Remakes, die die Welt nicht braucht

Fortsetzungen und Remakes finden sich immer häufiger in den Startplänen der Verleiher. Aus gutem Grund, schließlich greifen die Produzenten gerne auf Altbewährtes zurück, weil sie glauben, auf diese Weise die Marktfähigkeit eines Stoffes besser einschätzen zu können. Tatsächlich muss man sich aber immer fragen, ob eine Geschichte noch zeitgemäß ist, um sie fortzusetzen oder neu zu erzählen.

Ein unnötiges Remake war für mich The Amazing Spider-Man. Warum konnte man nicht einfach den Hauptdarsteller auswechseln und die Reihe ansonsten fortsetzen? Bei James Bond funktioniert das ja auch. Nein, stattdessen nennt man es Reboot und hofft, damit bei den Zuschauern durchzukommen. Hat in dem Fall ja auch einigermaßen funktioniert…

Vielleicht gibt es nur ein Genre, in dem sogar gute und beliebte Filme straffrei neu inszeniert werden dürfen. Da es im Horrorfilm ohnehin nichts Neues unter der Sonne gibt und die Erzählweise, das Tempo und die Effekte stark dem jeweiligen Zeitgeschmack unterworfen sind, machen Remakes sogar Sinn. Man darf nur keinen schlechten Film abliefern, wie es bei Der Exorzist geschehen ist. So bin ich schon sehr auf Carrie gespannt, obwohl ich das Original immer mochte, aber ich vermute mal, dass es wie viele Filme aus den Siebzigern nicht gut gealtert ist.

Dann gibt es natürlich noch die obligatorischen Literaturverfilmungen, die man immer und immer wieder vorgesetzt bekommt. Der Graf von Monte Christo zum Beispiel oder Jane Austens Bücher, die alle zehn Jahre neu ins Kino oder Fernsehen kommen. Letztes Jahr war es, wie vergangene Woche besprochen, die dreizehnte Neuinterpretation von Anna Karenina. Vielleicht braucht ja jede Generation ihre eigene Fassung von Das doppelte Lottchen oder Die drei Musketiere, ich bezweifle es jedoch.

Laut Wikipedia wurde Alice im Wunderland übrigens 37 Mal verfilmt – und war beim letzten Mal dank 3D tatsächlich wieder ein Hit. Hamlet kommt übrigens auf 48 und Kleopatra auf 44 Verfilmungen. Na, da wird es ja wohl bald mal wieder Zeit…

Manche Remakes sind jedoch schlichtweg völlig überflüssig oder sogar ein Verstoß gegen den guten Geschmack. Ich denke da an die Neuverfilmung von Psycho durch Gus Van Sant, obwohl ich mich immer geweigert habe, sie zu sehen und daher nicht beurteilen kann, ob sie wirklich so schlecht ist wie alle behaupten. Aber ich glaube es sofort. Oder wer ist auf die Schnapsidee gekommen, Sabrina erneut zu verfilmen? Das Endergebnis ist zwar nicht wirklich schlecht, kann dem Original aber dennoch nicht das Wasser reichen. Was kommt als nächstes? Casablanca neu und in Farbe? Grauenhafte Vorstellung.

In Deutschland versucht man es auch hin und wieder: Die Drei von der Tankstelle wurde gleich mehrmals neu aufbereitet, unter anderem 1997 als Die drei Mädels von der Tankstelle in einer Version, die das Grauen auf der Leinwand völlig neu definierte (zumindest nach dem Trailer zu urteilen). Dagegen scheint die Neufassung von Im Weissen Rössl, die gerade in den Kinos läuft, geradezu ein Meisterwerk zu sein, zumindest hatte der Trailer etwas angenehm Selbstironisches. Nur Diana Amft störte mal wieder.

Völlig unnötig war auch, Es geschah am hellichten Tag fürs Fernsehen neu zu inszenieren, was vermutlich damit zusammenhängt, dass viele Produzenten meinen, dass Schwarz-Weiß-Filme grundsätzlich nicht gern gesehen werden und daher Remake-Potential besitzen. So gab es vor Jahren auch den Plan, Metropolis wieder auf die Leinwand zu bringen. Eine dümmere Idee kann man sich nicht vorstellen, nicht nur weil das Original als Meisterwerk der Filmgeschichte gilt, sondern vor allem weil die Story einfach nicht mehr zeitgemäß ist, um die Zuschauer heutzutage zu fesseln.

Wem fallen noch weitere Remakes, die die Welt nicht braucht, ein? Antworten wie immer im Forum.

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Pi Jays Corner von Pi Jay. Setze ein Lesezeichen zum Permalink.

Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.