Auf der Suche nach einer Komödie fiel mir dieser Film aus dem Jahr 2017 ein, dessen Trailer mir damals immer recht gut gefallen hatte. Als ich den Titel Girl’s Night Out auf Netflix fand, habe ich ihn gleich angeklickt, und der Anfang versprach auch genau das, was ich erwartet hatte: Ein paar Freundinnen treffen sich zum Junggesellinnenabschied. Nur wo ist Scarlett Johansson? Und warum ist der Look eher düster und sind die Gags praktisch nicht vorhanden?
Kurz und gut, nach einer Weile ging mir auf, dass ich buchstäblich im falschen Film war. Der Originaltitel lautet zwar Girl’s Night Out, bei uns firmiert er allerdings unter Terror Night – Ein mörderisches Spiel, der allerdings nicht angezeigt wurde, während der deutsche Titel des Johansson-Films Girl’s Night Out in den USA unter Rough Night bekannt ist. Beide Filme stammen übrigens aus 2017 und haben einen ähnlichen (schlechten) imdB-Wert. Wegen Scarlett Johansson habe ich mir den Film dennoch angesehen – nachdem ich ihn endlich bei Prime Video gefunden hatte …
Girl’s Night Out
Jess (Scarlett Johansson) kandidiert für den Landessenat und steht kurz vor der Hochzeit mit Peter (Paul W. Downs). Ihre Freundin Alice (Jillian Bell) hat für sie einen Junggesellinnenabschied in Miami organisiert und dazu ihre besten Freundinnen aus der Collegezeit eingeladen: Frankie (Ilana Glazer) ist eine lesbische Polit-Aktivistin, und Blair (Zoe Kravitz), mit der Frankie eine Weile liiert war, lässt sich gerade von ihrem Mann scheiden und streitet sich um das Sorgerecht für den gemeinsamen Sohn. Zum Quartett stößt noch eine gute Freundin von Jess, mit der sie auf der Universität zusammengelebt hat, die quirlige Australierin Pippa (Kate McKinnon). Ihr Treffen verläuft zunächst feucht-fröhlich, endet aber schließlich in einer Katastrophe, als Alice versehentlich den bestellten Stripper tötet …
2015 stand das Drehbuch von Regisseurin Lucia Aniello und Paul W. Downs auf der Liste der besten unverfilmten Bücher in Hollywood, und man fragt sich, warum. Die Geschichte hat zwar eine witzige Grundidee und starke Frauenfiguren in ihrem Zentrum, ist aber weder originell noch ein Plädoyer für den Feminismus. Die Story erinnert stark an Immer Ärger mit Harry von Hitchcock oder der Achtzigerjahre-Variante mit dem Titel Immer Ärger mit Bernie. Und wer glaubt, dass Frauen, die sich wie Männer benehmen, ein Zeichen für Emanzipation sind, kennt wohl keine Screwball-Comedys.
Man muss den Autoren immerhin zugutehalten, dass sie Genderklischees auf den Kopf stellen, die Mädels saufen und fluchen lassen, was das Zeug hält, während ihre männlichen Konterparts – der Bräutigam und seine Trauzeugen – sittsam bei einer Weinverkostung sitzen. Aber ein guter, wenn auch nicht origineller Einfall macht noch keinen guten Film.
Girl’s Night Out ist das Langfilm-Debüt der TV-Regisseurin Lucia Aniello, und sie hat einige Mühe mit dem richtigen Timing und neigt mitunter dazu, nicht auf dem Höhepunkt einer Szene umzuschneiden, sondern so lange zu warten – und dabei den gerade gesehenen Gag noch einmal zu erklären –, dass man als Zuschauer genervt ist. Eine gute Komödie braucht aber Tempo und pfiffige Dialoge, wenn sie schon mit so vielen bekannten Versatzstücken vollgestopft ist, dass sie von Anfang bis zum Ende vorhersehbar ist.
Der Film ist alles in allem nicht schlecht, man kann gelegentlich lachen, freut sich über Demi Moores Gastauftritt als lüsterne Nachbarin, und auch die Clique ist weitgehend sympathisch. Wer gerne alberne Komödien sieht, in denen sich erwachsene Menschen wie Teenager aufführen, kann dem Film sicherlich etwas abgewinnen.
Note: 4