Men in Black: International

Bei Comicverfilmungen denkt man in erster Linie an die Superhelden von Marvel oder DC, dabei gibt es noch jede Menge andere Geschichten, die zunächst als graphic novels publiziert wurden. Sei es nun Atomic Blonde, Der bewegte Mann oder die Kingsmen-Reihe – sie alle gehen auf eine gezeichnete Vorlage zurück.

Als 1997 der erste Men in Black mit Will Smith und Tommy Lee Jones in die Kinos kam, waren Comicverfilmungen noch nicht so häufig wie heute. Regisseur Barry Sonnenfeld war damals auf dem Höhepunkt seiner Karriere, Will Smith ebenso, und 7,4 Mio. Deutsche können sich nicht irren, oder? Ach, die gute, alte Zeit …

Der Film selbst war ein großer Spaß, buntes, leicht überdrehtes Popcornkino mit einigen Seitenhieben auf das Showbiz. Die beiden Fortsetzungen waren mit 5,1 und 2,3 Mio. Besuchern in Deutschland zwar immer noch sehr erfolgreich, aber bei weitem nicht mehr so wie der erste Teil. Man kann auf jeden Fall verstehen, warum Sony vor einigen Jahren auf die Idee kam, dem Franchise neues Leben einzuhauchen und mit einer anderen Cast einen Neustart hinzulegen. Blöd nur, dass die Zuschauer das anders sahen, und nur 420.000 ein Kinoticket lösten …

Woran liegt es? Ich war neugierig und habe mir den Film angesehen

Men in Black: International

2016 droht eine Invasion des „Schwarms“ auf der Erde, die erfolgreich von Agent H (Chris Hemsworth) und Agent High T (Liam Neeson) abgewehrt werden kann. Beide gehören seither zu den Legenden bei den Men in Black.

Molly (Tessa Thompson) ist als Kind einem Außerirdischen begegnet und hat ihm zur Flucht verholfen. Als danach zwei Männer in Schwarz bei ihrer Familie auftauchen, sieht sie, wie ihren Eltern die Erinnerungen an das Erlebte geraubt werden, sie selbst kann sich jedoch erfolgreich verstecken. Seither sucht sie nach dieser geheimnisvollen Regierungsorganisation und schafft es schließlich, ins Hauptquartier in New York einzudringen. Die Leiterin, Agent O (Emma Thompson), ist davon so beeindruckt, dass sie Molly rekrutiert und zu ihrem ersten Einsatz nach London schickt. Doch ihr erster Auftrag geht schief: Gemeinsam mit Agent H soll sie auf einen außerirdischen Würdenträger aufpassen, der prompt von zwei galaktischen Auftragsmördern getötet wird. Sie haben es auf ein Objekt abgesehen, dass der Sterbende Molly anvertraut – mit der Warnung vor einem Maulwurf bei den Men in Black …

Im Gegensatz zu den Comics, in denen die Männer in Schwarz auch gegen Werwölfe und andere übernatürliche Wesen kämpfen, beschränkt sich das Zuständigkeitsgebiet in den Filmen ausschließlich auf Aliens. Und davon gibt es eine ganze Menge in allen Größen und Formen, die manchmal nur auf der Durchreise sind oder versteckt irgendwo auf dem Globus leben. Man wundert sich angesichts ihrer großen Zahl, dass die Organisation es tatsächlich schafft, ihre Existenz geheim zu halten, andererseits verfügt sie über eine Menge Hilfsmittel, von futuristischen Waffen, über Hologrammtechnologie bis hin zum bekannten Neuralisator. Neu hinzugekommen ist in diesem Film u.a. eine interkontinentale Eisenbahn, mit der man in wenigen Minuten von New York nach London reisen kann.

Es sind diese schönen Einfälle und das liebevolle Setdesign, die den besonderen Charme der Filmreihe ausmachen. Früher gehörten noch die flotten Sprüche von Will Smith dazu, doch die Rolle des herumalbernen Helden ging nun an Chris Hemsworth, der seine Sache zwar nicht schlecht macht, aber leider nicht so gut ist wie Smith. Immerhin schafft es Emma Thompson, Tommy Lee Jones’ stoischen Gesichtsausdruck zu kopieren, wenngleich sie nur in drei oder vier Szenen zu sehen ist. Mit Hemsworth und (Tessa) Thompson gibt es aber ein solide agierendes Team, das um einen etwas nervigen Alien-Zwerg erweitert wurde, und dem man gerne zusieht. Kein Duo für die Filmgeschichte, aber recht unterhaltsam.

Das viel größere Problem ist die einfallslose Geschichte der beiden Drehbuchautoren Matt Holloway und Art Marcum, die sich ausgiebig bei dem ersten Film der Reihe bedienen. Wieder ist es ein Außenseiter, der der Organisation beitritt, wobei die Idee, Molly die Men in Black entlarven zu lassen, noch zu den besseren Einfällen zählt. Doch in der Geschichte geht es erneut um einen geheimnisvollen Gegenstand, der von verschiedenen Parteien gesucht wird, und der Endgegner der Agenten ist diesmal keine gigantische Schabe, sondern ein riesenhafter Alien-Oktopus. Darüber hinaus taucht als Bedrohung noch ein ominöser „Schwarm“ auf, der entfernt an die Borgs aus dem Star Trek-Universum erinnert.

Eine zu langsam erzählte und vor allem sehr vorhersehbare Story trübt das Vergnügen, doch es gibt genügend Schauwerte, um dieses Manko wieder wettzumachen, so dass man bei dieser Science-Fiction-Komödie unterm Strich auf jeden Fall auf seine Kosten kommt.

Note: 3-

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Pi Jays Corner und verschlagwortet mit von Pi Jay. Permanenter Link zum Eintrag.

Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.