Und täglich grüßt das Murmeltier war, wenn ich mich nicht irre, der erste Film, der von einer Zeitschleife handelte, und lange Zeit habe ich geglaubt, dass es einfach nur eine Liebesgeschichte in einem originellen Gewand ist, in dem sich darüber hinaus noch ein mürrischer Zeitgenosse zu einem positiv denkenden Mensch wandeln muss. Tatsächlich ist es ein Film über Depressionen.
Inzwischen ist aus dieser wunderbaren Grundidee ein ganzes Subgenre geworden, und eines der jüngsten Beispiele dafür ist vor einiger Zeit bei Prime Video erschienen. Und wieder herrscht eine gewisse Titelverwirrung, da der Film mal unter dem Originaltitel The Map of Tiny Perfect Things auftaucht, mal unter seinem deutschen Titel …
Sechzehn Stunden Ewigkeit
Mark (Kyle Allen) lebt seit einer Weile in einer Zeitschleife, deren Abläufe er inzwischen so gut kennt, dass er seine Mitmenschen mit seinem Wissen über unmittelbar bevorstehende Ereignisse beeindrucken kann. Sei es, die vom Tisch fallende Kaffeetasse aufzufangen, ein Mädchen vor dem Sturz ins Schwimmbecken oder einen Mann davor zu bewahren, von den Hinterlassenschaften eines Vogels getroffen zu werden. Doch eines Tages taucht Margaret (Kathryn Newton) auf, und Mark stellt fest, dass er nicht alleine in der Zeitschleife feststeckt…
Die Story basiert auf einer Kurzgeschichte des Drehbuchautors Lev Grossman, von dem auch die Romanvorlage der Serie The Magicians stammt. Um es gleich vorweg zu sagen: Besonders originell ist die Geschichte leider nicht. Originell ist lediglich der Einfall, zwei Menschen in derselben Zeitschleife feststecken zu lassen, was man in der Form allerdings auch in der Netflix-Serie Matrjoschka gesehen hat. Keine Ahnung, wer da bei wem abgekupfert hat.
Auch sonst verläuft die Geschichte, wie man es erwarten kann. Nett sind gleich zu Beginn die vielen kleinen, oben beschriebenen Einfälle, die in einem Film dieses Genres typisch sind und von Regisseur Ian Samuels schön choreografiert werden. Interessant wird es natürlich erst, wenn Margaret auftaucht, aber von da an tritt die Story dann leider auch auf der Stelle. Nachdem die beiden sich mehr oder weniger zusammengerauft haben, beschließen sie, das Beste aus ihrer Situation zu machen und all die perfekten, kleinen Momente aufzuspüren, die das Leben magisch erscheinen lassen.
Die Idee dahinter ist schön und handelt davon, dass man nicht einfach wie ein Roboter durch seinen Alltag gehen und mechanisch die Liste der Dinge abarbeitet, die man zu erledigen hat, sondern gelegentlich innehalten sollte, um die Schönheit und die Magie des Lebens einzufangen. Darauf zielte schon Horaz mit seinem Ausspruch „Carpe diem“ ab, der uns ebenfalls auffordert, die Momente eines Tages zu pflücken wie eine Blume. Er rät uns allerdings auch, nicht auf den nächsten Tag zu vertrauen, und genau das ist Mark und Margaret verwehrt.
Natürlich beinhaltet der Film auch eine Liebesgeschichte, sie steht nur nicht im Zentrum. Überhaupt erweist sich der Film gegen Ende als Mogelpackung, wenn einige Dinge enthüllt werden, die ein völlig neues Licht auf die Zeitschleife werfen. Bis dahin versteht man die Story als Metapher auf das Leben Jugendlicher kurz vor dem Erwachsenwerden, in dem jeder Tag mit Schule, Abhängen mit Freunden und Kummer mit der Familie, den Selbstzweifeln und Zukunftsängsten wie der andere aussieht. Aber zuletzt nimmt der Film noch eine unerwartete Wendung, die zwar unter dramaturgischen Gesichtspunkten falsch ist, aber auf diese Weise wenigstens noch halbwegs überrascht.
Es ist dieses letzte Drittel das den an sich zwar charmanten, aber auch recht eintönigen, viel zu dialoglastigen Film rettet, so dass man ihn trotz seiner Schwächen in angenehmer Erinnerung behält.
Note: 3-