The Nun

Normalerweise versuche ich, mir möglichst viele Filme aus verschiedenen Genres anzusehen, doch das ist in diesem Jahr schwieriger als sonst. Komödien sind ja schon seit Jahren rar gesät, gute Actionfilme zu finden, ist beinahe eine Unmöglichkeit geworden, und auch Horrorfilme sind häufig qualitativ enttäuschend. Deshalb ist man froh, wenn es ein Franchise gibt, das einen mehr oder weniger zuverlässig mit anständig gemachter Ware versorgt.

Die Filme der Conjuring-Reihe gehören dazu, wobei die Spin-offs leider nie an die Qualität der Filme heranreichen, die Conjuring auch im Titel tragen. Der letzte aus dieser Reihe war The Nun, den ich damals unbedingt im Kino sehen wollte, dessen schlechte Kritiken mich aber dann doch davon abhielten. Seit einigen Monaten ist er nun auf Netflix, und jetzt habe ich mich endlich dazu durchgerungen, ihn auch anzuschauen.

The Nun

1952 werden in einem rumänischen Kloster zwei Schwestern von einer dämonischen Macht angegriffen, die eine stirbt, die andere flieht – und erhängt sich dann. Als der junge Frenchie (Jonas Bloquet), der das Kloster mit Lebensmitteln versorgt, die Leiche entdeckt und der Kirche meldet, schickt der Vatikan Pater Burke (Demián Bichir) und die Novizin Irene (Taissa Farmiga) nach Rumänien, um den Ereignissen auf den Grund zu gehen. Schon bald müssen sie feststellen, dass sie es hier mit einem mächtigen Dämon zu tun haben …

Im ersten Conjuring-Film spielte eine Puppe namens Annabelle eine gruselige Nebenrolle, das Relikt eines weiteren Falls des Geister- und Dämonenjägerpaars Warren, aus dem zwei Spin-offs wurden. In Conjuring 2 tauchte dann zum ersten Mal die dämonische Nonne auf und brachte uns Zuschauer um den Schlaf. Sie kam beim Publikum so gut an, dass sich alle auf das Spin-off gefreut haben und es zum erfolgreichsten der Reihe werden ließen. Nur leider wird der Film diesem Hype nicht gerecht, wie auch die Kritiken bemängelten.

Schon die Auswahl der Schauspieler und die Ausarbeitung ihrer Rollen lässt einiges zu wünschen übrig. Demián Bichir agiert ein wenig lustlos und schein sich stark an Max von Sydow in Der Exorzist zu orientieren. Natürlich hat er – wie fast alle Teufelsaustreiber in Filmen – einen missglückten Exorzismus mit Todesfolge im Gepäck, der ihn verfolgt und vom Bösen als Waffe gegen ihn benutzt wird.

Warum Taissa Farmiga, die jüngere Schwester von Vera Farmiga, die Lorraine Warren spielt, für die weibliche Hauptrolle besetzt wurde, ist rätselhaft. Sie sieht ihrer Schwester so ähnlich, dass man annehmen könnte, sie spiele eine jüngere Version derselben Rolle, zumal die Handlung auch rund zwanzig Jahre vor dem ersten Conjuring spielt und sie ähnlich wie Lorraine Visionen hat. Sie scheint nicht Lorraine zu sein, zumindest nach dem gegenwärtigen Stand der Dinge, was aber dennoch für Verwirrung sorgt.

Insgesamt sind die Figuren blass und oberflächlich gezeichnet, weshalb es schwer fällt, mit ihnen mitzufiebern. Darüber hinaus ist auch das Drehbuch bei weitem nicht so raffiniert wie jene der Conjuring-Filme und wartet mit den üblichen Versatzstücken des Genres auf, die ein bisschen lieblos zusammengesetzt wurden. Ein jump scare funktioniert, der Rest ist eher mäßig unheimlich inszeniert. Wenigstens die Atmosphäre ist stimmig, und das Kloster, ein ehemaliges Schloss, auf dem auch Graf Dracula hausen könnte, trägt ebenfalls einiges dazu bei, dass man bei dem Film Gänsehaut bekommt.

Das einzige, was wirklich gelungen ist, ist die Verzahnung mit dem Rest des Conjuring-Universums, denn am Ende des Films wird offenbar, in welchem Zusammenhang diese Geschichte mit dem ersten Teil steht. So wird deutlich, dass das Franchise vor allem vom Kampf der Warrens gegen den Dämon Valak handelt, der ihnen immer wieder begegnet, und das lässt wiederum auf einen gelungenen dritten Teil hoffen …

Alles in allem ein ordentlich gemachter, aber leider nicht wirklich guter Horrorfilm. Die gruselige Nonne hätte was Besseres verdient.

Note: 3-

Dieser Eintrag wurde veröffentlicht in Pi Jays Corner und verschlagwortet mit von Pi Jay. Permanenter Link zum Eintrag.

Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.