Als der Trailer in die Kinos kam, hat mich eine Einstellung extrem neugierig gemacht: Eine Sklavin auf den Baumwollfeldern einer Südstaaten-Plantage vor dem amerikanischen Bürgerkrieg blickt auf in den Himmel und sieht dort ein Flugzeug. Was soll man davon halten? Geht es um Zeitreisen, Parallelwelten, Prophezeiungen oder etwas ganz Anderes? Als der Film vor einigen Wochen bei Sky erschienen ist, habe ich ihn mir sofort angesehen.
Antebellum
Ein kleines Mädchen pflückt Blumen und läuft dann zu einem Herrenhaus, Soldaten in Südstaatenuniformen paradieren auf dem Gelände, und zwei Sklaven, die zu fliehen versucht haben, werden brutal zu der Plantage zurückgezerrt, wo man den Mann wegsperrt und seine Frau erschießt. Eden (Janelle Monáe), die ihnen dabei geholfen hat, wird schwer misshandelt. Das Leben auf der Plantage ist hart, die Sklaven dürfen nicht einmal miteinander reden, und aus der Ferne ist der Kanonendonner der Bürgerkriegsschlachtfelder zu hören. Doch dann erwacht Eden eines Morgens aus einem Alptraum – in der Gestalt der erfolgreichen Autorin und Aktivistin Veronica. Sie reist zu einem Vortrag nach Louisiana, wo sie sich mit ihren Freundinnen (Gabourey Sidibe und Lily Cowles) trifft und über Diskriminierung und systemimmanenten Rassismus in den USA des 21. Jahrhunderts spricht. Doch langsam verdichten sich die Anzeichen, dass die Dinge nicht das sind, was sie zu sein scheinen …
Es ist schwer, eine angemessene Inhaltsangabe des Films zu verfassen, ohne zu viel zu verraten. Möglicherweise habe ich sogar schon zu viel preisgegeben, denn je weniger man weiß, desto besser. Über weite Strecken macht die Geschichte jedenfalls neugierig, man überlegt, wie die unterschiedlichen Handlungsstränge zusammenpassen könnten, versucht, die diversen Hinweise wie bei einem Puzzle zusammenzufügen, und wird – im besten Fall – dennoch überrascht.
Der schwache imdB-Wert scheint allerdings darauf hinzudeuten, dass vielen Zuschauern die Auflösung nicht gefallen hat, und man muss sagen, dass sie tatsächlich wenig realistisch wirkt, was aber auch und in sogar noch weit größerem Maß für Filme wie Wir oder Get Out zutrifft. Vielleicht liegt es aber auch an dem gemächlichen Erzähltempo und die relative Handlungsarmut des Films, denn abgesehen von dem Leben auf der Plantage und Veronicas Vortrags-Reise passiert in den ersten zwei Dritteln nicht viel. Dafür wird man am Ende mit einem spannenden Showdown belohnt, der für einiges entschädigt.
Der Film von Gerard Bush und Christopher Renz, die für Drehbuch und Regie verantwortlich zeichnen, lebt von seiner besonderen Atmosphäre, die düster und bedrohlich, sogar beklemmend ist und damit perfekt das Lebensgefühl der Schwarzen auf den Punkt bringt. Sowohl der brutale Alltag auf der Plantage, geprägt von Grausamkeit, Sadismus und Erniedrigung, als auch der beiläufige, subtile Rassismus der Gegenwart werden eindringlich geschildert.
Lobend erwähnen sollte man neben der guten darstellerischen Leistung von Janelle Monáe noch vor allem die Filmmusik von Roman GianArthur Irvin und Nate Wonder sowie die exquisite Kameraarbeit von Pedro Luque.
Kein perfekter Film, aber schön bebildert, atmosphärisch dicht und mit einer nachdenklich stimmenden Botschaft. Insgesamt ein beeindruckendes Regie-Debüt.
Note: 3+