Horrorfilme mag ich vor allem, wenn sie nicht über die Maßen blutig sind. Gore ist einfach nichts für meine zarten Nerven, und Splatter-Filme brauche ich auch nicht. Lieber sehe ich psychologische oder spannende Horrorfilme mit vielen Jump-Scares. Wie alles im Leben ist dies natürlich Geschmackssache, und ich kenne viele Menschen, denen kann es in diesem Genre gar nicht blutig genug zugehen. Mit denen ist alles in Ordnung. Denke ich.
The Night House schien für mich daher ideal zu sein. Der Trailer verspricht eher sanften Horror, ohne viel über die Geschichte zu verraten, er etabliert einige Rätsel, auf deren Lösung man gespannt ist, und zeigt ein paar gut gemachte Schockmomente. Daher habe ich mich fast gefreut, ihn auf Sky nachholen zu können.
The Night House
Beth (Rebecca Hall) hat gerade ihren Mann Owen (Evan Jonigkeit) durch Selbstmord verloren. Der Abschiedsbrief, den er ihr hinterlassen hat, ist seltsam: „Du hattest Recht. Es gibt nichts. Nichts ist hinter dir her. Du bist jetzt in Sicherheit.“ Einer Freundin vertraut sie an, dass sie vor Jahren nach einem Unfall einige Minuten lang tot war und in dieser Zeit nichts gesehen hat. Im Gegensatz zu Owen glaubt sie nicht an ein Leben nach dem Tod und war viele Jahre lang depressiv. Hat sie Owen mit ihren dunklen Gedanken womöglich angesteckt? Als sie dann in der Nacht seltsame Geräusche hört, glaubt sie, dass Owens Geist zu ihr zurückkommen will. Oder bildet sie sich das alles nur ein?
Es gibt einiges, was man an dem Film mögen kann: Dass er sich mit existenziellen Ängsten auseinandersetzt. Dass Rebecca Hall diese Ängste und ihre zunehmende Verzweiflung wunderbar darstellt. Dass die Begegnungen mit der übernatürlichen Präsenz visuell toll umgesetzt wurden. All das ist richtig und spricht für den Film.
Auf der anderen Seite überwiegen aber die Nachteile: Die Autoren Ben Collins und Luke Piotrowski lassen sich sehr viel Zeit, ihre Geschichte zu etablieren und die Ereignisse in Gang zu setzen. Wenn Beth schließlich heimgesucht wird, generieren sie und Regisseur David Bruckner zwar immer wieder kurze, spannende Momente, dazwischen passiert aber leider viel zu wenig. Beth versucht zwei Rätseln auf den Grund zu gehen, sie sucht einmal nach der Bedeutung in Owens Abschiedsbrief, zum anderen entdeckt sie, dass er Fotos fremder Frauen auf seinem Handy hat, die ihr allesamt ähneln. Leider gestalten sich die daraus folgenden Nachforschungen dann ausgesprochen dröge und uninteressant.
Das liegt vor allem daran, dass man sich, sobald Beth von ihrer Nahtoderfahrung erzählt, die Geschichte halbwegs zusammenreimen kann. Überraschend ist nur, dass es den Machern dennoch gelingt, einen am Ende zu enttäuschen. Will man den Film als Horrorgeschichte lesen, macht Owens Abschiedsbrief keinen Sinn, betrachtet man die Story als Allegorie auf unsere existenziellen Ängste, ist das Ende furchtbar deprimierend. Mit dem spiegelverkehrten Haus (das titelgebende Night House) hatten die Autoren genau eine brauchbare Idee, danach aber anscheinend keine Ahnung, was sie überhaupt erzählen wollen.
Insgesamt ein viel zu langatmiger, nur mäßig spannender, deprimierender und teilweise kruder Horrorfilm. Gestohlene Lebenszeit.
Note: 4-