Als der Film kürzlich bei Netflix erschienen ist, habe ich mich direkt gefreut, denn wir haben damals einen längeren Ausschnitt auf einer Tradeshow gesehen, und auch der Trailer hat mir gut gefallen. Leider habe ich ihn dann im Kino verpasst.
Schauspieler agieren ja gerne in Doppel- oder Mehrfachrollen, aber gleich in sieben verschiedene Charaktere zu schlüpfen, dürfte schon fast rekordverdächtig sein. Zum Glück gibt es mit Noomi Rapace eine wandlungsfähige Schauspielerin, die dieser Herausforderung auch gewachsen ist. Vorbilder dafür gibt es ja genug, man denke nur an Alec Guinness in dem Klassiker Adel verpflichtet oder Tatiana Maslany in der Kultserie Orphan Black.
What Happened to Monday?
Einige Jahrzehnte in der Zukunft: Weil die Erde hoffnungslos überbevölkert ist und der Klimawandel Dürren und Hungersnöten verursacht, verfolgt die europäische Zentralregierung eine strenge Ein-Kind-Politik. Gleichzeitig kommt es aber infolge von Umweltschäden auch zu besonders vielen Mehrlingsgeburten. Die Familien werden daher gezwungen, die „überzähligen“ Kinder einfrieren zu lassen. Als seine Tochter bei der Geburt ihrer Kinder stirbt, will Terrence Settman (Willem Dafoe) ihre Siebenlinge jedoch nicht aufgeben und entscheidet sich, sie heimlich und illegal aufzuziehen. Dreißig Jahre später haben die Sieben (alle: Noomi Rapace) das System der Täuschung perfektioniert: Jeden Tag darf eine andere in die Rolle der Karen Settman schlüpfen und in der Welt einer Arbeit als Bankerin nachgehen. Doch eines Tages kehrt Monday nicht zurück …
Dystopien sind immer Kinder ihrer Zeit. Die Angst vor dem Klimawandel, der durch eine immer noch wachsende Weltbevölkerung weiter befeuert wird, bestimmt hier das Setting. Hinzu kommt die Überlegung, die Ein-Kind-Politik, die China über Jahrzehnte praktiziert hat, auf eine westliche Gesellschaft zu projizieren. Das Ergebnis sieht nicht schlecht aus, es gibt übervolle Straßen, eine restriktive Gesellschaftsordnung und massenhaft Polizisten, die für eine Einhaltung der Regeln sorgen, im Detail wirkt das alles jedoch nicht völlig überzeugend. Das tut dem düsteren Hintergrund der Geschichte aber keinen Abbruch.
Der Film nimmt sich anfangs relativ viel Zeit, um die Situation der Settmans darzulegen und zu erklären, wie das System funktioniert. Passiert einer Schwester etwas, müssen auch die anderen darunter leiden – das wird in einer besonders drastischen Szene deutlich, als Friday sich bei einem heimlichen Ausflug in die Welt verletzt …
Leider geht die ausführliche Erklärung der Regeln ihres Zusammenlebens auf Kosten der Ausgestaltung der Figuren. Bis Monday verschwindet, hat man kaum genug Zeit, die Schwestern kennenzulernen, geschweige denn, sie auseinander zu halten. Das wirkt sich letzten Endes auch auf die Sympathien aus, die man mit den sieben hat. Mondays Verschwinden lässt einen daher zunächst kalt.
Für eine Weile sieht es so aus, als würden die Autoren Max Botkin und Kerry Williamson ganz auf die Rätselspannung setzen. Da alle Menschen elektronische Armbänder zur Identifizierung tragen müssen, können die übrigen Schwestern nicht einfach so das Haus verlassen und Nachforschungen anstellen, was für weitere Spannung sorgt. Doch leider wird nur allzu schnell klar, dass Monday ins Visier der mächtigen Politikerin Cayman (Glenn Close) geraten ist, die bald Jagd auf die Schwestern machen lässt, stellt deren Existenz allein ein Scheitern ihrer Politik dar und gefährdet ihre bevorstehende Wahl.
Zunächst ist es nicht tragisch, dass man so schnell erfährt, wer die Gegner der Schwestern sind, denn Regisseur Tommy Wirkola, der schon den schrägen Nazi-Zombie-Film Dead Snow inszeniert hat, setzt ganz auf Action. Es gibt etliche Kämpfe und Verfolgungsjagden, die den Film spannend und höchst unterhaltsam machen.
Problematisch ist allerdings die Auflösung. Das große Geheimnis, hinter das die Schwester schließlich kommen und das alles verändern wird, sieht man selbst als wenig versierter Zuschauer schon von der ersten Minute an voraus, und die große Verschwörung, um die sich das Verschwinden Mondays rankt, funktioniert leider nur mäßig. So bleiben am Ende einige Fragen offen, und es rächt sich, dass die Autoren sich nicht mehr Mühe mit der Ausgestaltung ihrer Charaktere gemacht haben. Schade.
Auch wenn das Ende eher enttäuschend ist, ist der Weg dorthin ungemein spannend und gekonnt inszeniert. Noomi Rapace überzeugt ebenfalls und macht sogar das stellenweise peinliche Overacting von Glenn Close wett. Alles in allem solide Science-Fiction-Unterhaltung.
Note: 3