Dredd

Wie ich vergangene Woche ja schon angekündigt hatte, gibt es heute noch einen etwas verspäteten Nachschlag zum Thema Remakes (die die Welt nicht braucht):

Dredd

Die Menschheit der Zukunft lebt in einer gigantischen, überbevölkerten Mega-City, in der nahezu Anarchie herrscht. Die einzigen, die für Recht und Gesetz sorgen, sind die Judges, die Polizisten, Richter und Henker in einer Person sind. Dredd (Karl Urban) ist eine Legende unter ihnen, der eines Tages eine junge Nachwuchskraft, die telepathisch begabte Anderson (Olivia Thirlby) einarbeiten soll. Gleich ihr erster Job führt zu einer Konfrontation mit Ma-Ma (Lena Headey), einer Drogendealerin, die über ein Mega-Hochhaus herrscht und Jagd auf die beiden Richter macht.

Das Remake des bekannten Sylvester Stallone-Films aus dem Jahr 1995 setzt auf eine andere Geschichte als sein Vorläufer. Zum Glück, denn die alte Story, in der ein böser Bruder, jede Menge Klone und Mutanten vorkamen, ist schauderhaft. Die Frage ist nur: Ist diese neue Geschichte wirklich besser?

Die Antwort lautet: Ja, aber nur zum Teil. Sie wäre sogar noch besser gewesen, hätte es zuvor nicht Raid gegeben, zu dem es starke Parallelen gibt, die selbstverständlich reiner Zufall sind. Der Look hat mir recht gut gefallen, und auch die Wirkung der Drogen, mit denen Ma-Ma dealt, wurde optisch sehr schön umgesetzt. Das gleiche gilt für Andersons übersinnliche Fähigkeiten und wie sie sie einsetzt. Das ist nett gemacht und hebt den Film deutlich über den Durchschnitt des Genres.

Leider fällt es schwer, Sympathien für eine Figur zu entwickeln, deren Kopf vollständig unter einem Helm verborgen ist. Schlechte Schauspieler nennt man gemeinerweise auch Gesichtsvermieter, aber hier bekommt man nicht einmal das Gesicht zu sehen, von nuancierten Gefühlen einmal ganz zu schweigen. Ich kenne einige Leute, die sehnsüchtig auf das Remake von Robocop warten, aber ich bin da nach wie vor sehr skeptisch…

Insgesamt ein ordentliches Stück Action-Kino mit einem gewissen künstlerischen Anspruch, aber einem etwas schwachen Showdown.

Note: 3

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.