Conjuring 3: Im Bann des Teufels

Angesichts der Sequelmania, der Fülle an Fortsetzungen, zu denen ich auch Prequels zählen würde, sollte man meinen, nichts sei leichter, als einen zweiten oder dritten Teil in die Kinos zu bringen. Die Fans, denen das Original gefallen hat, werden ihn sich garantiert ansehen, was die Erfolgsaussichten für die Produzenten und Verleiher wiederum angenehm kalkulierbar macht, und man kann auch ein bisschen am Marketing sparen, da Stoff und Figuren ja bestens bekannt sind.

In Wahrheit sind gute Sequels rar gesät, und nur sehr selten sind sie sogar besser als ihre Vorgänger. Conjuring 2 war eine Fortsetzung, die sich qualitativ mit dem ersten Teil der Horrorserie messen konnte, dagegen fielen die diversen Spin-offs leider stark ab, erreichten aber dennoch ihr Publikum. Den dritten Teil der Original-Reihe habe ich leider nicht im Kino sehen können, dafür nun bei Sky nachgeholt.

Conjuring 3: Im Bann des Teufels

1981 nehmen Ed (Patrick Wilson) und Lorraine Warren (Vera Farmiga) am Exorzismus eines achtjährigen Jungen teil, der schnell außer Kontrolle gerät. Erst als sich Arne (Ruairi O’Connor), der zukünftige Schwager des Jungen, dem Dämon als Wirt anbietet, lässt dieser von dem Kind ab. Der Einzige, der das mitbekommen hat, ist jedoch Ed, der aufgrund der heftigen Attacke einen Herzinfarkt erleidet. Deshalb kann er die Familie nicht rechtzeitig warnen: Arne tötet einen Bekannten und wird verhaftet. Vor Gericht macht er seine Besessenheit als mildernden Umstand geltend, und die Warrens versuchen, dies zu belegen.

Never change a winning team. Dass die Conjuring-Filme ein so großer Erfolg wurden, verdanken sie zum einen der großartigen Regie von James Wan, zum anderen ihren beiden Hauptdarstellern, die perfekt miteinander harmonieren. Verglichen mit verknöcherten Priestern oder kreischenden Teenagern, die sonst gerne die Cast in Horrorfilmen anführen, sind die Warrens ein Ausbund an braver, bürgerlicher Gelassenheit, und das einzige, das man ihnen vorwerfen kann, ist ihr Hang zu biederen Outfits.

Nach zwei wirklich gelungenen ersten Teilen (man braucht sich nur die imdB-Werte der allermeisten Horrorfilme anzuschauen, um zu erkennen, wie selten wirklich gute Produktionen in diesem Genre sind), verzichtete James Wan beim dritten Teil auf den Regiestuhl zugunsten von Michael Chaves, der zuvor den leider ziemlich schwachen Lloronas Fluch aus dem Franchise inszeniert hat. Das war der erste Fehler.

Der zweite besteht darin, diesmal eine Geschichte zu erzählen, die sich sehr stark von den der beiden Vorgängerfilme unterscheidet. Die Warrens haben es diesmal nicht mit einem Spukhaus zu tun, in dem eine übernatürliche Präsenz lauert, sondern mit einer Hexe, die einen Dämon heraufbeschwört. Der Aufhänger, dass ein Mörder sich auf Besessenheit herauszureden versucht, ist noch originell, doch die Gerichtsverhandlung spielt überhaupt keine Rolle.

Stattdessen geht es um die Spurensuche der Warrens, die herausfinden wollen, was zur ursprünglichen Besessenheit geführt hat, und die dabei entdecken, dass es noch einen weiteren Fall gibt. Das alles erinnert stellenweise eher an einen Krimi als an einen Horrorfilm. Um dies auszugleichen, geizt Chaves nicht mit den üblichen Effekten. Waren die ersten beiden Teile vor allem atmosphärisch dichte Schauermärchen mit subtilem Horror, ist dieser Film wesentlich drastischer, lauter und schriller. Vor allem der Showdown ist reichlich plakativ. Das hat vielen Fans nicht gefallen.

Stellt sich die Frage, ob dieser Film neue Weichen im Conjuring-Universum stellt oder nur eine Ausnahme bildet. Die Warrens waren in erster Linie ja Spezialisten für Spukhäuser, aber da die bekanntesten Fälle möglicherweise bereits verfilmt wurden (abgesehen vom Amityville Haus-Fall, der schon mehrfach unabhängig vom Franchise adaptiert wurde), wenden die Produzenten sich nun vielleicht ihren anderen Aktivitäten zu. Ob es daher einen vierten Teil geben wird, steht in den Sternen. Die nächsten Produktionen im Conjuring-Universum werden The Nun 2 und The Crooked Man sein, die beide im zweiten Teil ihre Auftritte hatten.

Auch wenn Conjuring 3: Im Bann des Teufels nicht an die beiden Vorgänger heranreicht, ist das Wiedersehen mit den Warrens weitgehend gelungen, man sollte nur nicht das gleiche erwarten wie in den ersten Teilen.

Note: 3

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.