Zu gerne hätte ich mir einen roten Faden in den Beiträgen dieser Woche gewünscht, und wenn man die Filme von gestern und heute vergleicht, entdeckt man eine Menge Gemeinsamkeiten, denn in beiden wird von gefräßigen Monstern erzählt, die die Menschheit auszulöschen drohen. Überhaupt wirkt The Tomorrow War stellenweise wie eine Variante von A Quiet Place und liefert am Ende sogar eine Antwort auf die Frage nach der Herkunft der Biester, die der andere ausspart …
Als dritter Film im Bunde hätte sich beispielsweise Love and Monsters angeboten, aber über den habe ich ja leider schon berichtet. Interessanterweise ist auch dieser, wie The Tomorrow War, eine Paramount-Produktion, die eigentlich im Kino starten sollte, aber dann an einen Streamingdienst verkauft wurde. Wobei sich unwillkürlich die Frage stellt, wie viele Filme über angriffslustige Monster ein Studio braucht. Im Kino anscheinend keinen einzigen davon.
Natürlich gibt es noch andere Kandidaten, um die Reihe zu beschließen. Godzilla vs. Kong oder Monster Hunter, aber die habe ich noch nicht gesehen.
The Tomorrow War
Dan (Chris Pratt) ist ein ehemaliger Soldat und Wissenschaftler, der nun an einer High-School unterrichtet, aber lieber wieder in die Forschung zurückkehren würde. Leider findet er aber keinen Job. An Weihnachten 2022 passiert jedoch etwas, das das Leben der gesamten Menschheit auf den Kopf stellt: Zeitreisende aus der Zukunft erscheinen, um Soldaten für den ultimativen Krieg der Menschen zu rekrutieren, denn in dreißig Jahren droht die Weltbevölkerung von gefräßigen Aliens ausgelöscht zu werden. Als Dan ein Jahr später eingezogen wird, ist der Kampf schon fast verloren, doch eine tapfere Wissenschaftlerin und Soldatin arbeitet an einem letzten Mittel, um die Aliens zu vernichten: Dans Tochter Muriel (Yvonne Strahovski) …
Wenn man an einem Tag A Quiet Place 2 und danach The Tomorrow War anschaut, sind die Parallelen unübersehbar, denn in beiden Filmen werden die Menschen von bissigen Außerirdischen nahezu ausgelöscht. Doch während ersterer ein schmales Budget hat, sich daher auf wenige Schauplätze und Darsteller konzentriert und sich sowohl in der Ausgestaltung der Story als auch in deren Umsetzung äußerst einfallsreich zeigt, kann letzterer aus dem Vollen schöpfen und – angeblich – 200 Millionen (immerhin knapp das Zehnfache von A Quiet Place und noch gut das Dreifache seines Sequels) für ein bombastisches Action-Spektakel ausgeben.
Und das Resultat kann sich durchaus sehen lassen: Die Spezialeffekte sind handwerklich perfekt, es gibt eine Menge Actionszenen mit aufwändigen Kämpfen, dazu gigantische Explosionen und beeindruckende Schauwerte, die das Herz jedes Genrefans höher schlagen lassen. Die Story ist zudem ziemlich spannend von Chris McKay in Szene gesetzt, so dass man in den gut zwei Stunden voll auf seine Kosten kommt.
Man sollte nur nicht mehr erwarten als solides Actionkino. Das Drehbuch von Zach Dean ist ein typisches Skript nach dem Hollywood-Standard, das so vorhersehbar ist wie der Fahrplan der Deutschen Bahn. Viele Einfälle wirken wie aus anderen Filmen zusammengeklaubt, und die Geschichte an sich verfügt leider nur über einen originellen Gedanken, nämlich den der Zeitreise in die Zukunft, um dort einen Krieg auszufechten.
Wenn uns eine Geschichte über eine letale, weltumspannende Bedrohung in der Zukunft erzählt wird, fällt einem bei der Suche nach ihrer metaphorischen Bedeutung zuerst der Klimawandel ein. Tatsächlich bringt Dean diesen sogar gegen Ende selbst ins Spiel, wenn er indirekt als Auslöser für die Alien-Bedrohung herhalten muss. Natürlich ist es schwer, ein solch komplexes Problem und eine Gefahr, die nicht mit plötzlicher Urgewalt über die Menschheit hereinbricht, filmisch adäquat darzustellen (lassen wir mal Emmerichs doch recht abstruses Szenario aus The Day After Tomorrow außer Acht), aber etwas mehr Einfallsreichtum hätte sicherlich nicht geschadet. Andererseits ist es in der Science-Fiction schon seit langer Zeit üblich, Außerirdische zu bemühen, um menschliche Ängste zu fiktionalisieren.
In ihrem emotionalen Kern ist The Tomorrow War allerdings eine Geschichte über Väter und Kinder. Dan leidet noch immer unter der Abwesenheit seines Vaters (J.K. Simmons), der als traumatisierter Kriegsheimkehrer seine psychischen Probleme nicht unter Kontrolle bekam und irgendwann die Familie verlassen hat. Auch Jahrzehnte später kann Dan ihm diesen Verrat nicht verzeihen. Auf der anderen Seite geht es um Dan selbst, der sich gerne als Forscher beweisen möchte, aber keine Chance dazu erhält und seinen Frust ebenfalls an der Familie auszulassen droht. In beiden Fällen setzen Dean und McKay sich mit der Psychologie von Männern auseinander, die an ihren eigenen Ansprüchen scheitern und nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen. Auch wenn das nicht wirklich originell umgesetzt wird, ist der Ansatz an sich interessant. Zumal ihnen mit der erwachsenen Muriel eine Frau entgegengesetzt wird, der sowohl als Kriegerin, Forscherin und Anführerin all das mühelos zu gelingen scheint, woran die Männern gescheitert sind.
Es gäbe noch einige weitere Dinge zu kritisieren, etwa die planlose Kriegsführung, deren einzige Taktik daraus zu bestehen scheint, Menschen als Kanonenfutter an die Aliens zu verfüttern, aber das würde hier zu weit führen. The Tomorrow War liefert zwei Stunden handwerklich gelungene Action, eine Menge Spannung und solide Unterhaltung ab – und das ist auch schon genug.
Note: 3+