komödie Earth Girls Are Easy manchmal unter diesem Titel, manchmal aber auch als Mein Liebhaber vom anderen Stern oder sogar als Zebo der Dritte aus der Sternenmitte.
Ein weiteres Beispiel für eine deutsch-englische Titelkonfusion ist die Komödie, die im Original You May Not Kiss the Bride hieß und bei uns Küssen verboten! – Honeymoon mit Hindernissen. Warum ein doppelter deutscher Titel gewählt wurde, habe ich nicht ganz verstanden, weil Honeymoon mit Hindernissen eigentlich ganz nett klingt. Aber im Fernsehen wurde dann auch noch Voll verflittert daraus.
Küssen verboten! – Honeymoon mit Hindernissen / Voll verflittert
Bryan Lighthouse (Dave Annable) ist ein Fotograf, der sich auf putzige Bilder von Haustieren spezialisiert hat. Eines Tages erleidet die Katze einer Kundin einen Unfall, der Bryan angelastet wird, und zur Wiedergutmachung verlangt der Mann der Kundin etwas Ungewöhnliches: Bryan soll seine Tochter heiraten, die dringend eine Greencard benötigt. Da der Vater der Braut ein berüchtigter kroatischer Mafiaboss ist, bleibt Bryan nichts anderes übrig, als Ja zu sagen. Obwohl er geschworen hat, seine Frau Masha (Katherine McPhee) nicht anzurühren, verliebt er sich Hals über Kopf in sie. Doch bereits in den Flitterwochen droht neues Ungemach: Masha wird entführt…
Die Grundidee ist zwar etwas konstruiert, hat aber durchaus Charme und bietet Potential für hinreißende Komik. Tatsächlich gelingen dem Drehbuchautor Rob Hedden auch einige witzige Szenen – allerdings nur auf dem Papier, denn der Regisseur Rob Hedden ist leider nicht in der Lage, diese Einfälle auch gut umzusetzen. So stolpert der Held durch eine Geschichte, die immer bizarrer wird und der man nur mit viel gutem Willen folgen mag. Daran ändert auch der nette Gastauftritt von Kathy Bates nichts.
Note: 4-