Angesichts des bevorstehenden Lockdowns hätten die Lichtspielhäuser glatt einen neuen Slogan herausbringen können: Gehen Sie ins Kino, solange es noch geht! In der Tat scheinen sich das einige Zuschauer tatsächlich gedacht zu haben, denn die Zahlen gingen überraschend nach oben.
Wir befinden uns schon seit Freitag im Lockdown, weshalb ich froh bin, dass wir uns einige Tage zuvor noch Greenland angesehen haben. Und ratet mal, wer wieder die Servietten vergessen hat und zur Theke zurücklaufen durfte …
Greenland
In den Nachrichten wird über einen Kometen berichtet, der sich der Erde nähert und spektakuläre Bilder erwarten lässt. Doch der harmlose Anschein trügt, denn schon wenig später erhält der Bauingenieur John Garrity (Gerard Butler) eine Nachricht von der US-Regierung, dass er und seine Frau Allison (Morena Baccarin) sowie ihr siebenjähriger Sohn Nathan (Roger Dale Floyd) ausgewählt wurden, um in einem geheimen Bunker in Sicherheit gebracht zu werden. Als sie sich zu einem Luftwaffenstützpunkt aufmachen, bricht bereits Chaos im Land aus, nachdem ein Brocken des Kometen in Florida eingeschlagen ist, und kaum am Flugplatz angekommen, erfährt die Familie, dass Nathan nicht mitfliegen darf – weil er Diabetiker ist …
Katastrophenfilme, in denen die Welt untergeht, gab es noch vor einigen Jahren viele, sogar viel zu viele, aber inzwischen sind sie nahezu ausgestorben. Das liegt sicherlich auch an der Tatsache, dass jedes Untergangszenario inzwischen bereits mehrfach durchexerziert wurde und sich einfach nichts Neues mehr erzählen lässt. Auch Greenland beschreitet längst ausgetretene Pfade, und vielleicht erklärt das den eher schwachen imdB-Wert des Films.
Regisseur Ric Roman Waugh, ein ehemaliger Stuntman, versucht daher erst gar nicht, mit seinen Bildern den Master of Destruction, Roland Emmerich, in den Schatten stellen zu wollen, dafür hat er auch nicht das Budget, aber er inszeniert spannungsvoll und effektiv. Drehbuchautor Chris Sparling hätte sich hingegen ruhig etwas mehr Mühe geben können, denn der stereotype Plot von der Familie mit Problemen, die sich in einer existentiellen Krise bewähren muss, wurde leider nicht zugunsten von etwas Originellerem ausgetauscht.
Immerhin wird die Ehekrise auf ein Minimum reduziert und das Augenmerk mehr auf die Tatsache gerichtet, dass die Familie relativ bald getrennt wird und wieder zusammenfinden muss. Das trägt den Film wunderbar durch die temporeiche und stellenweise sehr spannende erste Hälfte, bevor dann eine ganze Menge unwahrscheinlicher Zufälle ins Spiel kommen, damit die Helden überleben.
Vielleicht liegt es an meiner sehr geringen Erwartungshaltung oder daran, dass ich eher bereit bin, über offensichtliche Schwächen hinwegzusehen, wenn das Gesamtpaket überzeugend ist, aber ich habe mich bei Greenland ausgezeichnet unterhalten gefühlt. Und die Tatsache, den Film während einer globalen Pandemie mit Mundschutz anzuschauen, sorgt noch für den Extra-Kick.
Note: 3