Eiffel in Love

Von Französisch-Guayana geht es zurück zum Mutterland und noch ein bisschen weiter zurück in die Vergangenheit, zu einer Zeit, als das bedeutendste Wahrzeichen von Paris nur eine Vorstellung im Kopf eines verliebten Mannes war. Der Film läuft zurzeit noch in einigen unserer Kinos, und ich habe ihn bereits im Sommer auf der Filmmesse Köln sehen dürfen.

Eiffel in Love

Gustave Eiffel (Romain Duris) hat gerade seine Arbeit an der New Yorker Freiheitsstatue beendet, als er angefragt wird, ein spektakuläres Projekt für die Pariser Weltausstellung zu bauen. Doch er hat keine Lust, soll der Turm, der ihm vorschwebt, doch nach einigen Jahren wieder abgerissen werden, weshalb er sich lieber mit dem Bau der Metro beschäftigen möchte, die von größerem Nutzen für die Allgemeinheit ist. Als er jedoch auf einer Abendgesellschaft seiner einstige große Liebe Adrienne (Emma Mackey) wiederbegegnet, erinnert er sich an ihre gemeinsame Zeit und findet darin Inspiration für einen einzigartigen Turm …

Schon der deutsche Titel erinnert an einen anderen Historienfilm, der eine berühmte Persönlichkeit in eine (fiktive) Liebesgeschichte verwickelt und sie dadurch menschlicher und nahbarer erscheinen lässt. Die Rede ist natürlich von Shakespeare in Love. Die Rechnung geht auch in diesem Fall auf, der Erbauer des nach ihm benannten Eiffelturms ist als Ingenieur eher ein Mann der Zahlen und kalten Vernunft, bekommt nun aber das Gesicht des verzweifelten Liebenden.

Parallel zur Planung und Errichtung des Turms wird in langen Rückblenden erzählt, wie Gustave und Adrienne sich zwanzig Jahre zuvor kennengelernt und ineinander verliebt haben. Das geschieht jedoch so problem- und konfliktlos, dass dieser Teil der Handlung eher gemächlich vor sich hinplätschert. Es wird zwar eine große Leidenschaft behauptet, aber die beiden Hauptdarsteller haben zu wenig Chemie, als dass man ihnen diese abnehmen würde. Hinzu kommt, dass sich die Ereignisse erst im letzten Drittel dramatisch zuspitzen und der Geschichte etwas Tragisches verleihen, damit jedoch zu einem Zeitpunkt, an dem es bereits zu spät ist.

Deshalb ist der zweite Teil der Handlung, der Bau des Eiffelturms, der von der Pariser Bevölkerung zunächst heftig abgelehnt wird und bei dem es einige Probleme gibt, wesentlich interessanter. Richtig spannend ist dieser Handlungsstrang allerdings auch nicht, und es gelingt den Autoren Thomas Bidegain, Caroline Bongrand und Martin Bourboulon auch nicht, die Liebesgeschichte damit zu verweben, obwohl es durchaus Ansätze dafür gibt. Denn Adrienne ist mit einem einflussreichen Mann verheiratet, der Eiffel zu sabotieren versucht. Es passiert nur leider nicht viel.

Was unterm Strich bleibt, ist ein hübsch fotografierter und ausgestatteter Historienfilm, an dem Fans des Genres durchaus ihren Spaß haben können. Im Gedächtnis bleiben wird einem dieser Film eher nicht.

Note: 3-

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.