Animationsfilme für die ganze Familie sind das ideale Weihnachtsprogramm. Man kann es sich auf der Couch gemütlich machen, sein inneres Kind channeln und dann abtauchen in eine bunte, abenteuerliche Welt, in der alles möglich ist und das Wünschen immer noch hilft. Selbst das Corona-Virus und der Lockdown sind in diesen Momenten völlig vergessen. Deshalb habe ich mir in der Weihnachtszeit zwei Animationsfilme aus dem Hause Pixar angesehen, die ich noch nicht kannte. Den Anfang macht:
Onward: Keine halben Sachen
Vor langer Zeit hat es in einem Land, in dem Elfen, Feen, Einhörner, Zentauren und andere mythische Wesen leben, auch Magie gegeben, doch mit der Industrialisierung ist sie verschwunden. Die Einwohner leben nun im digitalen Zeitalter, haben Jobs, fahren Autos – und leben in putzigen Pilzhäusern mit winzigen Drachen als Haustieren. Als der Elf Ian 16 wird, bekommt er von seiner Mutter den alten Zauberstab seines Vaters geschenkt, der vor der Geburt seines jüngsten Sohns verstorben ist – zusammen mit einem Zauber, der ihn für einen Tag aus dem Reich der Toten zurückholt. Doch der Zauber geht schief, und vom Vater ist nur die untere Körperhälfte erschienen. Deshalb macht sich Ian mit seinem magieversessenen Bruder Barley auf eine abenteuerliche Reise, um einen magischen Edelstein zu finden, mit dessen Hilfe sie den Rest des Vaters zurückholen können.
Ob es nun Tiere wie in Zoomania sind, die in einer modernen Großstadt leben, oder wie in diesem Fall Märchenwesen, der komödiantische Effekt ist derselbe, und wenn man dann noch sieht, dass sie die gleichen Alltagsprobleme wie wir haben, findet man die Helden dieser Geschichten auf Anhieb sympathisch. Ian ist ein durchschnittlicher Teenager mit geringem Selbstwertgefühl und Problemen, Freunde zu finden. Sein Bruder Barley hingegen ist ein ewiger Kindskopf, der nicht erwachsen werden will und Fantasy-Rollenspiele mag – die er für eine Mischung aus Spiel und historischer Nacherzählung hält. Das macht ihn zum selbsterklärten Experten in Sachen Magie und dem idealen Reisebegleiter, wenn Ian sich auf den Weg macht, ihren Vater zurückzuholen.
Es dauert leider eine ganze Weile, bis die Geschichte buchstäblich an Fahrt gewinnt. Erst mit dem Aufbruch der beiden ungleichen Brüder steigern sich Tempo und Witz der Erzählung. Dass der Film ab diesem Zeitpunkt kurzweilig ist, liegt vor allem an den netten Drehbucheinfällen wie den Feen-Rockern, die einen zum Schmunzeln bringen. Der Rest der Story ist leider recht vorhersehbar.
Onward erzählt im Kern die Geschichte zweier Brüder, die grundverschieden sind, aber immer füreinander eintreten, auch wenn das mitunter mit schmerzhaften Entscheidungen verbunden ist. Man spürt, dass dies der emotionale Kern der Story ist. Das liegt an Regisseur Dan Scanlon, der die Idee zum Drehbuch beisteuerte und dabei seine eigene Biografie einfließen ließ, denn er verlor seinen Vater, als er ein Jahr alt war. Die anrührende Szene, in der Ian eine alte Audioaufnahme seines Vaters anhört und versucht, mit ihm zu kommunizieren, indem er dessen Antworten eigene Fragen voranstellt, bildet dabei die Keimzelle der Geschichte und geht auf eine Anekdote aus Scanlons Leben zurück. Von diesem Moment aus lässt sich eine direkte Linie ziehen zum berührenden und überraschend kitschfreien Ende, das einen mit feuchten Augen zurücklässt.
Note: 3+