Diese Woche dreht sich alles um … Zombies. Als 2004 Zack Snyders Remake von Dawn of the Dead erschien, erlebte das Subgenre eine Art Wiedergeburt. Natürlich hat es auch davor Zombiefilme gegeben, nur waren sie nicht so kommerziell erfolgreich, sondern fristeten eher ein Nischendasein.
Zombies sind seither fester Bestandteil der Popkultur. Über die Gründe kann ich nur spekulieren, ich könnte mir vorstellen, dass es einerseits mit den Quantensprüngen in der CGI-Gestaltung zu tun hat, die auch andere Genres zu neuem Leben erweckt haben und die es ermöglichen, noch ekligere Aspekte des körperlichen Verfalls darzustellen, andererseits aber auch mit den ökonomischen Umwälzungen der letzten Jahrzehnte. Zombiefilme sind spätestens seit den Tagen von George A. Romero häufig beißende Kapitalismuskritik, und es ist sicherlich kein Zufall, dass The Walking Dead 2010 auf Sendung ging, zwei Jahre nach dem Beginn der Finanzkrise.
Der erste klassische Film des Genres war The White Zombie von 1932, der sich noch stark an die Ursprünge der Untoten im Voodoo-Kult anlehnt. Im Voodoo-Museum von New Orleans, das wir 2018 besuchten, kann man übrigens einiges über die „Herstellung“ von Zombies und wie man mit ihnen umgeht, erfahren. Zombies sind demnach die Produkte eines Fluchs oder Zaubers und in der Regel willenlose Arbeitssklaven eines Magiers. Nachdem sie in den UFO-besessenen Fünfzigern auch mal als Marionetten von Außerirdischen beschrieben wurden, wandelten sie sich erst in den Sechzigern zu Opfern einer Pandemie. The Last Man on Earth (1964) gehört zu den bekanntesten Filmen dieser Art und hat stilistisch entscheidend Die Nacht der lebenden Toten beeinflusst, mit dem eine neue Phase in dem Genre eingeläutet wurde.
Romero hat mit seiner Bildsprache stark den modernen Zombiefilm geprägt und die von ihm zum Leinwandleben erweckten dahinschlurfenden, hirnfressenden Untoten sind seither nicht totzukriegen. Zwischen 1968 (Die Nacht der lebenden Toten) und 1978 (Zombie, auch bekannt als Dawn of the Dead) entstanden etliche Filme, die das Genre maßgeblich beeinflusst haben. Danach verlor es an Bedeutung und war vor allem ein Steckenpferd für hartgesottene Fans, die Gore-Klassiker wie Ein Zombie hing am Glockenseil goutierten.
Manche Filme wie etwa dieser italienische Klassiker oder Wes Cravens Die Schlange im Regenbogen (ich habe mich mal einen vergnüglichen Vormittag lang mit seinem Cutter Glenn Farr unterhalten und dabei viel über die abenteuerlichen Dreharbeiten gehört, aber das ist eine völlig andere Geschichte) haben versucht, sich inhaltlich wieder stärker am Ursprung der Zombies im Voodoo zu orientieren, aber im Laufe der Zeit ist das Genre mit dem Infiziertenfilm eine starke Allianz eingegangen, die bis heute anhält.
Fairerweise muss man sagen, dass Zack Snyder nicht im Alleingang dem Genre zu neuem Drive verholfen hat. Wichtige Impulse gingen auch von Danny Boyles Meisterwerk 28 Days Later (2002) aus, der jedoch neue Weichen gestellt hat, denn seine „Zombies“ sind im Grunde nur infizierte Menschen. Und auch Resident Evil aus demselben Jahr war relativ erfolgreich, allerdings nicht so einflussreich wie das Remake von Dawn of the Dead.
Eine Sonderstellung nehmen die Zombiekomödien ein, die es bereits seit den Achtzigern gibt, und damit wären wir endlich bei den Filmen dieser Woche, die man ausnahmslos in diese Kategorie stecken kann. Den Auftakt macht …
Little Monsters
Dave (Alexander England) ist ein erfolgloser Musiker, der sich nach neun Jahren endloser Streitereien von seiner Freundin trennt und bei seiner Schwester Tess (Kat Stewart) und deren Sohn Felix (Diesel La Torraca) einzieht. Als er den Fünfjährigen zum Kindergarten bringt, lernt er dessen attraktive Erzieherin Miss Caroline (Lupita Nyong’o) kennen und verliebt sich in sie. Weil noch ein erwachsener Begleiter für einen Ausflug gesucht wird, meldet sich Dave freiwillig und begleitet die Kinder zu einer Farm mit Streichelzoo, die zufällig neben einer Militärbasis liegt – in der es zu einem Zombieausbruch kommt …
Manche Szenen des Films sind nahezu unerträglich, und erstaunlicherweise sind es nicht die, in denen auf recht blutige Art und Weise Zombies gemetzelt werden. Mit Dave gibt es einen Antihelden, der keine richtigen Ziele hat, sich weigert, erwachsen zu werden, seine Zeit mit schrecklichen musikalischen Auftritten in der Fußgängerzone, gewalttätigen Videospielen und Kiffen verbringt. Es liegt in der Natur der Geschichte, dass Dave durch die lebensgefährlichen Abenteuer, den Kampf gegen Zombies und nicht zuletzt die Zuneigung von Miss Caroline zu einem besseren Menschen werden muss, aber diese Wandlung wird teuer erkauft. Mit den Nerven der Zuschauer. Denn der Dauerstreit zwischen Dave und seiner Freundin ist kaum zu ertragen, ebenso wenig wie die schauerliche Musik oder sein dumm-dreistes Benehmen. Er muss natürlich ein Arschloch sein, aber er ist es viel zu lange.
Als Gegenstück gibt es neben einem pfiffigen Kinderdarsteller noch die entzückende Lupita Nyong’o, die so viel Optimismus, Positivität und Lebensfreude ausstrahlt, dass man sie in Flaschen abfüllen und teuer verkaufen könnte. Ihr gelingt dabei das Kunststück, weder zu dick aufzutragen noch unglaubwürdig zu sein, und sie avanciert damit zum Fels in der Brandung eines Drehbuchs (von Regisseur Abe Forsythe), das häufig übers Ziel hinausschießt.
Forsythe erfindet das Genre nicht neu, er verwendet zahlreiche Stereotype und bedient sich in seinen Szenen gerne bei den großen Vorbildern, ohne wirklich originell oder besonders witzig zu sein, und auch die eine oder andere inszenatorische Entgleisung bleibt nicht aus. Dennoch gewinnt der Film vor allem in der zweiten Hälfte nicht nur an Tempo, sondern auch an Emotionalität, er versteht es, gekonnt einige Songs einzubauen, die aus ihm zwar kein Musical wie Anna und die Apokalypse machen, die aber entscheidend zum Gelingen der Geschichte beitragen.
Note: 3
Der Film ist noch begrenzte Zeit bei Prime Video verfügbar.