Der erste Teil war eine angenehme Überraschung, weil er Motive des Slasher-Films mit der Grundidee einer Hauptfigur, die in einer Zeitschleife gefangen ist, kombiniert hat: Ein Opfer, das immer und immer wieder getötet wird – bis es sich am Ende emanzipiert und seinen Mörder besiegt. Das war solides Kino von Blum House.
Zwei Jahre nach dem Hit kam die Fortsetzung in die Kinos, auch dies beinahe ein ungeschriebenes Gesetz Hollywoods, und inzwischen ist der Film bei Prime Video zu sehen.
Happy Death Day 2U
Ryan (Phi Vu) erwacht in seinem Wagen. Als er in sein Collegezimmer kommt, erwischt er seinen Mitbewohner Carter (Isaac Broussard) und Tree (Jessica Rothe), die gerade aus ihrer Zeitschleife entkommen ist, beim Knutschen. Ryan erfährt kurz darauf, dass der Dekan (Steve Zissis) sein Quantenphysik-Experiment beenden will, weil es dadurch zu Stromausfällen gekommen ist, und wird dann unvermittelt von dem Mörder mit der Babymaske getötet. Wieder erwacht er in seinem Wagen …
Wer nun glaubt, dass die Macher das Prinzip des Vorgängers einfach kopiert und mit einer neuen Hauptfigur völlig einfallslos nacherzählt haben, irrt sich, denn dies ist nur der Aufhänger der Geschichte – die danach einige tollkühne Kapriolen schlägt. Wer nicht zu viel wissen und sich lieber überraschen lassen will, sollte hier nicht weiterlesen. Denn der zweite Teil macht wieder eine Menge Spaß, wenn auch nicht so viel wie der erste.
Für alle anderen: Mit der Hilfe von Carter und Tree findet Ryan heraus, dass sein Experiment Schuld an der Zeitschleife ist, und beim Versuch, diese zu schließen, kommt es zu einem folgenschweren Unfall, in dessen Verlauf Tree wieder in ihre Zeitschleife vom Vortag versetzt wird – allerdings in einem Paralleluniversum, in dem ihre Mutter noch lebt und Carter mit der nervigen Danielle (Rachel Matthews) liiert ist. Alles klar?
Die Botschaft, die Drehbuchautor und Regisseur Christopher Landon vermittelt, ist im Grunde sehr philosophisch: Was du bist, ist die Summe all dessen, was dir in deinem Leben passiert ist, der guten wie der schlechten Erfahrungen. Auch wenn Tree sich nichts mehr wünscht, als wieder mit ihrer Mutter zusammen zu sein, was ihr in dieser neuen Welt möglich wäre, wäre sie dennoch nicht dieselbe Person. Zum einen würden ihr die Erinnerungen an die gemeinsame Zeit vor ihrem Eintritt in diese Dimension fehlen, zum anderen wäre sie nach wie vor geprägt von dem schmerzhaften Verlust in ihrer eigenen Welt. Das wird sehr schön erzählt und mündet in einer bewegenden Szene zwischen Mutter und Tochter, die der stärkste Moment des ganzen Films ist.
Darüber hinaus gibt es natürlich noch zwei weitere Plots: In dem einen versuchen Tree und ihre Freunde, die Zeitschleife zu beenden, und müssen dabei nicht nur mit den ständigen Set-backs durch jenen Umstand kämpfen, dass all ihr gesammeltes Wissen mit jedem neuen Tag wieder annulliert wird, sondern auch mit einem feindselig eingestellten Dekan. Dieser Handlungsstrang mündet in einem Finale voller Slapstick und Albernheiten, die so schlecht sind, dass man schon wieder darüber lachen kann. Im zweiten Handlungsstrang sieht sich Tree erneut der Bedrohung durch den Killer ausgesetzt, der es diesmal jedoch nicht auf sie abgesehen hat. Aber da sie einiges über den Mörder weiß, kann sie natürlich helfen. Diese Nebenstory ist leider nicht wirklich gelungen, weil die Auflösung nur bedingt funktioniert und vom Zuschauer eine Menge guten Willen verlangt, spielt insgesamt aber auch nur eine untergeordnete Rolle.
Im Endeffekt bekommt man eine Geschichte, die zwar in sich nicht ganz stimmig ist und auch die eine oder andere Ungereimtheit aufweist, aber immer noch gut unterhält. Das ist das wohl das Mindeste, was man von einer Fortsetzung erwarten kann.
Note: 3-