Last Christmas

Dies ist nun der letzte Beitrag für diese Woche und dieses Jahr. Aus diesem Grund wünsche ich allen Lesern frohe, besinnliche Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Am 10. Januar geht es an dieser Stelle weiter …

Last Christmas

Kate (Emilia Clarke) wirkt wie ein fröhlicher, aufgeschlossener Mensch, ist aber zynisch und gleichgültig gegenüber ihrem Leben. Sie jobbt in einem Laden für Weihnachtsdekoration, streitet sich ständig mit ihrer Chefin Santa (Michelle Yeoh) und ist aus ihrer WG geflogen. Auch sonst liegt sie mit vielen Freunden sowie ihrer Familie im Clinch. Insgeheim träumt sie von einer Karriere auf der Bühne, doch obwohl sie recht gut singen kann, reicht es nie für ein Engagement. Als sie den stets optimistischen Tom (Henry Golding) kennenlernt, der versucht, sie aufzumuntern und für die kleinen Dinge im Leben zu begeistern, zeigt sie ihm zunächst die kalte Schulter, aber er ist der Einzige, der schließlich zu ihr durchdringt und ihr wieder Mut und Zuversicht verleiht. Doch Tom verschwindet immer wieder für einige Tage, und Kate vermutet, dass er etwas vor ihr verheimlicht.

Die Bekehrung griesgrämiger Gestalten durch fröhliche Festtagsstimmung ist ein fester Bestandteil des Weihnachtsfilms. Kate ist jedoch mehr ein Grinch als ein Scrooge, sie hasst auch nicht unbedingt das Fest an sich, hat aber ihre Lebensfreude verloren. Als Grund dafür führt sie eine schwere Krankheit an, die sie im Jahr zuvor aus der Bahn geworfen hat. Seither fühlt sich ihr Leben falsch an, und nichts bereitet ihr mehr Freude.

Um welche Krankheit es sich handelt, soll hier nicht verraten werden, denn je weniger man über diesen Aspekt der Geschichte weiß, desto besser, denn gegen Ende überrascht der Film mit einem gelungenen Twist, der vieles zuvor Gesehene in ein neues Licht rückt. Und die größte Überraschung ist, dass der Twist sogar funktioniert …

Sicher, die Entwicklung der Hauptfigur ist ziemlich vorhersehbar, aber Emilia Clarke spielt herzerfrischend, singt sogar selbst, und die Chemie zwischen ihr und Henry Golding stimmt auch. Für eine romantische Weihnachtskomödie ist das schon mal die halbe Miete. Das Einzige, was etwas störend wirkt, ist die Schusseligkeit, die das Drehbuch Kate am Anfang andichtet und die viel zu sehr nach Bridget Jones aussieht. Dabei sind diese klamaukigen Momente gar nicht notwendig.

Emma Thompson, die sich die Geschichte mit ihrem Ehemann Greg Wise ausgedacht, zusammen mit Bryony Kimmings geschrieben und sich dabei von George Michaels Evergreen hat inspirieren lassen, macht ihre Sache recht gut – als Autorin. Als Schauspielerin hat sie den Part von Kates Mutter Petra übernommen, deren Überfürsorglichkeit Kate gehörig auf die Nerven geht. So gut Emma Thompson auch agiert, so richtig kann sie als kroatischer Bürgerkriegsflüchtling nicht überzeugen, was vielleicht auch damit zusammenhängt, dass ihre Vergangenheit und die damals erlittenen Traumata nie zur Sprache kommen.

Neben der Romanze, dem Mutter-Tochter-Konflikt, einem Streit zwischen Kate und ihrer Schwester (Lydia Leonard), der zerrütteten Ehe der Eltern, diversen Vorsing-Terminen und anderen Nebenhandlungen spielt noch ein Obdachlosenasyl eine wichtige Rolle. Dass es im Film auch um dieses Thema gehen soll, war eine Bedingung von George Michael, dem das sehr am Herzen lag. Zwar fügt sich das alles ganz gut zusammen, wirkt aber an manchen Stellen eher wie ein Flickenteppich als wie ein stabiles Gewebe mit einem roten Faden. Und was überhaupt nicht funktioniert, ist die Romanze zwischen Santa und einem Kunden, die Regisseur Paul Feig so schlecht inszeniert, dass man sich jedes Mal in Grund und Boden schämen möchte.

Last Christmas hat vielleicht nicht das Zeug zum Weihnachtsklassiker, bietet aber ausgezeichnetes Wohlfühlkino mit einem gelungenen Twist.

Note: 3+

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.