Birds of Prey: The Emancipation of Harley Quinn

Nachdem ich in den vergangenen Wochen dank des Sky Tickets jede Menge Filme sehen konnte, bin ich nun in der glücklichen Lage, Themenwochen zu machen. Ging es vor acht Tagen um Literaturverfilmungen, dreht sich diese Woche alles um das DC-Universum.

Harley Quinn war mit Abstand das Beste an Suicide Squad, ein psychotisches, unberechenbares Energiebündel, das die männlichen Kollegen ganz schön alt aussehen ließ. Kein Wunder, dass des Jokers bessere Hälfte einen eigenen Film bekommen hat …

Birds of Prey: The Emancipation of Harley Quinn

Das Traumpaar hat sich getrennt: Harley Quinn (Margot Robbie) und der Joker haben Schluss gemacht, doch das behält die Dame vorerst lieber für sich, weil sie sich eine Menge Feinde in Gotham City gemacht hat, die sie nur deswegen in Ruhe lassen, weil sie Angst vor ihrem verrückten Lover haben. Als sie eines Abends jedoch betrunken beschließt, die Chemiefabrik, den Ort ihrer und des Jokers Transformation und das Symbol ihrer Partnerschaft, in die Luft zu jagen, verkündet sie damit der Welt, dass sie sich von ihm befreit hat. Prompt wird sie von Dutzenden wütender Männer gejagt und bekommt Probleme mit dem Gangsterboss Roman Sionis (Ewan McGregor). Dieser ist auf der Suche nach einem wertvollen Diamanten, der in die Hände einer jungen Diebin geraten ist. Sollte Harley das Juwel zu ihm bringen, verschont er ihr Leben. Dumm nur, dass auch alle anderen Verbrecher der Stadt hinter dem Diamanten her sind …

Superhelden sind schon seit vielen Jahren im Kino populär, dennoch konnte man die weiblichen Protagonisten in diesem Genre bislang an einer Hand abzählen. Doch die Frauen kommen, sogar mit Macht: Wonder Woman hat gezeigt, dass auch Frauen wunderbar einen Action-Film tragen können, noch dazu hat sie die neueren DC-Verfilmungen nahezu im Alleingang aus der Erfolglosigkeit geholt, auch wenn sie immer noch weit hinter den Produktionen aus dem MCU hinterherhinken.

Gemeinsam ist man bekanntlich stärker, aber da Justice League an den Kinokassen eher enttäuscht hat, lag wohl ein Spin-off von Suicide Squad auf der Hand, und so bekommt Harley Quinn einige rabiate Schwestern an die Seite gestellt, die mit ihr zusammen Gotham City aufmischen, dem Bösewicht den Garaus machen und für Gerechtigkeit sorgen. Neben der Polizistin Renee Montoya (Rosie Perez), die Harley am liebsten hinter Gittern sehen möchte, schließen sich noch The Huntress (Mary Elizabeth Winstead) und Black Canary (Jurnee Smollett) dem Team an.

Die Frauenpower tut dem Film gut, und Birds of Prey dürfte vermutlich den Weltrekord halten, wenn es um Tritte und Schläge in den männlichen Unterleib geht. Man könnte meinen, die vier Frauen wollten Jahrtausende des Patriarchats im Alleingang auslöschen. Die Action wird gekonnt von Cathy Yan in Szene gesetzt, und vor allem der Showdown, der in einem surrealistischen Vergnügungspark spielt, ist so bonbonbunt und überdreht, dass man sich unwillkürlich an die Batman-Filme der frühen Neunziger erinnert fühlt. Noch besser ist allerdings Harleys Auftritt im Polizeirevier, in dem sie ihre Gegner in Glitzer- und Farbwolken zu Boden schickt. Schöner Kloppen mit Stil, könnte glatt eine Vogue-Bilderserie sein.

Leider hat das Drehbuch von Christina Hodson einige Schwächen. Die Suche nach dem Diamant ist nicht wirklich originell und wirkt in ihrer Dürftigkeit wie die Story eines durchschnittlichen Comicheftchens. Dass verschiedene Trennungs-Klischees aus romantischen Komödien aufgegriffen und ironisch gebrochen werden, ist zwar keine schlechte Idee, geht aber nicht weit genug und bestätigt sie im Grunde damit eher – selbst psychotische Frauen müssen Trauerarbeit nach dem Ende einer Beziehung leisten. Auf der Strecke bleibt dabei leider auch jede tiefere Ergründung von Harleys Charakter, die für eine Weiterentwicklung der Figuren vonnöten gewesen wäre. Hier wurde das meiste Potential verschenkt. Außerdem hätte etwas mehr Humor nicht geschadet – aber das ist ja ein Problem, das alle DC-Verfilmungen haben.

Alles in allem ein launiger, knallbunter Spaß mit einer Handvoll starker und schlagkräftiger Frauen. Bitte mehr davon, aber mit besseren Geschichten.

Note: 3

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.