Kings of Summer

Die Angebotsvielfalt bei den Streamern ist verwirrend groß, ein Dschungel, in dessen Dickicht man sich mühsam Pfade schlagen muss, um am Ende ein El Dorado zu entdecken – oder wenigstens eine gemütliche Lichtung zum Verweilen. Neben den vielen Neuerscheinungen tauchen in den Listen mit Filmen und Serien, die einem angeboten werden, häufig auch ältere Produktionen auf, für die bereits vor ein oder zwei Jahren geworben wurden. Meistens merke ich erst bei der Sichtung des Trailers, dass ich mir diesen bereits einmal angesehen hatte, und manchmal, wie in diesem Fall, schaue ich mir dann sogar den Film an …

Kings of Summer

Joe (Nick Robinson) hat vor Jahren seine Mutter verloren und lebt – seit dem Auszug seiner älteren Schwester – nun allein mit seinem sarkastischen Vater (Nick Offerman), mit dem er nicht besonders gut zurechtkommt. Auch Joes bester Freund Patrick (Gabriel Basso) steht mit seinen überfürsorglichen Eltern (Meghan Mullally und Marc Evan Jackson) auf Kriegsfuß. Nach einem besonders nervigen Wochenende beschließen die beiden daher, sich in ein nahes Waldgebiet abzusetzen, um dort inmitten der unberührten Natur eine Hütte zu bauen. Dabei hilft ihn der schräge Biaggio (Moses Arias), der kurzerhand mit ihnen geht. Für eine Weile ist es das Paradies – bis Joe und Patrick sich in dasselbe Mädchen (Erin Moriarty) verlieben …

Der Trailer weckte in mir die Erinnerungen an endlose Kindheitssommer und stundenlange Wanderung durch unberührte Natur und geheimnisvolle Wälder, und es war dieser Anflug von Nostalgie, der mich schließlich dazu brachte, den Film von Jordan Vogt-Roberts anzuschauen. Außerdem überrascht er mit einer beeindruckenden Cast, zu der noch Thomas Middleditch, Mary Lynn Rasjskub und andere bekannte Darsteller gehören, die man aus diversen Serien und Filmen kennt.

Die Geschichte selbst ist etwas dünn, und wenn die drei Jungs sich erst einmal in die Wälder abgesetzt haben, tritt sie für eine ganze Weile auf der Stelle. Dafür kann man sich an wunderschönen Naturbildern erfreuen und einigen amüsanten Dialogen, die vor allem Biaggio in den Mund gelegt werden. Das hält einen bis zum halbwegs dramatischen und erfreulich kitschfreien Finale bei der Stange.

Kings of Summer gehört vielleicht nicht in die erste Riege der Coming-of-Age-Movies, dafür sind die Teenager-Probleme zu oberflächlich geschildert, aber er unterhält einen auf angenehme Weise und lässt einen von den längst vergangenen Sommern der eigenen Kindheit träumen.

Note: 3

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Pi Jays Corner und verschlagwortet mit von Pi Jay. Permanenter Link zum Eintrag.

Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.