Heute ist Micky Maus 85 geworden. Das heißt, heute vor 85 Jahren hatte Steamboat Willie Premiere in New York, und der kleine Nager trat pfeifend seinen Siegeszug um die Welt an. Heute ist er das Symbol eines Weltkonzerns, eine Ikone des 20. Jahrhunderts und schon lange nicht mehr der Held von Disney-Kinofilmen. Irgendwie ist Micky, der ursprünglich Mortimer heißen sollte, was Frau Disney aber zu altmodisch fand, ein alter Langweiler geworden. Andererseits darf man mit Mitte achtzig auch mal ein bisschen kürzer treten.
Die heutigen Disneyhelden heißen Rapunzel, Tiana (Küss den Frosch) oder schlicht und ergreifend Anna (Die Eiskönigin – Völlig unverfroren) und sind eher weiblich und nehmen ihr Schicksal auch mal selbst in die Hand, bevor sie beim Warten auf ihren Märchenprinzen vor Langeweile umkommen. Bald startet ein neues Disney-Märchen, und passend zur tristen Winterzeit kann man sich in fremde Länder träumen und wilde Abenteuer erleben. Und wer nicht so lange warten mag, schaut sich die alten Filme noch einmal an. Wie zum Beispiel:
Merida
Die schottische Prinzessin Merida soll gegen ihren Willen verheiratet werden. Weil ihre Freier Nieten sind und sie selbst eine exzellente Bogenschützin, stellt sie die Regeln des Wettbewerbs, dessen Sieger ihr Mann werden soll, auf den Kopf und verursacht damit allerlei Verwicklungen, die sich zu einem Krieg zwischen den Clans auszuwachsen drohen. Auch ihre Mutter, die mustergültige Königin, ist verärgert. Merida sinnt auf einen Ausweg und bemüht eine Hexe um Hilfe, doch der leichtsinnig ausgesprochene Wunsch, ihre Mutter möge sich ändern, verkehrt sich leider in einen Fluch…
Pixar goes Disney, könnte das Motto des Films lauten. Mit dem Erwerb der frechen, jungen Animationswerkstatt scheint das Maus-Haus auch eine neue Politik in der Filmproduktion durchgesetzt zu haben, die mehr in die Richtung der klassischen Animationsfilme geht, für die Disney seit Jahrzehnten berühmt ist. So geht leider viel vom Charme Pixars verloren, andererseits ist mit Merida ein zauberhaftes, wunderschön bebildertes Märchen für Klein und Groß entstanden.
Die Heldin ist rebellisch, modern und ganz anders als die eher passiven Prinzessinnen aus dem Märchenbuch, denn Merida rettet sich selbst, dazu ihre Familie und das Königreich gleich mit – allerdings hat sie den Schlamassel auch zu verantworten und damit einiges gutzumachen. So gibt es eine unaufdringlich vermittelte Botschaft zum Nachdenken, dazu hervorragend animierte Bilder und immer wieder etwas zum Lachen.
Obwohl man das eine oder andere bereits aus anderen Geschichten aus dem Disney-Studio kennt, ist die Story rund und macht viel Spaß.
Note: 2-
Apropos Schlösser und Burgen: Vorgestern konnte man auf Spiegel-online einen Beitrag über einen schrulligen chinesischen Millionär lesen, der sich einen Kindheitstraum erfüllt und Schlösser (nach-)baut. Neuschwanstein und Windsor Castle, dazu Anklänge an Gaudí und ein paar Drachen und fertig ist der fernöstliche Stilmix. Zwölf Millionen Euro für ein halbes Dutzend Schlösser hat er bereits ausgegeben – da möchte man den guten Mann doch glatt für das neue Berliner Stadtschloss engagieren, bevor dort wieder die Kosten explodieren…