Wenn man so etwas wie eine Erkenntnis über die entscheidenden Jahre des Heranwachsens aus den diversen Coming-of-Age-Movies ziehen kann, lautet sie vielleicht folgendermaßen: Hat man positive Erinnerungen an seine Jugend, war man entweder ein Arschloch oder ein Langweiler. Nun gehört es zwar zur Grundausstattung eines dramatischen Helden, ein (oder mehrere) Probleme zu haben, aber es scheint, dass niemand existenziellere Probleme hat als ein Teenager.
The Edge of Seventeen: Das Jahr der Entscheidung
Nadine (Hailee Steinfeld) war schon immer ein etwas schwieriges, einzelgängerisches Kind, das nur eine einzige echte Freundin hat: Krista (Haley Lu Richardson). Als diese sich ausgerechnet in Nadine verhassten älteren Bruder (Blake Jenner) verliebt, empfindet die junge Frau dies als schlimmstmöglichen Verrat. Sie selbst ist in Liebesdingen eher verzagt, denn sie schwärmt für den etwas älteren Jungen mit dem Böse-Buben-Charme Nick (Alexander Calvert), spielt aber gleichzeitig auch mit den Gefühlen des nerdigen Erwin (Hayden Szeto), der unbeholfen um sie wirbt. Doch zuallererst ist Nadine damit beschäftigt, sich unglücklich und unverstanden zu fühlen, weshalb sie häufig den Rat ihres Vertrauenslehrers Mr. Bruner (Woody Harrelson) sucht, der ihre Allüren mit trockenem Humor kontert.
Nadine erzählt uns im Off selbst einiges über ihr trostloses Leben als unverstandener Teenager, berichtet, wie sie in der zweiten Klasse Krista kennengelernt und wie sie an einem traumatischen Abend ihren Vater verloren hat. Diese Szene gehört mit zu den stärksten des Films und nimmt den Zuschauer rasch für Nadine ein.
Fairerweise sollte man sagen, dass die junge Frau trotz allem auch eine ziemliche Nervensäge ist. Sie quasselt viel zu viel, macht sich zu viele Sorgen über Nichtigkeiten und nörgelt unentwegt. Mr. Bruner kontert irgendwann auf ihre ewige Litanei, dass sie keine Freunde hat, mit den Worten: „Vielleicht kann dich einfach keiner leiden.“ Man möchte ihm recht geben und ist insgeheim froh, keine siebzehn mehr zu sein.
Neben dieser Konzentration auf die Hauptfigur bleibt für die teilweise wunderbaren Nebendarsteller nicht viel Raum zum Glänzen. Kyra Sedgwick als überforderte Mutter sollte man unbedingt erwähnen, die an ihrer Tochter verzweifelt, während sie gleichzeitig versucht, ihr Leben wieder auf die Reihe zu bekommen und vielleicht noch einmal eine Beziehung einzugehen. Man hätte ihr mehr Screentime gönnen sollen.
Die Geschichte ist nicht sonderlich aufregend, besitzt aber einen präzisen, warmherzigen Blick auf das Innenleben einer einsamen, jungen Frau, die sich als Außenseiterin fühlt und verzweifelt versucht, einen Platz im Leben zu finden. Sie dabei ein Stück ihres Wegs begleiten zu können, ist stellenweise höchst unterhaltsam. In diesem Sinne ist das Regiedebüt von Kelly Fremon Craig ein gelungenes Coming-of-Age-Movie.
Note: 2-