Es gibt unvergessliche Filme und solche, bei denen man selbst, wenn man sie zum zweiten Mal anschaut, beim besten Willen nicht sagen kann, ob man sie nicht bereits kennt. Jede Menge Ärger ist so ein Film. Der Inhalt kommt mir sehr bekannt vor, und ich glaube, dass ich ihn damals auf DVD oder im Pay-TV gesehen habe, bin mir aber nicht sicher. Selbst eine wiederholte (?) Sichtung auf Disney+ brachte keine neuen Erkenntnisse, auch wenn mir das eine oder andere durchaus bekannt vorkam. Und insgeheim hege ich die Befürchtung, dass es mir das nächste Mal wieder so ergehen wird …
In der zweiten Hälfte der Neunzigerjahre waren, Quentin Tarantino und Guy Richie sei Dank, Gaunerkomödien total angesagt. Barry Sonnenfeld, der 1995 bereits mit Schnappt Shorty eine launige Komödie gedreht hatte, die auf einem erfolgreichen Buch basierte, versuchte, dieses Konzept zu wiederholen, indem er sich die Rechte an Jede Menge Ärger – Big Trouble von Dave Barry sicherte. Besetzt wurde der Film dann mit zahllosen bekannten Schauspielern, die damals ebenfalls Kassengaranten waren. Was sollte also schiefgehen?
Jede Menge Ärger
Puggy (Jason Lee) ist ein obdachloser Hippie, der neu nach Miami kommt und in einer heruntergekommenen Spelunke Streit mit dem grenzdebilen Gaunerpärchen Snake (Tom Sizemore) und Eddy (Johnny Knoxville) bekommt. In derselben Kneipe kauft der zwielichtige Geschäftsmann und Waffendealer Arthur Herk (Stanley Tucci) eine tragbare Atombombe, die die russischen Betreiber ins Land geschmuggelt haben. Zufällig bezieht Puggy ein Baumhaus im Garten der Herks und beobachtet dort den häuslichen Unfrieden zwischen Arthur und seiner Frau Anna (Rene Russo). Deren Tochter Jenny (Zoe Deschanel) gerät währenddessen ins Fadenkreuz ihrer Mitschüler Matt (Ben Foster) und Andrew (DJ Qualls), die sie gemäß einer Challenge mit einer Wasserpistole „abschießen“ sollen. Gleichzeitig treffen auf dem Anwesen zwei Auftragsmörder (Dennis Farina und Jack Kehler) ein, die es auf Arthur abgesehen haben …
Es ist nahezu unmöglich, einen kurzen Abriss der verworrenen Handlungsfäden abzuliefern, die das Herz der Geschichte ausmachen und in denen vor allem der Zufall regiert. Ich war noch nie dort, aber Miami muss ein winziges Nest in Florida sein, in dem sich ständig dieselben Menschen über den Weg laufen.
Das emotionale Zentrum der Geschichte ist jedoch Matts Vater Eliot (Tim Allen), unschwer erkennbar als Alter Ego des Romanautors Dave Barry, der ebenfalls für den Miami Herald eine überaus erfolgreiche Kolumne geschrieben hat. Matt ist frisch geschieden, arbeitslos und in den Augen seines Sohns ein Loser, weshalb er versucht, das Vertrauensverhältnis zu ihm wiederherzustellen. Nebenbei beginnt er eine Affäre mit der unglücklichen Anna. Von allen merkwürdigen, verdrehten oder schlichtweg verrückten Figuren sind diese noch am vernünftigsten und glaubwürdigsten.
Barrys Anliegen war es, eine Geschichte über lauter Verrückte in einer merkwürdigen Stadt zu erzählen, und das ist ihm weitgehend gelungen. Den episodischen Charakter kennt man aus anderen Filmen wie Pulp Fiction oder Short Cuts, aber im Gegensatz zu den genannten, kann Jede Menge Ärger nicht in Gänze überzeugen. Möglicherweise hat es damit zu tun, dass es mit Tim Allen zwar einen Helden gibt, er aber nur eine Nebenrolle spielt, ebenso wie jede andere Figur, von denen keine wirklich originell oder unverwechselbar ist. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass der Film beinahe zwanzig Jahre alt ist, denn er wirkt stellenweise recht langsam und sogar ein wenig altbacken. Dabei funktionieren manche Witze immer noch hervorragend, und man kann sich in den 85 Minuten bestens amüsieren. Es fehlt nur leider das gewisse Etwas, um den Film über den Durchschnitt zu heben.
An den Kassen ist der Geschichte sicherlich zum Verhängnis geworden, dass er im Herbst 2001 starten sollte (wegen der Anschläge wurde er dann ein halbes Jahr verschoben), und niemand über mangelnde Sicherheitsvorkehrungen an einem Flughafen oder eine explodierende Atombombe lachen wollte. Schlechtes Timing …
Heute ist der Film sicherlich genauso witzig wie Schnappt Shorty, wenn vielleicht auch nicht so cool wie die Frühwerke von Tarantino oder Richie. Das Beste ist jedoch die beeindruckende Besetzungsliste, zu der noch etliche bekannte Namen wie Sofia Vergara, Janeane Garofalo, Patrick Warburton, Heavy D oder Omar Epps gehören.
Note: 3