Vielleicht hat es sich schon rumgesprochen, aber im Internet, insbesondere in den sozialen Medien, wird man häufig mit personalisierter Werbung konfrontiert. Diese speziell auf die ureigenen, persönlichen Bedürfnisse zugeschnittenen Botschaften der Industrie, die einen dazu verleiten sollen, dass man Dinge kauft, die man nicht kennt, ohne die man aber nicht leben kann, sind das Ergebnis eines komplexen Algorithmus, der sich aus dem Surfverhalten speist. Ich bekomme zum Beispiel Werbung für Treppenlifte und Schwangerschaftsmode, was bedeutet, dass ich durch das Internet surfe wie eine schwangere Seniorin. Sollte eine KI dahinterstecken, können wir uns alle beruhigt zurücklehnen – so schnell wird das mit der Übernahme der Weltherrschaft nichts.
Auch die Streamingdienste analysieren unsere Vorlieben und machen uns dementsprechend geeignete Vorschläge. Bei Amazon Prime haben sie inzwischen gemerkt, dass ich gerne Filme über Zeitreisen sehe, und mir daher eine Produktion vorgeschlagen, die mich neugierig gemacht hat. Was Amazon nicht weiß: Die meisten Filme über Zeitreisen gefallen mir nicht. Wahrscheinlich schaue ich sie nur, um endlich mal einen zu finden, der richtig gut ist …
Die Höhle: Das Tor in eine andere Zeit
Professor Hopper (Andrew Wilson) entdeckt nach jahrelanger Suche endlich einen Hinweis auf seine vor vierzig Jahren verschwundenen Eltern: Seine Familie war von einer alten Legende fasziniert, nach der in einer Höhle die Quelle ewiger Jugend zu finden sein soll, kehrte aber von dem Trip unter Tage nie zurück. Nun steigt Hopper hinab in die Dunkelheit – und verschwindet ebenfalls. Seine Studenten Taylor (Reiley McClendon) und Cara (Cassidy Gifford) starten eine Such- und Rettungsaktion. Ihre Freundin Jackie (Brianne Howey) fährt sie, muss aber ihre kleine Schwester Veeves (Olivia Draguicevich) und deren Freund Furby (Max Wright) mitnehmen. Doch als sie die Höhle betreten, merken sie schnell, dass sich die Zeit dort anders verhält als sonst …
Es gibt alte Sagen und Legenden, in denen Menschen versehentlich ins Feenreich gelangen, meistens in Gestalt eines schönen Gartens, sich dort kurze Zeit aufhalten und bei ihrer Rückkehr feststellen, dass viele Jahre, manchmal Jahrhunderte vergangen sind. Genau darum geht es auch in dem Film, was man praktisch schon nach der Sichtung des Trailers weiß und einem spätestens nach der ersten halben Stunde klar wird. Die Idee ist nicht schlecht, denn gewöhnlich werden in Zeitreisefilmen die Helden in die Vergangenheit geschickt, seltener in die Zukunft. Entfernt erinnert der Plot auch an H.G. Wells Roman Die Zeitmaschine und die Abenteuer des Protagonisten in der fernen Zukunft.
Es ist eine klassische B-Movie-Produktion von Mark Dennis, der das Buch verfasst hat, und Ben Foster, die gemeinsam Regie geführt haben. Das Ergebnis ist gar nicht mal so schlecht, auch wenn das Drehbuch eine denkwürdige Sammlung schlechter Dialoge beinhaltet, bei denen man oft mit den Augen rollen muss, und seine Story etwas umständlich erzählt. Doch die Schauspieler sind nicht schlecht, auch wenn es eine ungünstige Entscheidung war, die beiden weiblichen Hauptrollen mit Darstellerinnen zu besetzen, die sich zum Verwechseln ähnlich sehen.
Eigentlich wollte ich nur kurz reinschauen, mich davon überzeugen, dass der Film nichts taugt, und dann ins Bett gehen. Aber ich bin hängengeblieben, und das spricht für den Film. Gegen Ende wird er zwar ein wenig bizarr und in manchen Momenten unfreiwillig komisch, und es gibt auch eine ärgerlich unlogische Stelle, aber im Großen und Ganzen ist die Handlung nie langweilig, gelegentlich sogar spannend und weniger unlogisch als manche Hollywood-Blockbuster. Ich schätze mal, das ist ein Lob …
Wer wie ich also auf Zeitreisen steht und nicht so große Erwartungen an diese Produktion hat, die den Großteil ihres Budgets vermutlich für die Spezialeffekte am Ende verbraten hat, sollte diesem Film durchaus eine Chance geben.
Note: 4+