A Billion Stars – Im Universum ist man nicht allein

Ich habe an dieser Stelle schon häufiger über die unsinnige deutsche Betitelung amerikanischer Filme geschrieben. In der Regel gibt es hier zwei Unterkategorien: englische Titel, die durch einen anderen englischen Titel ersetzt werden, und ein englischer Titel, der einen, häufig albernen, deutschen Untertitel bekommt. In diesem Fall hat der US-Film, der den schönen, einprägsamen und auch für deutsche Kinobesucher leicht aussprechbaren Titel Clara trägt, dieses Titelungetüm erhalten: A Billion Stars – Im Universum ist man nicht allein. Wo fünf Buchstaben auf dem Plakat gereicht hätten, kleistert man es lieber mit Text zu.

Natürlich kann man argumentieren, dass Clara zu nichtssagend ist, während der andere Titel andeutet, dass man es mit dem Universum sowie der Suche nach außerirdischem Leben zu tun hat. Hat dem Film einspieltechnisch aber auch nicht geholfen.

A Billion Stars – Im Universum ist man nicht allein

Isaac Bruno (Patrick J. Adams) ist ein Astronomie-Professor, der sein ganzes Berufsleben der Suche nach Exoplaneten verschrieben hat, auf denen außerirdischen Leben möglich ist. Inzwischen ist er ausgebrannt und zynisch, seine Ehe ist nach einer privaten Tragödie gescheitert, und die Universität suspendiert ihn, weil er sich ständig über die Regeln hinwegsetzt. Als das Tess-Teleskop ins All geschickt wird und neue Datensätze produziert, will Isaac sich profilieren. Er engagiert die Künstlerin Clara (Troian Bellisario) als Assistentin, obwohl die beiden kaum gegensätzlicher sein könnten: Clara glaubt an einen schöpferischen Plan, der dem Universum zugrunde liegt und daran, dass alles mit allem verbunden ist, während Isaac sich nur auf harte Fakten verlässt. Doch dann geschehen Dinge, die ihn zweifeln lassen …

Vor ein paar Monaten habe ich den Fehler gemacht, mir auf Facebook ein Video über eine vermeintliche Alien-Sichtung anzusehen. Dank des unfehlbaren Algorithmus wurde ich danach wochenlang mit ähnlichen Videos überschüttet, die man ungefähr so leicht wieder loswird wie Fußpilz. Falls auch nur eines davon echt sein sollte, gilt es wohl als sicher, dass Außerirdische keinerlei Interesse an einer Interaktion mit uns haben. Wahrscheinlich kämen sie ebenso wenig auf die Idee, mit uns zu kommunizieren wie wir mit einer Kolonie Ameisen, die wir neugierig beobachten.

Aber zurück zum Film. Die Suche nach Exoplaneten ist natürlich nur der Aufhänger für die Geschichte einer Heilung. Es ist der klassische Trauma-Plot, der von einer früheren Verletzung handelt, die der Protagonist überwinden muss, wobei ihn eine ungewöhnliche Nebenfigur unterstützt. Hat man schon oft gesehen, funktioniert wunderbar und ist ziemlich vorhersehbar.

Leider fällt Regisseur Akash Sherman, der zusammen mit James Ewasiuk auch das Buch geschrieben hat, darüber hinaus in der ersten Hälfte nicht allzu viel ein. Isaac stürzt sich verbissen in die Arbeit, um nicht über seinen persönlichen Verlust nachdenken zu müssen, macht dadurch aber alles noch schlimmer. Claras Auftauchen ist hingegen wie eine Frischzellenkur, und die beiden kommen sich selbstverständlich auch emotional näher. Dass Clara dabei eine tödliche Krankheit verheimlicht, weiß der aufmerksame Zuschauer bereits in ihrer zweiten oder dritten Szene, wenn sie eine Tablette nimmt.

Es sind diese Klischees, zusammen mit dem schleppenden Tempo und eher langweiligen Figuren, die den Film über die ersten Hälfte hinaus zu einem etwas zähen Vergnügen machen. Immerhin sieht man den beiden Schauspielern gerne zu, freut sich, dass Isaac langsam wieder fröhlicher wird, und hofft, dass das Ende nicht zu rührselig wird.

Im letzten Drittel nimmt der Film dann noch eine überraschende Wendung, die mehr mit einem Science-Fiction zu tun als mit dem Drama, das sich bis dahin entfaltet und das man erwartet hat. Diese geradezu magische Auflösung, die mit zahlreichen Details gut vorbereitet wird, verleiht der Story am Ende trotz aller Traurigkeit einen hoffnungsvollen, poetischen Unterton und sorgt in den besten Momenten für Gänsehaut. Schade, dass der Rest des Films nicht genauso schön ist.

Note: 3

Ach ja, die Alien-Videos erscheinen inzwischen nicht mehr in meinem Facebook-Feed, dafür werde ich jetzt mit Beiträgen über Nicola Tesla und den amerikanischen Bürgerkrieg überflutet …

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.