Ich glaube, ich habe gelegentlich mal erwähnt, dass ich Historiendramen mag. Weil ich so empfänglich dafür bin, sehe ich mir auch Filme an, deren Kritiken und Bewertungen eher unterdurchschnittlich sind. Meistens befinden sie sich dann auch recht lange auf meiner Watchlist, so wie Tulpenfieber, der zudem noch das Pech hat, dass Christoph Waltz mitspielt, den ich mir nur ungern ansehe, was ich vielleicht auch ein- oder zweimal erwähnt haben könnte. Jedenfalls verschwindet der Film demnächst von Amazons Streamingplattform, weshalb ich mir dachte: Wann, wenn nicht jetzt …?
Tulpenfieber
Anfang der 1630er Jahre heiratet der wohlhabende Amsterdamer Kaufmann Cornelis Sandvoort (Christoph Waltz) die arme Waise Sophie (Alicia Vikander) und wünscht sich von ihr nichts sehnlicher als einen Erben. Doch Sophie wird einfach nicht schwanger. Eines Tages gibt Cornelius ein Porträt von sich und seiner Gattin bei dem jungen Maler Jan van Loos (Dane DeHaan) in Auftrag, der sich auf den ersten Blick in Sophie verliebt. Kompliziert wird es, als sie seine Gefühle erwidert und die beiden einen gefährlichen Plan schmieden, wie sie zusammen sein können …
Verbotene oder heimliche Liebschaften bergen ein enormes dramatisches Potential, was bekanntlich schon Shakespeare wusste, sonst hätte er nie Romeo und Julia geschrieben. Mit zwei verfeindeten Häusern kann der Film von Justin Chadwick zwar nicht aufwarten, aber ein eifersüchtiger Ehemann kann ebenfalls sehr gefährlich sein.
Leider ahnt Cornelius bis zuletzt nichts. Selbst die krudesten Täuschungsmanöver werden von ihm nicht durchschaut, was allerdings nichts damit zu tun hat, dass er zu einfältig wäre, um etwas zu bemerken, was ja eine gewisse Komik beinhaltet hätte, sondern dass das Drehbuch von Deborah Moggach und Tom Stoppard schlichtweg jeden brauchbare Konflikt flach hält oder gleich ignoriert. Dass man Cornelius sogar versteht und – in Maßen – mag, ist zwar löblich, steigert jedoch ebenfalls nicht das dramatische Potential.
Eine reine Liebesgeschichte ohne Aufregungen oder Gefahr ist jedoch langweilig, vermutlich hat sich Moggach, von der die Romanvorlage stammt, deshalb entschlossen, noch ein weiteres, leidgeprüftes Paar heranzuziehen: In einer Parallelhandlung wird die Geschichte von Sophias Magd Maria (Holliday Grainger) erzählt, die den Fischhändler Willem (Jack O’Connell) liebt, der in den hochspekulativen Handel mit Tulpenzwiebeln einsteigt, um das zukünftige Eheglück zu finanzieren. Doch auch hier ist dem Paar aufgrund von Missverständnissen und Unglücksfällen zunächst kein Happy End beschieden. Diese Geschichte wäre die bessere der beiden geworden, hätte das Schicksal (in diesem Fall die Autorin) die beiden Liebenden nicht für die meiste Zeit des Films getrennt und sich auf die banalere Episode konzentriert.
So driftet der Film spätestens in der zweiten Hälfte in die Langeweile ab. Man kann mit den Figuren nicht mitfiebern, der Handel mit Tulpenzwiebeln, der zur ersten Börsenblase der Finanzgeschichte führte, ist bestenfalls so spannend wie der Parketthandel in Frankfurt oder New York, und zum Trost bleiben einem allenfalls die exquisite Ausstattung und die herrlichen Kostüme.
Auch die Liste der beteiligten Schauspieler kann sich sehen lassen. Neben den bereits genannten Darstellern treten noch Judi Dench, Tom Hollander, Kevin McKidd, Cara Delevingne, Zach Galifianakis und Joanna Scanlan auf. Viel Talent, das sich leider nicht entwickeln kann, weil die Story einfach nichts hergibt.
Nett zum Anschauen, aber insgesamt leider ziemlich langweilig.
Note: 4+