Army of the Dead

Um Zack Snyder war es ja lange still geworden, nachdem er sich aus persönlichen Gründen für einige Zeit aus dem Filmgeschäft zurückgezogen hatte, aber nun ist er wieder da, und das mit dem gewohnten Wumms. Nach seinem Director’s Cut von The Justice League kehrt er nun zu seinen Anfängen als Spielfilmregisseur zurück und inszeniert erneut einen Zombiefilm. Sein Spielfilmdebüt Dawn of the Dead von 2004 hat die Untoten mainstreamfähig gemacht – und das war auch das Jahr, in dem Snyder die Arbeit an Army of the Dead abgelehnt hat.

Das Projekt befand sich seitdem in der development hell, sollte dann 2013 in die Kinos kommen, wurde wieder fallengelassen und landete schließlich erneut auf Snyders Schreibtisch. Es sollte wohl so sein.

Fun fact am Rande: Dave Bautista hat einen Auftritt in The Suicide Squad abgelehnt, um mitmachen zu können, während James Gunn, der das Drehbuch zu Dawn of the Dead geschrieben hat, die Arbeit am Drehbuch zu Army of the Dead ausgeschlagen hat – um The Suicide Squad zu drehen …

Army of the Dead

Ein verhängnisvoller Autounfall in der Nähe von Las Vegas beschädigt ein gepanzertes Militärfahrzeug, das einen Zombie transportiert. Daraufhin kommt es zu einer wahren Zombie-Epidemie in Las Vegas, das schließlich nach langen, harten Kämpfen vom Militär abgeriegelt wird. Ein paar Jahre später: Scott Ward (Dave Bautista) gehörte zu den Zivilisten, die sich im Kampf gegen die Zombies bewährt haben, und arbeitet nun als Koch in einem Diner. Der japanische Geschäftsmann Tanaka (Hiroyuki Sanada) macht ihm jedoch einen Vorschlag, den er nicht ablehnen kann: Im Safe eines Hotels in Las Vegas liegen 250 Millionen Dollar, die er bergen soll. Zusammen mit seiner Crew, zu der u.a. der Safeknacker Dieter (Matthias Schweighöfer), die Pilotin Marianne (Tig Notaro) und Scotts frühere Kampfgefährten Vanderohe (Omari Hartwick) und Maria (Ana de la Reguera) gehören, betreten sie das Sperrgebiet, doch die Uhr tickt, denn die US-Regierung will eine Atombombe auf die Stadt abwerfen …

Die Geschichte beginnt mit einem Gespräch zwischen den Fahrern eines Begleitfahrzeugs im Militärkonvoi, die darüber spekulieren, was sie wohl transportieren: ein UFO, Bigfoot oder etwas noch Geheimeres? Snyder greift auf diese Weise diverse populäre Verschwörungstheorien auf, zu denen bekanntermaßen auch gehört, dass das Corona-Virus aus einem Militärlabor entwischt sein soll.

Nach diesem netten, ironischen Auftakt geht es munter weiter mit der Schlacht um Las Vegas, die so opulent wirkt und so viele Figuren und Anekdoten beinhaltet, dass man locker einen eigenen Film daraus hätte machen können. Im Nachhinein muss man sich fragen, ob dies nicht vielleicht sogar die bessere Story gewesen wäre.

Der Aufhänger, nach einem Riesenhaufen Geld in einem zombieverseuchten Las Vegas zu suchen, klingt zunächst einmal nicht besonders sexy. Welcher Mensch mit nur einem Funken Verstand und Überlebensinstinkt würde sich darauf einlassen? Wie sich herausstellt, haben die Teilnehmer dieses Himmelfahrtskommandos verschiedene Gründe, die von der Versöhnung mit der entfremdeten Tochter (Scott) bis hin zur persönlichen Challenge (Dieter) reichen. Dieter will den legendären Safe „Götterdämmerung“ knacken und damit in die erste Riege seiner Zunft aufsteigen, die meisten seiner Kollegen sind jedoch einfach nur ehrlich und wollen eine Menge Geld machen. In Scotts Fall hätte ihm vermutlich jeder Psychologe sagen können, dass es keine gute Idee ist, ein besseres Verhältnis zu seinem Nachwuchs mit 15 Millionen Dollar erkaufen zu wollen, aber ein solcher war gerade nicht zur Hand, und so nimmt das Verhängnis seinen vorhersehbaren Lauf.

Wer schon mal einen Heist-Film gesehen hat, weiß, dass die Teambildung ein wichtiger, häufig witziger Bestandteil des Genres ist. Bei Snyder kommt dieser Teil leider ein wenig zu kurz, und witzig ist vor allem Matthias Schweighöfer, bei dem man als deutscher Zuschauer jedoch ständig das Gefühl hat, er habe sich in den falschen Film verirrt. Auch später sind manche seiner Szenen … merkwürdig, und er agiert so überdreht, dass man sich fragt, warum ihm keiner am Set den Kaffee verboten hat. Außerdem sieht der Arme schrecklich mitgenommen von der Sonne Nevadas aus.

Die Story ist nicht nur sehr vorhersehbar, sondern darüber hinaus auch ziemlich gaga. Man fragt sich zum Beispiel, warum Tanaka ihnen nicht einfach den Code für seinen eigenen Safe mitgeben und ihnen sagen kann, wie man die tödlichen Fallen entschärft. So macht das Safeknacken absolut keinen Sinn. Außerdem erscheint es fragwürdig, dass sie allen Ernstes einen Container voller Bargeld zusammen mit einer vielköpfigen Crew in einen winzigen Hubschrauber unterbringen wollen. Man kann also schon bevor es losgeht sagen, dass der Plan von Scott und seinen Leuten vollkommener Mumpitz ist.

Aber der Weg ist bekanntlich das Ziel, und so ist die entscheidende Frage, wie unterhaltsam dieser Raubzug ist. Und hier kommt die gute Nachricht: Der Film macht durchaus Spaß, wenn man einmal einige Logikfehler und kleinere Patzer außer Acht lässt. Mit der Weiterentwicklung der Zombies, von denen einige – sogenannte Alphas – nicht nur schneller und stärker, sondern sogar mit einem Rest an Verstand und Empfindungsfähigkeit ausgestattet sind, hat Snyder durchaus ein Pfund, mit dem er wuchern kann. Stellenweise setzt er diese Kniffe geschickt ein, auch wenn er die ausgetretenen Pfade des Horror-Actioners nicht verlässt.

Alles in allem ein angenehmer Zeitvertreib, manchmal ziemlich splatterig und derb, dann wieder überraschend emotional und trotz einiger Schwächen durchweg unterhaltsam.

Note: 3-

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.