Annabelle 3

Passend zu Halloween habe ich mir ein Horror-Double-Feature gegönnt, das zufällig sogar einen Schwerpunkt hatte: Puppen. Die vielleicht berühmteste Gruselpuppe der Filmgeschichte ist vermutlich Chucky, aber ich muss gestehen, dass ich bis heute weder die alten Filme noch das Remake von 2019 gesehen habe. Irgendwie fand ich die Vorstellung einer mordenden Puppe zu albern, und die Trailer sahen auch immer etwas cheesy aus …

Inzwischen gibt es aber noch andere unheimliche Puppen, und ein Spin Off der Conjuring-Filme, in dem eine davon im Mittelpunkt steht, hat es inzwischen auf beachtliche drei Teile gebracht. Den jüngsten habe ich mir angesehen:

Annabelle 3

1971 nehmen Ed (Patrick Wilson) und Lorraine (Vera Farmiga) Warren die Annabelle-Puppe in Verwahrung. Doch schon auf dem Heimweg stellen sie fest, dass das Spielzeug nicht nur ein Medium für einen Dämon ist, sondern auch ein Magnet für Geister. Selbst in ihrem „Giftraum“, in dem sie die unheimlichsten Artefakte verwahren, ist es nicht sicher genug, weshalb sie die Puppe in eine Vitrine sperren, die aus einer Kirche stammt.

Ein Jahr später müssen die Warrens verreisen, und ihre Tochter Judy (Mckenna Grace) bleibt in der Obhut ihrer Babysitterin Mary (Madison Iseman) zurück. Deren Freundin Daniela (Katie Sarife) taucht überraschend auf, weil sie von der Arbeit der Warrens fasziniert ist und kürzlich ihren Vater bei einem tragischen Unfall verloren hat. In der Hoffnung, etwas zu finden, das es ihr erlaubt, den Kontakt zu ihm herzustellen, dringt sie in die Kammer der Warrens ein – und setzt unbeabsichtigt Annabelle frei …

Die ersten beiden Conjuring-Filme (den dritten Teil habe ich noch nicht gesehen) waren qualitativ so gut, dass die diversen Spin Offs damit einfach nicht konkurrieren können. Das gilt auch für Annabelle 3. Fairerweise muss man aber hinzufügen, dass sie trotz geringer Budgets immer visuell einiges hermachen und handwerklich vollkommen solide sind. So besticht auch dieser dritte Teil mit einem wunderschönen Siebzigerjahre-Look, guten Effekten und tollen schauspielerischen Leistungen.

Aufgewertet wird der Film zudem durch das Auftauchen von Patrick Wilson und Vera Farmiga in der Rahmenhandlung. Die beiden agieren inzwischen so wunderbar miteinander, dass man ihnen gerne zuschaut. Durch die Konzentration auf einen Ort und einen Tag bzw. eine sehr lange Nacht bekommt die Geschichte den Charakter einer Erzählung. Ein wenig wirkt Annabelle 3 auch wie ein Halloween-Special. Das ist an sich nicht schlecht, nur sollte man nicht zu viel erwarten oder sich von dem Auftauchen der beiden Stars des Franchises in die Irre führen lassen.

Die erste Hälfte ist zudem etwas langsam und spannungsarm, aber sobald erst einmal das Böse freigesetzt wird, steigen Tempo und Suspense-Level. Jede der drei Frauenfiguren wird auf ihre jeweils eigene Art heimgesucht und mit einem bösen Geist oder Dämon aus der reichen Sammlung der Warrens konfrontiert. Das ist zwar wenig originell, funktioniert aber erstaunlich gut, auch wenn sich wie immer in diesem Genre die Schauereffekte im letzten Drittel abnutzen. Ein wenig – leider etwas zu wenig – Humor rundet das Ganze ab.

Alles in allem ein durch und durch solider Horrorstreifen, der das Genre nicht neu definiert, aber für gruselige Unterhaltung sorgt.

Note: 3

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.