Diese Woche ist der einzige rote Faden in meinen Beiträgen, dass es um Filme geht, die ich kürzlich im Kino gesehen habe. Immerhin gibt es eine Verbindung von Promising Young Woman, über den ich gestern geschrieben habe, zum heutigen Beitrag, denn Margot Robbie gehört zu den Produzentinnen des einen und spielt in dem anderen mit …
The Suicide Squad
Amanda Waller (Viola Davis) ist die Frau fürs Grobe der amerikanischen Regierung. Sie leitet die geheime Task Force X, die aus lauter Superschurken besteht, die mehr oder weniger freiwillig rekrutiert wurden, um lebensgefährliche Missionen auszuführen, die man durchaus als Selbstmordkommandos bezeichnen könnte. Auf der Insel Corto Maltese vor der Küste Südamerikas bedroht ein Militärputsch eine geheime, von den USA finanzierte Forschungseinrichtung, und Waller möchte nicht, dass deren Ergebnisse in die falschen Hände fallen. Deshalb schickt sie ein Team los, das illuster nicht sein könnte …
Zu den Schurken, die auf der Insel landen, gehören u.a. Harley Quinn (Margot Robbie), Bloodsport (Idris Elba), Ratcatcher 2 (Daniela Melchior) und Peacemaker (Michael Cena), der sich vor allem ständig mit ihrem Anführer Rick Flag (Joel Kinnaman) streitet. Neben diesem harten Kern gibt es noch eine ganze Reihe weiterer, teils skurriler, teils prominent besetzter Schurken-Soldaten, von denen viele die Landung an der Küste nicht überleben. D-Day auf Art von DC.
Es ist ja kein großes Geheimnis, dass die Filme aus dem Hause DC im direkten Vergleich mit denen ihres größten Konkurrenten Marvel deutlich abfallen, sowohl qualitativ als auch häufig im Box Office. Natürlich gab es auch erfolgreiche und gute DC-Verfilmungen, Batman Begins oder Wonder Woman beispielsweise, aber Marvel hat nun mal die Nase vorn. Der Grund ist ganz einfach und lässt sich wunderbar in einem direkten Vergleich zwischen The Suicide Squad und Shang-Chi and the Legends of the Ten Rings festmachen. Während Marvel planmäßig an das Franchise herangegangen ist und mit Kevin Feige ein Mastermind beschäftigt, dessen Aufgabe es ist, die Einzelgeschichten zu koordinieren und inhaltlich miteinander zu verzahnen, hat man bei DC scheinbar so gut wie nie über den nächsten Film hinausgedacht. Alles wirkt planlos und willkürlich, und so erscheint The Suicide Squad nicht wie der Teil eines größeren Ganzen, sondern wie der hilflose Versuch, das Franchise wieder einmal von Neuem zu starten.
Vielleicht ist es unfair, Marvel mit DC zu vergleichen, wenn die Konzepte scheinbar so völlig verschieden sind. Man hat jedoch Mühe The Suicide Squad selbst als Sequel zu Suicide Squad aus dem Jahr 2016 zu verstehen, obwohl es durchaus einige personelle Übereinstimmungen gibt. Auch DC sieht es wohl eher als Reboot. Herzstück in beiden Filmen ist selbstverständlich Harley Quinn, die von Margot Robbie mit so viel Leidenschaft verkörpert wird, dass es unmöglich ist, sie nicht zu mögen. Es ist diese Mischung aus offenherziger Naivität, gepaart mit vollkommener Skrupellosigkeit, die fasziniert und gegen die sämtliche männliche Kollegen blass aussehen.
Bezeichnenderweise sind die Momente, die Harley Quinn gewidmet sind, auch die besten des Films. Der Rest ist eskapistisches Kasperletheater. Dabei hatte DC so große Hoffnungen in James Gunn gesetzt, der kurz zuvor bei Disney/Marvel aufgrund einiger provokanter Tweets in Ungnade gefallen war. Gunn schrieb das Drehbuch und inszenierte, und wer nun einen charmant-schrägen Ensemblefilm à la Guardians of the Galaxy erwartet hat, sieht sich nun eines Besseren belehrt.
The Suicide Squad ähnelt in mancher Hinsicht eher Gunns Debütfilm Slither – Voll auf den Schleim gegangen (wieder ein deutscher Untertitel, der an Peinlichkeit kaum zu überbieten ist). Diese Science-Fiction-Horrorkomödie war überdreht, launig, aber auch ziemlich eklig, und genau so wirkt auch The Suicide Squad. Es gibt einige lustige und gelungene Momente, etwa die Erstürmung des Rebellenlagers oder Harleys Abenteuer im Präsidentenpalast, aber leider auch einige dumme Einfälle, von denen man nicht so recht weiß, ob sie nicht vielleicht der Comic-Vorlage geschuldet sind. Vor allem im Finale, das wie eine drogeninduzierte Alptraumversion von SpongeBob Schwammkopf wirkt, muss man sich immer wieder selbst kneifen, weil man nicht glauben mag, was man da sieht.
Alles ist allem ist dieses Sequel oder Reboot oder was immer es sein soll, ein wenig vergnüglicher als der erste Film über die Schurkentruppe. Die Story funktioniert, sie macht stellenweise Spaß, auch wenn James Gunn keinen noch so platten Witz auslässt, und für meinen Geschmack hätten es auch weniger Splattereffekte sein können, aber man kann sich den Film anschauen und dabei eine vergnügte Zeit haben. Ich bin dennoch froh, dass Gunn sich mit Marvel versöhnt hat und Guardians of the Galaxy 3 inszenieren wird …
Note: 3-