New Mutants

Es ist meistens ein schlechtes Zeichen, wenn ein Film, der bereits seit drei Jahren abgedreht ist, mit so großer Verspätung in den Kinos startet. Bei New Mutants sorgten sicherlich noch besondere Umstände wie der Verkauf von 20th Century Fox an Disney sowie die Corona-Pandemie für diese Verschiebung, aber als informierter Zuschauer ist man schon misstrauisch. Im Augenblick starten jedoch so wenige Filme, noch dazu Produktionen, die mich wirklich interessieren, dass ich mich gefreut habe, mal wieder ins Kino gehen zu können, selbst wenn ich enttäuscht werden könnte …

New Mutants

Dani (Blu Hunt) ist eine indianische Ureinwohnerin, deren Dorf eines Nachts von einer mysteriösen Bedrohung heimgesucht und ausgelöscht wird. Offiziell war es ein Tornado, aber Dani weiß, dass mehr dahinter steckt. Als bei ihr das X-Gen diagnostiziert wird, landet sie in der Einrichtung von Dr. Reyes (Alice Braga), die junge Mutanten betreut und ihnen hilft, mit ihren Kräften zurechtzukommen. Außer Dani sind noch Rahne (Maisie Williams), Illyana (Ana Taylor-Joy), Sam (Charlie Heaton) und Roberto (Henry Zaga) Insassen der hermetisch abgeriegelten Anstalt. Doch kurz nach Danis Ankunft geschehen merkwürdige Dinge, und bald scheinen Alpträume Wirklichkeit zu werden …

Die ersten X-Men-Filme haben meine – zugegeben recht überschaubare – Begeisterung für Comicverfilmungen geweckt, weshalb ich mir alle Beiträge der Reihe angesehen habe. New Mutants beschließt dieses Franchise aus dem Hause Fox und beendet damit eine Ära. Es ist der 13. Teil der Reihe – eine Unglücksnummer. Vielleicht sind die Kritiken ja deshalb so negativ?

Um eines gleich vorwegzuschicken: So schlecht wie er gemacht wird, ist der Film nicht. Sicher, die Handlung ist vorhersehbar und ohne Überraschung, die Ästhetik erinnert bisweilen an eine TV-Produktion, was vielleicht auch am kammerspielartigen Charakter des Settings liegt, denn nahezu die gesamte Handlung spielt in der genannten Einrichtung.

Dennoch hat mir der Film Spaß gemacht. Die Schauspieler agieren solide, es gibt zwei beliebte Gesichter aus Game of Thrones und Stranger Things, die man gerne wiedersieht, und Ana Taylor-Joy macht ihre Sache so gut, dass sie glatt die nächste Harley Quinn werden könnte. Alle Figuren haben ihre eigenen Dämonen, mit denen sie kämpfen, sie alle mussten erfahren, dass ihre Superkräfte auch negative Seiten haben können, vor allem, wenn man sie noch nicht beherrscht.

In anderen X-Men-Filmen wäre das nebenbei erzählt worden, während die Helden gegen einen Superschurken antreten müssen. Die Reduktion auf diesen Handlungsstrang ist also nicht gerade abendfüllend, doch in Kombination mit einigen Horrorelementen funktioniert das immerhin so gut, dass keine Langeweile aufkommt. Zudem ist der Film mit rund neunzig Minuten auch angenehm kurz.

Alles in allem erfindet er das Genre nicht neu, macht seine Sache aber auch nicht schlecht. Für Fans von Comicverfilmungen ist es die ideale Zwischenmahlzeit, bevor es – hoffentlich früher als später – mit Wonder Woman 1984 & Co. im Kino wieder richtig zur Sache geht.

Note: 3-

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.