So langsam wird es Zeit, meine Weihnachtspause zu beenden und wieder den Alltag einzuläuten. Leider war es nicht so, dass ich die vergangenen Wochen damit verbracht hätte, auf Bali Cocktails zu schlürfen (was ich, wenn ich ehrlich bin, auch unter normalen Umständen nicht getan hätte), stattdessen habe ich etliche Kleinigkeiten, die seit Monaten liegengeblieben waren, aufgearbeitet, viel gelesen und auch einige Filme und Serien gesehen. Leider mehr Serien als Filme, weshalb ich mich zu Beginn des Jahres diesem Thema widmen werde: Welche Serien habe ich in den letzten vier Wochen gesehen, die ich bemerkenswert fand?
Netflix veröffentlicht jede Woche seine Top Ten, und wenn ich sehe, was hierzulande am beliebtesten ist, wundere ich mich schon ein bisschen über meine Landsleute. Auf Platz 1 ist Lupin, was vermutlich für die Popularität von Omar Sy spricht, dann kommen einige ältere Serien wie Brooklyn Nine-Nine, How to Get Away With Murder und The Walking Dead, für die ich mich nie erwärmen konnte oder bei denen ich irgendwann ausgestiegen bin. Nun ja, über (Massen-)Geschmack sollte man sich nicht streiten. Überrascht war ich aber vor allem von Platz 10: Die härtesten Gefängnisse der Welt. Kann es sein, dass manche Leute auf diese Weise den Lockdown verarbeiten?
Immerhin, eine Serie, die sich schon seit ein paar Wochen großer Beliebtheit erfreut, habe ich auch gesehen: Als Fan historischer Stoffe musste ich mir natürlich Bridgerton gleich nach Weihnachten zu Gemüte führen, auch wenn mich Shonda Rhimes-Serien mit der Zeit immer enttäuscht haben, weil sich nach einer oder zwei Staffeln die Erzählmustern nur noch wiederholen.
Alles in allem kann man sagen, erfüllt die Serie ihren Zweck: Romantische Verwicklungen, skurrile Nebenfiguren, flotte Dialoge und eine prachtvolle Ausstattung machen die Folgen zu einem Vergnügen für Fans derartiger Stoffe. Irgendwas muss die Romanautorin Julia Quinn, auf deren Werk die Produktion basiert, ja richtig machen, wenn sie so viele begeisterte Leser rund um den Globus hat. Man muss aber auch sagen, dass das Ganze mehr an einen Groschenroman erinnert als an Jane Austen, aber das war ja bereits nach Sichtung des Trailers zu erwarten. Darüber hinaus ist alles „ein bisschen zu …“ – ein bisschen zu überdreht, zu bunt (die Farben sind so grell, dass sie quietschen) und zu historisch unkorrekt. Man kann sich dennoch ganz gut dabei amüsieren, auch wenn die dünne Geschichte nicht über acht Episoden hinweg trägt.
Eine der seltsamsten Serien, die es zurzeit auf dem Markt gibt, ist Happily Married, eine franco-kanadische Serie, die im Original C’est comme ça que je t’aime heißt, nach einem populären Schlager der frühen Siebziger. Zu dieser Zeit spielt auch die Serie, die von zwei befreundeten Paaren in einem Vorort von Quebec handelt, deren Ehen weitgehend zerrüttet sind. Klingt banal? Ist es zu Beginn auch. Komplizierter wird es, wenn herauskommt, dass der eine Ehemann seine schwangere Frau mit der Gemahlin seines Freundes betrügt – und plötzlich auf ihn geschossen wird. Ist es seine Frau oder der betrogene Ehemann seiner Geliebten? Diese Frage wird bereits in der zweiten Folge beantwortet, doch damit wird auch eine Reihe von Ereignissen in Gang gesetzt, die mit der Zeit dazu führen, dass diese beiden biederen, streng katholischen Paare zu skrupellosen Gangstern werden und eine Menge Blut vergossen wird …
Stellenweise erinnert die Serie an Quentin Tarantino, manchmal auch an David Lynch oder an die ersten beiden Staffeln von Fargo. Der Humor ist lakonisch, ein wenig bizarr, mitunter sogar beißend, das Tempo aber eher gemächlich, weshalb sie dem Zuschauer oft etwas Geduld abverlangt, obwohl man sich am Ende jeder Folge wundert, dass sie so schnell vergangen ist. Zum weiteren Personal gehören eine marxistisch-feministische Lesbe, ein Mafioso mit einer Vorliebe für alberne Wasserrutschen und zwei unterbelichtete Schläger, die nach Frühstücksflocken benannt sind. Am kommenden Donnerstag endet die Serie, die von Pro7Fun ausgestrahlt wird, und ich bin gespannt, welche unerwarteten Volten die Geschichte bis dahin noch schlagen wird.
Die beste Serie, die ich seit einiger Zeit gesehen habe, ist streng genommen eine Doku. Martin Scorsese hat seiner langjährigen Freundin, der Autorin Fran Lebowitz, ein Geschenk zum 70. gemacht und für Netflix eine siebenteilige Serie produziert, in der sie mit ihm über Gott und die Welt plaudert. Scorsese hätte es dabei als Stichwortgeber gar nicht gebraucht, denn Fran hat stets eine Menge zu sagen und hält mit ihren vielen Meinungen nicht hinter dem Berg. Das ist immer ungemein erfrischend, hin und wieder ein klein wenig anstrengend (wenn man mehr als zwei Episoden hintereinander anschaut), aber sehr unterhaltsam. Und witzig. Ich glaube, ich habe in den jeweils knapp halbstündigen Episoden mehr gelacht als in allen Komödien des letzten Jahres zusammengenommen. Wer New York und trockenen Humor liebt, muss Pretend It’s a City sehen.
Nachdem ich zum Einstieg sehr viel über Serien geschrieben habe, geht es ab morgen dann endlich wieder um Filme. Und hoffentlich in absehbarer Zeit auch um solche, die ich im Kino gesehen habe …