Auch dieser Film gehört zu der großen Gruppe von Hollywood-Produktionen, die im Kino hätten starten sollen, dann aber vom Studio, in diesem Fall Sony, an einen Streamingdienst verkauft wurden. Bei uns ist er bei Netflix zu sehen, unter dem Titel Die Mitchells gegen die Maschinen, was einer exakten Übersetzung des Originaltitels entspricht, bei imdB findet man ihn allerdings unter dem ursprünglich geplanten Kinotitel Connected – Familie verbindet.
Dass es dieses Animationsabenteuer überhaupt gibt, war mir nicht einmal bewusst, bis ich über den Titel gestolpert bin und den Trailer gesehen haben. Der Rest war eine Spontanentscheidung. Und anscheinend war ich nicht der Einzige, der auf die Idee kam, den Film zu sehen, denn Netflix hat bereits erklärt, dass es einer der beliebtesten Titel der letzten Zeit war …
Die Mitchells gegen die Maschinen
Katie geht bald aufs College, um Filmemacherin zu werden, und freut sich darauf, endlich Gleichgesinnte kennenzulernen, durch die sie sich nicht mehr wie eine nerdige Außenseiterin fühlt. Verglichen mit den anderen Familien in ihrer Nachbarschaft, sind auch die Mitchells krasse Außenseiter, denn sie fahren ein uraltes Auto, haben den hässlichsten Hund der Welt und ziehen Missgeschicke aller Art an wie Magnete. Katie war immer der besondere Liebling ihres Vaters Rick, doch er hat wenig Verständnis für ihre künstlerischen Ambitionen, und die intensive Nutzung der sozialen Medien hat überdies zu einer gewissen Entfremdung innerhalb der Familie gesorgt. Doch Rick will, dass sie sich wieder näherkommen, und besteht darauf, mit der gesamten Familie Katie zum College zu fahren. Ausgerechnet auf diesem Roadtrip kommt es jedoch zu einer Katastrophe: Die beleidigte KI eines Silikon-Valley-Moguls, die von einer neueren, in einem Roboter implantierte Version ersetzt werden soll, rächt sich an der undankbaren Menschheit, indem sie plant, diese ins Weltall zu schießen …
Michael Rianda und sein Co-Autor und -Regisseur Jeff Rowe wollten ihren schrägen Familien wohl ein Denkmal setzen, zumindest suggeriert es der pfiffige Abspann, in dem alle Cast-Mitglieder auf Familienfotos zu sehen sind. Abgesehen von ihren Missgeschicken sind die Mitchells jedoch recht durchschnittlich, die Tochter ist ein Nerd, der Sohn liebt Dinosaurier, und der Vater weiß nicht einmal, wie man einen Computer bedient – das sind beliebte Stereotype, wie man sie häufig findet. Außergewöhnlich sind höchstens einige Marotten, die sie sich zugelegt haben, kleine familiäre Rituale, die mit der Zeit jedoch ein bisschen schal geworden sind.
Die Geschichte handelt vor allem von den Problemen, die Rick damit hat, seine Tochter gehen zu lassen. Kinder werden erwachsen, sie entwickeln eigene Ansichten und Meinungen, suchen sie Jobs oder studieren, finden Partner, und die Eltern bleiben zurück. Dieser Abnabelungsprozess wird auf liebevolle-schräge Art und Weise erzählt, ist stellenweise sogar berührend und bildet das emotionale Herz der Story. Gekoppelt wird das noch mit ein bisschen Kritik an den Sozialen Medien, die uns zwar mit Menschen auf aller Welt verbinden, uns aber gleichzeitig blind gegenüber jenen machen, die uns jenseits des Bildschirms gegenübersitzen.
Die Story über eine eifersüchtige KI, die die Menschheit auf den Mond bzw. ins Weltall schießen will, ist dagegen völlig überzogen. Ähnliche Geschichten hat man bereits in diversen dystopischen Science-Fiction gesehen, in einem Kinderfilm ist das Sujet eher ungewöhnlich. Entsprechen werden die Menschen auch nicht ausgelöscht, sondern in bequeme Boxen verpackt und eingesammelt. Die Welt mag zwar untergehen, aber auf eine knuffige, keinerlei gruselige Art und Weise. So bekommen die lieben Kleinen keine Angst, und die Großen haben dennoch etwas, worüber sie nachdenken können.
Dass die Mitchells durch Zufall die letzten Menschen auf der Erde sind und damit ihre einzige Chance auf Rettung, ist ein netter Einfall, denn natürlich sind sie die Letzten, denen man eine Heldenmission zutrauen würde. So ganz gelingt es ihnen natürlich auch nicht, zumindest nicht ohne sehr viel Hilfe und einige Zufälle, die die Logik schon arg strapazieren. Immerhin wird die Geschichte mit sehr viel Tempo erzählt, es gibt einige nette Gags, über die man schmunzeln kann, und das Setting ist knallbunt, voller Pop-ups und sonstigem Gedöns, das man aus kindgerechten YouTube-Videos kennt. Unkonventionell, aber nicht schlecht gemacht.
Insgesamt ein launiges Abenteuer für die ganze Familie, ein bisschen zu simpel gestrickt, aber durchweg unterhaltsam.
Note: 3-