Mit der Zeit ist das so eine Sache. Als Kind und als Teenager scheint man jede Menge davon zur Verfügung zu haben und zu wenig zu tun, um sie auszufüllen. Als Erwachsener mit Job und Familie ist die Freizeit ein knappes Gut. Ich kann mich nicht einmal mehr erinnern, wie sich Langeweile anfühlt, und auch wenn sich viele durch den (zweiten) Lockdown wieder ein Stück weit in ihre Jugend zurückversetzt fühlen und eine Menge Zeit totschlagen müssen, ist bei mir eher das Gegenteil der Fall.
Worauf ich hinaus will: Für bestimmte Dinge habe ich schlichtweg keine Zeit mehr. Videospiele zum Beispiel, in meiner Jugend ein (kleiner) Teil der Freizeitgestaltung, heute etwas, an das ich mich nur noch vage erinnere. So habe ich nie Assassin’s Creed gespielt und konnte, als 2016 der Film dazu startete, auch nicht allzu viel damit anfangen. Momentan ist er noch bei Prime Video zu sehen, verschwindet aber demnächst, und weil der Trailer immerhin ordentliche Action versprach, habe ich ihm eine Chance gegeben.
Assassin’s Creed
Cal Lynch (Michael Fassbender) wird wegen Mordes hingerichtet, doch anstatt zu sterben, wird er von der Firma Abstergo Industries in eine geheimnisvolle Einrichtung gebracht. Unter der Leitung von Dr. Sofia Rikkin (Marion Cotillard) wird Cal mittels eines Computersystems namens Animus in die Lage versetzt, die Erinnerungen seines Vorfahren Aguilar de Nerha anzuzapfen, der als Assassine den Apfel von Eden beschützt hat. Dieser Apfel enthält den genetischen Code des freien Willens und kann dazu benutzt werden, diesen den Menschen wieder zu nehmen und sie zu einer gefügigen Masse zu machen. Die Todfeinde der Assassinen waren die Templer, und deren Nachkommen leiten Abstergo …
Die Geschichte ist – man muss es so klar sagen – vollkommen gaga. Selbst Dan Brown, der für weitgehend logikfreie Storys bekannt ist, gibt sich gewöhnlich mehr Mühe bei der Ausgestaltung seiner Plots, aber vermutlich spielt es eine große Rolle, dass die Autoren Bill Collage, Adam Cooper und Michael Lesslie so viel wie möglich von der Vorlage übernehmen sollten, um die Fans nicht zu verschrecken. Auch in den ersten Teilen der Spiele geht es um die Suche nach dem paradiesischen Stück Obst.
Michael Fassbender macht seine Sache nicht schlecht, kann aber das missglückte Script nicht retten. Seine Figur, ein gewalttätiger Mörder, ist zudem wenig sympathisch, weil man sie nicht richtig kennenlernt. Deshalb wurde ihm ein kindliches Trauma angedichtet, von dem man in einer Rückblende gleich zu Beginn erfährt und das später noch eine Rolle spielt, wenn er mit seiner Vergangenheit und seinem Vater (Brendan Gleeson) abrechnen muss. So weit, so vorhersehbar.
Auch Sofia hat Probleme mit ihrem dominanten Vater (Jeremy Irons), der Weltherrschaftsgelüste hat und keinerlei Skrupel, diese umzusetzen. Die Besetzung, zu der auch noch Charlotte Rampling gehört, kann sich sehen lassen, ist aber nicht in der Lage, ihr beträchtliches Talent zur Geltung zu bringen. Hoffentlich wurden sie wenigstens fürstlich bezahlt.
Das Einzige, was die belanglose, vorhersehbare und größtenteils langweile Rahmenhandlung wettmacht, sind die Szenen, die im Spanien des Jahres 1492 spielen. Die satten Farben, die prächtigen Kulissen und vor allem die Actionszenen sind wirklich sehenswert.
Note 4+