Sind Hexen die neuen Vampire? Im Fernsehen und im Kino wimmelte es in den letzten Jahren nur so von den tageslichtscheuen Blutsaugern, in der Literatur haben sie sogar ihr eigenes Subgenre gegründet, und allmählich ist man ihrer überdrüssig. Zeit also für etwas Neues.
Natürlich sind Hexen nichts Neues. Es gab sie schon immer in Sagen, Legenden und nicht zuletzt in den Märchen, aber auch in Film und Fernsehen. Verliebt in eine Hexe oder Charmed sind nur zwei Beispiele für die unterschiedliche Herangehensweise im Fernsehen. Im Kino gab es vor allem Die Hexen von Eastwick von 1987, die in den letzten Jahren wieder aufgetaucht sind. 2009 wurde der Versuch unternommen, sie in Eastwick serientauglich zu machen, was jedoch scheiterte, und der Romanautor John Updike hat mit Die Witwen von Eastwick sogar eine Fortsetzung geschaffen.
Nun tauchen sie überall im Fernsehen auf: Die Serie Witches of East End startete im Herbst mit einer höchst unterhaltsamen Pilotfolge in den USA, und in der dritten Staffel von American Horror Story geht es auch um einen Hexenzirkel. In der ebenfalls neuen Serie Sleepy Hollow kommen ebenfalls Hexen vor, und dann startet nächstes Jahr im Kino schließlich noch Maleficent. Da kann man nur zauberhafte Unterhaltung wünschen.
In Deutschland wird nicht gezaubert, weder auf der großen Leinwand noch in der Realität, sonst wäre der Berliner Flughafen schon lange fertig (wobei Hexen ja eher Besen bevorzugen). Aber wir haben die Märchen, von denen eines der bekanntesten Hänsel und Gretel ist. Gerade zur Weihnachtszeit hat die schaurige Mär von der menschenfressenden Hexe und ihrem Knusperhäuschen wieder Hochkonjunktur, und dazu gibt es seit Ende August die passende DVD:
Hänsel & Gretel: Hexenjäger
Als Kinder fielen sie in die Hände einer bösen Hexe, die sie töten wollte. Als Erwachsene machen Hänsel (Jeremy Renner) und Gretel (Gemma Arterton) Jagd auf diese finsteren Geschöpfe.
Der Titel ist Programm, und wer Dead Snow gesehen hat, das Erstlingswerk des norwegischen Autors und Regisseurs Tommy Wirkola, weiß, dass mit den beiden Hexenjägern nicht zu spaßen ist. Das Blut (und oft auch die Gedärme) spritzen beinahe von der Leinwand, wenn Hexen geschlachtet werden, und gewürzt wird das Ganze mit einer großen Portion Humor. Kindgerecht kann man das nun wirklich nicht nennen, und einige groteske Einfälle zur Bewaffnung der Akteure sorgen ebenso für unfreiwillige Komik wie das Deutschlandbild, das hier vermittelt wird. Und für Augsburger gibt es noch ein besonderes Schmankerl, denn die Geschichte spielt angeblich hier, auch wenn die gezeigte Stadt eher wie ein Wikingerdorf aussieht.
Mit den Brüdern Grimm oder der realen Welt bzw. ihrer historischen Vergangenheit hat das alles nicht das Geringste zu tun, aber wenn man für knappe neunzig Minuten seinen Verstand ausschaltet, macht es dennoch verdammt viel Spaß.
Note: 3