Ein weiterer Film, der bei uns dem Virus zum Opfer gefallen ist, da er nicht in den Kinos starten konnte, sondern gleich im Pay-TV landete. Ich kann mich daran erinnern, den Trailer auf der Münchener Filmwoche gesehen zu haben, und vermutlich wäre ich dafür auch ins Kino gegangen …
Um den Titel gab es mal wieder einige Verwirrung: Auf der Tradeshow der Universal hieß der Film, dessen Original-Titel The High Note lautet, noch wunderbar neudeutsch Covers, bei imdB wird er, superleicht zu merken, als L.A. Love Songs – Der Sound meines Lebens geführt, bei Sky jedoch wieder unter dem amerikanischen Titel. Alles klar?
The High Note
Maggie (Dakota Johnson) arbeitet seit drei Jahren als persönliche Assistentin der Popdiva Grace Davis (Tracee Ellis Ross), deren große Zeit schon über eine Dekade zurückliegt und die noch immer von ihren einstigen Erfolgen zehrt. Als ein neues Album mit Remixen ihrer größten Hits geplant ist, will Maggie unbedingt produzieren, hat aber Schwierigkeiten, sich gegenüber Grace und ihrem Manager (Ice Cube) durchzusetzen. Kurz darauf läuft ihr der junge, talentierte Musiker David (Kelvin Harrison Jr.) über den Weg. Sie will unbedingt seine Musik produzieren – weshalb sie ihm vorgaukelt, bereits sehr erfolgreich zu sein …
Verglichen mit den schrecklichen Chefs in Der Teufel trägt Prada oder Kill the Boss ist Grace Davis die Freundlichkeit in Person. Sie ist fordernd, schnell unzufrieden und bisweilen wankelmütig, aber wenigstens nicht gemein zu Maggie und behandelt sie oft eher wie eine Freundin als wie eine Untergebene. Außerdem hat der alternde Star selbst genügend Probleme, denn das Label sieht sie vor allem als cash cow, deren Hits man immer und immer wieder zu Geld machen kann. Deshalb will man sie auch nach Las Vegas „abschieben“, gewissermaßen aufs Altenteil.
Sieht man sich die beiden Hauptfiguren an, kann man schnell feststellen, dass das größte Problem des Drehbuchs von Flora Greeson zu wenig Konfliktpotential ist. Maggie bekommt zwar ein paar Probleme, weil sie durch ihren Nebenjob als Produzentin weniger Zeit für Grace hat, aber zu einem richtigen Streit steigert sich das nicht. Auch ihr Geheimnis gegenüber David wird erst dann zu einem Problem, als sie ihm schließlich alles gesteht, und selbst danach hat man nicht das Gefühl, dass nun alles aus wäre.
Das liegt sicherlich auch daran, dass Maggie und David sich im Verlauf der Geschichte immer näherkommen, schließlich teilen beide die Liebe zur Musik und ein enzyklopädisches Wissen darüber. Man kann nicht gerade behaupten, der Film wäre besonders originell. Aber er gibt sich Mühe, seine vorhersehbare Geschichte, zu der auch ein Twist gehört, den man meilenweit voraussieht, so nett und charmant wie möglich zu erzählen.
Das gelingt der Regisseurin Nisha Ganatra auch weitgehend. Alles ist wohlgefällig inszeniert, die Musikauswahl kann sich hören lassen, und Bill Pullman darf gegen Ende noch einen Gastauftritt absolvieren, ebenso wie zahlreiche berühmte Musiker, und Tracee Ellis Ross, der vorgeworfen wird, hier ein wenig ihre Mutter Diana Ross zu imitieren, macht ihre Sache ebenfalls ausgezeichnet. Schade ist allerdings, dass die große Enthüllung am Ende etwas zu spät kommt, und man das Gefühl hat, den Film danach quasi im Schnellvorlauf zu sehen. Jeder Handlungsstrang wird noch hektisch zu Ende gebracht, und die Figuren bleiben dabei ein wenig auf der Strecke. Da hätte man viel mehr herausholen können.
Alles in allem ein netter Wohlfühlfilm, genau das Richtige für einen lauen Sommerabend bei einem Glas Wein.
Note: 3