Whatever works

Heute startet Blue Jasmine, der neue Film von Woody Allen. Leider habe ich ihn noch nicht gesehen, aber andererseits gibt es noch einige ältere Filme des New Yorker Regisseurs, die ich nicht kenne und nachholen will. Einer davon ist:

Whatever works – Liebe sich wer kann

Boris (Larry David) ist ein griesgrämiger, pessimistischer, depressiver Mann jenseits der besten Jahre, ein Physiker, der beinahe einmal für den Nobelpreis nominiert worden wäre. Seit einem misslungenen Selbstmordversuch humpelt er und lebt in einer runtergekommenen kleinen Wohnung, in die er eines Abends aus einer Laune heraus die junge Ausreißerin Melody (Evan Rachel Wood) mitnimmt. Die naive, gläubige und optimistische junge Frau verliebt sich sogar in den alten Brummbär, und die beiden heiraten. Dann taucht eines Tages ihre überspannte Mutter (Patricia Clarkson) auf…

Ein bisschen wirkt der Film so, als hätte Woody Allen hier seine persönliche Version von My Fair Lady abgeliefert, nur ein bisschen fatalistischer, zynischer und schräger. Der Altmeister aus Manhattan bleibt sich auch diesmal treu, und Larry David vertritt ihn ziemlich überzeugend als sein alter ego. Einerseits ist es eine Idealbesetzung, denn auch David spielt gerne den alten Grantler, andererseits ist es kein Geheimnis, dass er ein furchtbarer Schauspieler ist. Wer die Serie Curb your Enthusiasm kennt – die den furchtbaren deutschen Titel Lass es, Larry! trägt und noch grauenhafter synchronisiert wurde, weshalb man sie nur im Original sehen sollte – weiß, wie oft er hilflos durch eine Szene stolpert. Manchmal macht aber genau das auch den Charme aus…

Man muss jedoch sagen, dass die Liebesgeschichte zwischen Boris und Melody nur wenig überzeugend geraten ist, dafür ist er einfach zu sehr ein menschenfeindlicher Griesgram und sie nicht so dumm wie es nötig wäre. Mit dem Auftauchen von Melodys Mutter kippt der Film dann endgültig ins Boulevardeske, obwohl Patricia Clarkson wie immer hinreißend spielt.

Das Drehbuch hat Allen bereits in den Siebzigern geschrieben und nur ein wenig aktualisiert, was man der Geschichte durchaus anmerkt. Andererseits verströmen seine Filme häufig etwas Gestriges, was nicht unbedingt schlecht sein muss. Insgesamt nicht Allens bester Film in letzter Zeit, aber alles in allem recht vergnüglich.

Note: 3

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Über Pi Jay

Ein Mann des geschriebenen Wortes, der mit fünfzehn Jahren unbedingt eines werden wollte: Romanautor. Statt dessen arbeitete er einige Zeit bei einer Tageszeitung, bekam eine wöchentliche Serie - und suchte sich nach zwei Jahren einen neuen Job. Nach Umwegen in einem Kaltwalzwerk und dem Öffentlichen Dienst bewarb er sich erfolgreich an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg. Er drehte selbst einige Kurzfilme und schrieb die Bücher für ein halbes Dutzend weitere. Inzwischen arbeitet er als Drehbuchautor, Lektor und Dozent für Drehbuch und Dramaturgie - und hat bislang fünf Romane veröffentlicht.