Spione Undercover – Eine wilde Verwandlung

Jungen finden James Bond vermutlich wahnsinnig cool, auch wenn die Bereitschaft, sich an Karneval (oder neuerdings an Halloween) als Gentleman-Spion zu verkleiden eher gering ist. Doch er fährt schnelle Autos, die mit Raketen oder anderen aufregenden Gadgets ausgestattet sind, und er erschießt die Bösewichter. Letzteres ist allerdings ein Problem für die Eltern, die James Bond vielleicht auch cool finden, aber gleichzeitig nicht wollen, dass ihr Sprössling sich aufführt, als hätte er die Lizenz zum Töten, nicht einmal in einem Spiel.

So wirkt die Wahl des Sujets für einen Animationsfilm zunächst etwas ungewöhnlich und scheint eher auf ein älteres Publikum abzuzielen, das seinen Spaß an depperten Agenten-Komödien wie Johnny English oder Austin Powers hat. Aber Blue Sky Studios hat schon mehrfach bewiesen, einen guten Riecher zu haben, was ihnen im Endeffekt nichts genützt hat, denn die Firma wurde vor wenigen Monaten von Disney dicht gemacht, was diese Produktion zu ihrer letzten macht.

Spione Undercover – Eine wilde Verwandlung

Schon als Kind hat Walter gerne gebastelt und getüftelt, um mit seinen Erfindungen die Arbeit seiner Mutter als Polizistin zu vereinfachen. Als Erwachsener arbeitet der hochbegabte junge Mann beim Geheimdienst und ist bekannt für seine schrulligen Einfälle, die ihm einen Platz als Außenseiter in der Behörde beschert haben. Im Gegensatz zu ihm ist der Agent Lance ein äußerst beliebter Draufgänger, der mit seinen Gegnern nicht viel Federlesens macht. Doch als ein Schurke ihm eine tödliche Drohne abluchst und dabei auch noch dank ausgeklügelter Technik das Gesicht von Lance benutzt, verliert der Meisterspion seinen Job. In seiner Not wendet er sich an den – von ihm selbst kurz zuvor gekündigten – Walter, der ihm seine neueste Erfindung schmackhaft gemacht hat. Was Lance nicht ahnt: Dieses von Walter entwickelte Serum verwandelt den Meisterspion in eine Taube …

Im Original werden die beiden Hauptfiguren von Will Smith und Tom Holland gesprochen, was den Animationsspaß noch eine Spur lustiger macht, aber auch die deutsche Synchronisation ist ganz ordentlich geworden, muss aber leider ohne die gewohnten Sprecher der beiden Stars auskommen. Was schade ist.

Die Geschichte ist reichlich überdreht und wartet mit einer Menge amüsanter Details auf. Schon die Verwandlung von Lance in eine Taube, mit der für den Film geworben wurde, ist ein frühes Highlight, darüber hinaus gibt es wilde Verfolgungsjagden und turbulente Kämpfe, bei denen man als Zuschauer voll auf seine Kosten kommt. Die vielen liebevoll animierten Details und einige gelungene Gags trösten dabei über einen Mangel an Wortwitz hinweg, und vor allem die schrägen Vögel, die sich dem Helden anschließen, sind immer wieder für einen Lacher gut.

Um den Spaß kindgerecht zu machen, ist Walter ein sehr verantwortungsbewusster Erfinder, der nicht möchte, dass Lance seine Gegner einfach niederschießt, sondern sie stattdessen mit viel Einfallsreichtum, jeder Menge Glitter und schnuckeligen Katzenbildern überrumpelt. Das ist eine schöne Idee, die noch dazu geschickt in die Geschichte integriert wird, da die Motive des Schurken in direkter Verbindung zu den üblichen Herangehensweisen der Agenten stehen und somit die Dringlichkeit dieses Anliegen untermauern. So wird aus diesem spannenden Agentenabenteuer eine absolut kindgerechte Mission.

Alles in allem ist Spione Undercover ein rundum gelungener Familienfilm, der zwar recht vorhersehbar ist, aber jede Menge Spaß für Jung und Alt bereithält.

Note: 2-

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.