Der Film ist noch relativ neu bei Netflix und hätte unter besseren Umständen im Kino laufen sollen. Vielleicht, darauf deutet zumindest das Ende hin, mit der Aussicht auf eine Fortsetzung. Leider kam es anders, und Paramount hat den Film verkauft. Immerhin können wir ihn nun sofort sehen und müssen nicht warten, bis die Kinos wieder aufmachen …
Der Originaltitel lautet übrigens Love and Monsters, was den Inhalt dieser glitschigen Horror-Science-Fiction-Komödie ziemlich genau zusammenfasst. Mich hat er an einen alten Film von 1990 erinnert, der inzwischen Kultstatus genießt: Tremors oder – wie er bei uns heißt – Im Land der Raketenwürmer. Was mich wieder einmal vor die Frage stellt, warum man nicht einfach beim Originaltitel bleiben kann, wenn einem nichts Besseres einfällt.
Monster Problems
Es ist nicht der Asteroid, der auf die Erde zurast, der das Ende der menschlichen Zivilisation auslöst, sondern die Art und Weise, wie die Menschen dieses Problem angehen: Um den Brocken aus dem All unschädlich zu machen, wird er mit einem Arsenal von Sprengkörpern in die Luft gejagt, dummerweise führt der chemische Fall-out dazu, dass jede Menge Insekten, Amphibien und Würmer nun mutiert sind und die Größe von LKW haben – sowie einen Appetit auf Menschenfleisch. Zum Überleben haben sich die verbliebenen Menschen in Bunker und Höhlen zurückgezogen. Einer von ihnen ist Joel (Dylan O’Brien), der leider nicht zu stärksten und mutigsten Mitgliedern seiner kleinen Gemeinschaft zählt. Als er eines Tages jedoch eine Nachricht von seiner früheren Jugendfreundin Aimee (Jessica Henwick) erhält, beschließt er, sich durch die Wildnis zu ihr durchzukämpfen, Monster hin oder her …
Die Liebe als Himmelsmacht, deretwegen Menschen Gedichte schreiben, Berge besteigen oder – wie in diesem Fall – gegen Monster kämpfen, die sich zwischen einen verliebten Mittzwanziger und seine Ex stellen. Es gab schon schlechtere Aufhänger für eine Geschichte, zumal das Setting, wie es gleich zu Beginn auf liebevoll-versponnene Art und Weise von Joel vorgestellt wird, ebenfalls seinen Reiz besitzt.
Sicher, das Ganze klingt nicht wirklich glaubwürdig, wird aber so charmant und amüsant vorgetragen, dass man sehr schnell mittendrin steckt in dieser bizarren Welt voller gigantischer Kakerlaken und zahnbewehrter Würmer. Die Frage, die sich jeder Zuschauer wohl unmittelbar stellt, lautet: Wie viel Überlebensinstinkt steckt in uns überzivilisierten, technikaffinen und Matcha-Latte-trinkenden Einwohnern des 21. Jahrhunderts? Haben wir noch die Stärke und den Schneid unserer Vorfahren, die in Höhlen lebten und sich gegen Mammuts und klirrendkalte Winter behaupten mussten? Oder sind wir inzwischen zu verweichlicht?
Es ist leicht, sich mit Joel zu identifizieren, der so gar nichts von einem Krieger hat, und Dylan O’Brien zieht wie immer die Nummer des spaßigen Sonnyboys ab, die er so gut beherrscht, dass man sich Sorgen machen muss, was aus ihm wird, wenn er dieses Jahr die dreißig überschreitet. Auch jugendlicher Charme hält bekanntlich nicht ewig. Aber noch reicht es für eine launige Performance und der überzeugenden Wandlung vom Schwächling zum Helden.
Sehen lassen können sich auch die Monster, die zwar oft schleimig und eklig anzuschauen sind, aber eben auch ein wenig anders sind als die üblichen Aliens. Und die putzigen Riesenschnecken erinnern sogar an Die unendliche Geschichte.
Die Regie von Michael Matthews und das Buch, das er zusammen mit Brian Duffield geschrieben hat, sind durchweg solide. Der Film ist spannend, unterhaltsam und stellenweise richtig witzig, auch wenn er keine Überraschungen parat hält. Nur der Auftritt des Roboters war ein wenig irritierend und passte nicht so ganz zum Rest. Wirklich schade, dass der Film nicht im Kino zu sehen war.
Note: 3+