Mitte der Achtzigerjahre habe ich das Kino für mich entdeckt, und einer der Filme, die ich damals sehr mochte und danach noch etliche Male auf Video gesehen habe, war Das Geheimnis des verborgenen Tempels. Ähnlich wie E.T., Zurück in die Zukunft oder Die Goonies richtet sich der Film vom Sujet und der Tonalität her in erster Linie an ein jugendliches Publikum, vermag aber auch, die Erwachsenen zu begeistern, weil er verspielt ist, ohne dabei kindisch zu wirken. Irgendwie scheint es solche Geschichten nicht mehr zu geben.
Als der Film neulich auf TNT Film zu sehen war, musste ich einem nostalgischen Impuls Folge leisten und ihn mir – nach Jahrzehnten – wieder ansehen.
Das Geheimnis des verborgenen Tempels
Der sechzehnjährige John Watson (Alan Cox) ist neu an der Schule im viktorianischen London und freundet sich mit einem leicht schrulligen jungen Mann an: Sherlock Holmes (Nicholas Rowe). Holmes ist in Elizabeth (Sophie Ward), die Nichte des pensionierten Lehrers Waxflatter (Nigel Stock) verliebt, die ebenfalls auf dem Gelände des Internats leben. Eines Tages kommt Waxflatter unter mysteriösen Umständen ums Leben, und Holmes und Watson beginnen mit ihren Nachforschungen, die sie auf ein unglaubliches Geheimnis stoßen lassen …
Der Originaltitel Young Sherlock Holmes verrät weniger, worum es in diesem allerersten Fall des Meisterdetektivs geht, als der deutsche Titel, der wiederum keinen Hinweis darauf liefert, dass dies ein Sherlock Holmes-Film ist. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, ob ich dies vor dem Kinobesuch gewusst habe, denn Sherlock Holmes galt damals doch als relativ verstaubt und altbacken. Vielleicht war er deshalb auch ein Flop in den USA, während die Referenz zu dem ein Jahr zuvor gestarteten Indiana Jones und der Tempel des Todes in Deutschland immerhin noch zu einem befriedigenden Ergebnis an den Kinokassen geführt hat. Infolgedessen wurde der Titel für die Videopremiere in den USA auch in Young Sherlock Holmes and the Pyramid of Fear geändert.
Selbst wenn man kein ausgewiesener Kenner der Sherlock Holmes-Bücher ist, kennt man nicht nur die Hauptfiguren und ihre Marotten, sondern auch ihre bekanntesten Fälle, denn sie wurde alle verfilmt. Das Drehbuch von Chris Columbus nimmt vor allem Bezug auf die Romane von Arthur Conan Doyle und versucht zu erklären, wie aus einem verschrobenen jungen Mann der Meisterdetektiv wurde und wie er zu seinen Markenzeichen gelangt ist. Das ist ausgesprochen gut gelungen, wie auch bereits die bekannten Nebenfiguren wie Kommissar Lestrade (Roger Ashton-Griffiths) und Moriarty eingeführt werden, wobei die Identität des Letzteren erst während des Abspanns enthüllt wird.
Es macht eine Menge Spaß, den beiden jugendlichen Detektiven auf ihrer Jagd nach dem geheimnisvollen Mörder zu folgen, der seinen Opfern ein Nervengift injiziert, das heftige Halluzinationen verursacht. Diese wurden damals teilweise mit einem neuartigen Verfahren umgesetzt, das bei den Kinogängern für Erstaunen gesorgt hat: CGI. Industrial Light and Magic erschuf die erste, rein computeranimierte Figur der Filmgeschichte und erhielt damals einen Oscar dafür.
Leider ist die Story selbst nicht so gelungen, wie die Abenteuer die Arthur Conan Doyle für seine Helden erdacht hat. Alles wirkt reichlich übertrieben und mitunter auf den Ersatz der Spezialeffekte hin geschrieben, versteht aber dennoch, den Zuschauer zu fesseln. Selbst nach all den Jahren und diversen Sichtungen hat mir der Film eine Menge Spaß gemacht. Vielleicht sind das aber auch nur nostalgische Anwandlungen …
Note: 3+