Jahr für Jahr werden so viele Filme und Serien produziert, dass es unmöglich ist, den kompletten Überblick zu behalten. Selbst wenn man filmaffin ist und sich regelmäßig über Neustarts informiert, rutscht die eine oder andere Produktion einfach durchs Raster. So wie dieser kleine Film, der 2020 in den amerikanischen Kinos lief und bei uns vergangenes Jahr bei Sky erschien.
The Kid Detective
Als Zwölfjähriger war Abe Appelbaum (Adam Brody) ein genialer Detektiv, der zahlreiche kleinere Vergehen aufgedeckt und damit lokale Berühmtheit erlangt hat. Doch dann verschwand eines Tages seine Assistentin spurlos und ließ Abe ratlos und desillusioniert zurück. Zwanzig Jahre später arbeitet Abe immer noch als Detektiv und schlägt sich mit teilweise albernen Aufträgen herum. Doch dann taucht eines Tages die Schülerin Caroline (Sophie Nélisse) in seinem Büro auf und bittet Abe, ihr dabei zu helfen, den Mörder ihres Freundes zu finden …
Kinderdetektive gehören zu einem überaus beliebten Typus der Kinderliteratur, und auch als Erwachsener kann man dem altklugen Charme eines Mini-Sherlock Holmes durchaus etwas abgewinnen. Aber was passiert mit einem Kinderdetektiv, wenn er erwachsen ist? Für alle, die sich schon mal diese Frage gestellt haben, gibt es diesen Film, geschrieben und inszeniert von Evan Morgen.
Man lernt Abe zu Beginn des Films als Kind kennen und beobachtet ihn dabei, wie er einen Fall nach dem anderen löst, die meisten eher harmlos, aber er deckt auch Diebstähle auf und landet dadurch auf den Titelseiten der Lokalpresse. Alles verändert sich jedoch, als ein düsteres Verbrechen geschieht, das seinen Schatten über die idyllische Kleinstadt wirft. So wie Abe auch zwanzig Jahre später nicht über das Verschwinden seiner Freundin hinweg ist und die Leere und das Gefühl der Enttäuschung mit Alkohol und Drogen betäubt, hat sich auch die Stadt nicht von dem Verbrechen erholt. Ist am Anfang alles bonbonbunt und lichtdurchflutet, wirkt der Ort nun kalt und grau, und die Einwohner sind mürrisch und verschlossen.
Evan Morgen, der hier sein Debüt gibt, kreiert geschickt eine komplette Welt, die vertraut und gleichzeitig verschroben wirkt. Der Film ist eine Parodie auf Detektivfilme, mit Anleihen am Film Noir, der zumindest ansatzweise mit der Lichtgestaltung und einigen ikonischen Szenen zitiert wird. Dabei gelingen Morgen einige wunderbare und witzige Momente. Auch das Personal ist weitgehend gut geschrieben, etwa Abes Eltern, die sich Sorgen um das Leben ihres Sohnes machen und ihm bei der Observierung eines Verdächtigen folgen, um sicherzugehen, dass ihm nichts passiert.
Die Geschichte entwickelt sich zwar langsam und verästelt sich zudem in verschiedene Nebenplots, die aber allesamt zu einem Ende gebracht und im Finale geschickt mit dem Hauptplot verknüpft werden. Auch die Auflösung, die überraschend düster ist, ist überaus gut gelungen, auch wenn man vieles natürlich vorhersieht.
Das größte Problem ist allerdings das langsame Tempo. Nicht nur Abe wirkt reichlich schlafmützig, auch die Story selbst schleppt sich über weite Strecken so mühsam dahin wie ein Detektiv nach einer dreißigstündigen Observation. Wer jedoch etwas Geduld mitbringt, wird mit einem kleinen, charmanten und am Ende sogar berührenden Film belohnt.
Note: 3