Die Zukunft von gestern

Science Fiction. Irgendwie klingt schon diese Genre-Bezeichnung aufregend und verheißungsvoll, vor allem wenn man ein Kind oder Teenager ist und sich zum ersten Mal für fantastische Filme begeistert. Und weil man noch nicht so viel kennt und erst einmal alles oder zumindest fast alles ganz toll findet, kann man sich auch für den dümmsten Quatsch erwärmen. So fand ich als Heranwachsener Die Eispiraten wahnsinnig komisch, eine Meinung, die ich heute vermutlich nicht mehr teilen würde.

Als Student habe ich ein Referat über deutsche Science Fiction Filme gehalten, was selbst mir auf den ersten Blick recht widersprüchlich erschien. Aber das Thema ist ergiebiger als man denkt. Der erste Film dieser Art stammt von Ernst Lubitsch und wurde 1915 gedreht, immerhin dreizehn Jahre nach Méliès Die Reise zum Mond. Der Kraftmeier ist verschollen, handelte aber nicht von Raumschiffen und fremden Welten, sondern nur von einem Mann, der mittels eines „Stärkungsmittels“ ungeheure Kräfte entwickelt. Also so etwas wie eine Superheldengeschichte, nur dass seine Heldentat darin besteht, seine Schwiegermutter loszuwerden.

Metropolis ist natürlich der Film, der einem bei dem Stichwort deutscher Science Fiction als erstes einfällt, und es ist in der Tat traurig, dass dieser Meilenstein der Filmgeschichte bis heute so ziemlich alleine dasteht. Erwähnenswert ist aber vor allem ein weiterer Film von Fritz Lang: Frau im Mond, der großen Wert auf die Genauigkeit technischer Details legt. Es heißt, dass Lang damals u. a. sogar den Countdown erfunden hat, weshalb er in den 1960er Jahren wiederholt von der NASA als Referent eingeladen wurde.

Natürlich wird das Genre vor allem von Hollywood bedient, zum einen wegen der Kosten, zum anderen weil deutsche Produzenten und Sender bekanntlich bei allem abwinken, was weder Kinderfilm noch Romantische Komödie oder wenigstens ein todtrauriges Drama ist. So ist der Blick in die Zukunft meist amerikanisch geprägt, und wenn man sich die Science Fiction von gestern ansieht, stellt man schnell fest, dass das Morgen eine recht kurze Halbwertzeit besitzt. Vieles, was im Entstehungsjahr des Films wahnsinnig schick und innovativ war, sieht zehn oder zwanzig Jahre später schrecklich gestrig und manchmal unfreiwillig putzig aus. Man denke nur an Mobiltelefone, Computer oder auch nur die Tastaturen in alten Raumschiffen…

Es ist daher immer mit einem gewissen Risiko verbunden, wenn man einen seiner Lieblingsfilme der Kindheit erneut betrachtet, vor allem wenn er so alt ist:

Westworld

In naher Zukunft: John (James Brolin) und Peter (Richard Benjamin) machen Urlaub in einem von drei Themenparks, in denen Roboter mit den menschlichen Besuchern interagieren. Man kann sich mit ihnen Duelle liefern, sie töten, aber auch Sex haben – der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Doch ein Computervirus sorgt für eine Fehlfunktion der Androiden, die daraufhin Jagd auf Menschen machen.

Michael Crichton (Buch und Regie) hat 1973 in diesem Genreklassiker einige Elemente späterer Hits vorweggenommen und ein äußerst faszinierendes Szenarium geschaffen. Vierzig Jahre nach Erscheinen des Films wirkt sein Zukunftsszenario noch immer erstaunlich frisch und aktuell – was für den Film selbst leider überhaupt nicht gilt. Das liegt allerdings nicht so sehr an der Ausstattung oder dem technischen Design, sondern vor allem am Drehbuch und der Inszenierung, die etliche Logikfehler und Schwächen aufweisen. Vor allem in der ersten Hälfte der umständlich erzählten Geschichte schleichen sich so viel zu viele Längen ein.

Leider konzentriert sich Crichton allein auf die Action seiner Story, ohne dabei in die Tiefe zu gehen und die teils philosophischen Fragen, die der Film aufwirft, zu behandeln. Immerhin schafft Yul Brunner einen ungeheuer präsenten Bösewicht und knüpft damit an seinen Auftritt in Die glorreichen Sieben an. Für Genrefans daher ein absolutes Muss.

Mit Nostalgiebonus und einem Extra-Punkt für technische Innovation gibt es daher die

Note: 3-

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.